Leporello im Gespräch mit Ideengeber, Projektentwickler und Architekt Roland Breunig über Zeitplanung

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 3/2015)

Der nächste Termin zum Feiern steht auch schon, nämlich der für das Bürgerbräu- Sommerfest am 28. Juni.2017 soll das Bürgerbräu-Gelände weitgehend baulich abgeschlossen sein.

Dann ist es über zehn Jahre her, dass Roland Breunig die Idee hatte, Kreativen vor der Haustür einen Ort und damit Raum zu geben, ihr Potenzial zu leben, zu bündeln und durch Synergieeffekte zu vervielfachen.

Der Mix aus Kultur, Sport, Lebensart, Gewerbetreibenden, Sektkellerei und Gastronomie, der jetzt nach Eröffnung der ersten Geschäfte und Büroräume schon augenscheinlich ist, war bereits in den ersten Entwürfen des Ideengebers Roland Breunig formuliert und berücksichtigt: „Es war eine große Herausforderung, den Spagat zwischen den Baskets, die auf dem Gelände trainieren, und dem Siebold-Museum zu schaffen.

Jeder, der beteiligt sein wollte, musste sich identifizieren können und so das Konzept mittragen.

Und die rechtlichen Voraussetzungen mussten geschaffen werden, sonst wäre das Konzept von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen“, berichtet der visionäre Denker Breunig von den Anfängen des Kreativ-Quartiers im Würzburger Stadtteil Zellerau.

Das Quartier eifert schon jetzt seinem großen Vorbild in Berlin nach ... – das Bürgerbräu als kleiner Prenzlauer Berg von Würzburg?

Warum nicht! Es gibt zwar keine Kulturbrauerei, aber die Sektkellerei Höfer, es gibt mit dem theater ensemble ein originäres Theater und es gibt bereits autonome Läden, die Ende letzten Jahres eröffnet haben.

Das Maschinenhaus als Location für 300 bis 500 Personen ist in der Umbauphase. Hier sind bereits Veranstaltungen für den Sommer 2015 geplant und gebucht – darunter Konzerte, Improtheater und Festivals.

Während auf der einen Seite bereits reges Treiben im Café und in den Geschäften herrscht, wird auf der anderen Seite noch gebaggert und gemauert.

Das Sudhaus ist in der Ausführungsphase, sprich Umbauphase. Hier entstehen unten eine Gastronomie (180 Plätze mit regionalen Spezialitäten für jeden Geldbeutel) und oben Platz für gewerbetreibende Kreative.„Wir entwickeln eine Fläche von über 25.000 Quadratmetern, das geht nicht von heute auf morgen. Während das eine noch in der Planungsphase ist, wird das andere schon umgesetzt und wieder Anderes befindet sich bereits in der Nutzung,“ erläutert der Entwickler Roland Breunig die verschiedenen zeitlichen Dimensionen eines solch umfangreichen Projektes.

Insgesamt umfasst das Bürgerbräu-Gelände 5,5 Hektar, wovon Roland Breunig und die Sektkellerei Höfer 3,1 Hektar vor drei Jahren erworben haben.

Reine Nutzfläche sind über 25.000 Quadratmeter, wovon mehr als 30 Prozent mit „Kultur“ belegt sind.

Angefangen vom Siebold-Museum über das theater ensemble und das Central Kino, das mit 1000 Quadratmetern und 250 Plätzen spätestens Herbst 2016 eröffnet, bis hin zu einer Veranstaltungs-Location, die in dieser mittleren Größenordnung Würzburg noch gefehlt hat.

„Die einzelnen Zeitachsen und Terminpläne der Gestalter und am Bürgerbräu Beteiligten greifen wie Zahnräder ineinander.

Wenn Einer ausbricht, hat das oft gravierende Folgen für alle, die in der Zeitachse hinterher folgen“, so Breunig. Was passiert, wenn der Faktor Zeit bei großen Projekten aus dem Ruder läuft, kann man gut am Berliner Flughafen ablesen.

„Inzwischen spielt dort die Zeit gar keine Rolle mehr“, bemerkt Breunig, „man ist einfach nur froh, wenn er irgendwann fertig wird!“ Das wollte der zweifache Vater beim Bürgerbräu unbedingt vermeiden.

Dennoch brauche man einen langen Atem für so ein ambitioniertes Projekt. Allen Unkenrufen zum Trotz nimmt das Kreativ Quartier Gestalt an und was für eine.

„Ich bin ‚Lokalpatriot‘. Ich wollte, dass Würzburgs Kreative nicht nach Berlin, Hamburg oder New York abwandern, nur weil sie hier keine Möglichkeiten sehen, sich zu beweisen. Die Marke „Bürgerbräu“ soll das widerspiegeln!“, insistiert Breunig.

Der Grundstein hierfür ist gelegt, sogar mehr als das... „mit Leben füllen müssen es nun die Menschen, die hier zusammenkommen!“

Nicht nur architektonisch wurde hier alles abgeklopft, auch die Menschen, die das Kreativ-Quartier mit Leben füllen sollen, wurden nach diesen Kriterien ausgewählt.

„Es ist meiner Meinung nach hier niemand auf dem Gelände, der hier nicht her passt“, fasst Breunig die vielen Gespräche mit den Käufern und Mietern im Vorfeld zusammen. Alles richtig gemacht, kann man da nur sagen.

Das belegt auch die fast vollständige Auslastung der Gebäude. Es seien nur noch wenige Objekte zum Kaufen oder Mieten übrig.

„Backstage“ sozusagen, gegenüber dem Bürogebäude des Architekten entsteht gerade noch etwas Neues.

„Wir wollen auch einer One-Man- Show oder One-Woman-Show Raum geben, daher wird die Halle hinten auf dem Gelände Raum für 25 bis 30 Einzelkämpfer haben, vom Grafiker-Start-up bis zum Künstleratelier mit Besprechungsräumen für die eigene Nutzung.“

Das Café und die Ladenzeile mit Biogemüse und italienischen Lebensmitteln direkt vom Erzeuger im ehemaligen Pferdestall sind bereits in der Nutzungsphase. Eröffnung war zum Bürgerbräu-Weihnachtsmarkt im Dezember 2014.Bezugsfertig sollen die 10 bis 35 Quadratmeter großen Kreativ-Räume bereits Ende des Jahres sein.

Da die Idee erst kürzlich geboren wurde, sind auch noch etliche Quadratmeter frei, die für kleines Geld zu mieten sind.

Damit das kreative „Hinter-Zentrum“ nicht ins Hintertreffen gerät, gibt es viele kommunikative Anlaufstellen auf dem Gelände, die Raum für Synergieeffekte und Kompetenzbündelung bieten.

Raum und Zeit hängen nicht nur physikalisch zusammen, das sieht man an der Raumentwicklung des Bürgerbräu-Geländes sehr deutlich.

Zeit hat es vor allem Einen gekostet, den Ideengeber, Planer und Umsetzer Roland Breunig.

„Ich wollte es unbedingt umsetzen, das hat mich angetrieben und durchhalten lassen. Aber ich freue mich jetzt auch auf eine etwas ruhigere Zeit. Abgeschlossen ist so ein Projekt ja nie wirklich...!“

Vor allem nicht, wenn Kreative immer wieder alles auf den Kopf stellen. Aber das war ja die Idee, die dahinter steckt!

Bildnachweis: Norbert Schmelz Fotodesign

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