Schauspielerin Brigitte Obermeier über die Wahrheit hinter den Kulissen eines Theaterlebens

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 7-9/2018)

Der Umbau des neuen Theaters ist in vollem Gange. Am 1. Dezember soll sich in Winterhausen zum ersten Mal der Vorhang heben.

„Diven sterben einsam (und erst, wenn sie gut ausgeleuchtet sind).“ Das Solostück von Dirk Audehm steht im Herbst erneut auf dem Spielplan des Theaters Sommerhaus.

„Eine Rolle, die ich mir trotz Stress und fehlender eigener Spielstätte gegönnt habe“, wie Prinzipalin Brigitte Obermeier sagt.

Sie ist keine Diva und zum Glück erfreut sie sich auch bester Gesundheit… Sie liebe es einfach, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, sich andere Leben „anzuziehen“, und bei jedem Charakter etwas dazuzulernen, auch über sich selbst.

Das Eintauchen in eine andere Welt habe sie auch die letzten drei Jahre getragen, ihr Kraft gegeben, alles durchzuhalten. „Die Bühne war und ist mein Rückzugsort, ein Schutzraum, wo ich alles andere ausblenden kann, so schlimm es auch ist“, sagt die 58-jährige Vollblutschauspielerin.

Am 6. Januar 2015 stand Brigitte Obermeier das letzte Mal im „eigenen“ Theater Sommerhaus, jetziges Vogelhaus, in Sommerhausen auf der Bühne.

Seit dem war sie auf der Suche nach einer neuen festen Spielstätte in und um Sommerhausen herum.

Gespielt hat sie und ihr Ensemble die letzten drei Jahre alternierend, je nachdem, welche Location gerade frei war, im Rathaussaal Sommerhausen, in der Alten Feuerwehr Gerbrunn, am Neunerplatz in Würzburg und im ehemaligen Sommerhaus, dem jetzigen Vogelhaus, in Sommerhausen.

„Es war wahnsinnig anstrengend, ständig zu überlegen, welches Equipment kann gerade im Bus bleiben, was muss raus, welche Kulissen sind möglich, sprich transportierbar. Welche Stücke kann ich überhaupt auf den Spielplan setzen, wenn ich den Spielort nicht kenne und wer spielt mit von den Kollegen?“

Nicht aufgeben

Mascha und Brigitte Obermeier freuen sich auf ihr neues Theater.Auf meine Frage, ob sie in der Zeit auch schon mal ans Aufgeben gedacht hat, überlegt sie kurz und antwortet mit den Worten von Jane Purcy Mulligan, der Protagonistin ihres neuesten Solostücks „Diven sterben einsam ...“, einer alternden Schauspielerin, die mit fast allem, was ihr lieb und teuer geworden ist, abrechnet - hinter den Kulissen versteht sich.

„Ich habe eher gedacht: „Mich werdet Ihr nicht los!“ Brigitte Obermeier ist eine Powerfrau, daher kam Aufgeben für sie nicht in Frage.

Der tägliche Kampf ums nackte Überleben die letzten drei Jahre habe aber schon mürbe gemacht, gibt die Theatermacherin ehrlich zu. Alles andere wäre gelogen. Daher habe sie auch ohne zu zögern den Kaufvertrag unterschrieben, ja sogar ohne das Haus, das Lebensgefährte Hannes Hirth als neue Spielstätte anvisiert hatte, überhaupt jemals besichtigt zu haben.

Zusammen mit Tochter Mascha, die ja schon lange in die Fußstapfen der Frau Mama tritt, schultert sie das neue Unternehmen. Wenn man keine Aussicht auf eine neue feste Spielstätte habe, weiß man irgendwann nicht mehr, wofür man eigentlich kämpfe. Daher war es höchste Eisenbahn für eine perspektivische Entscheidung gewesen.

Unerträglicher Zustand

„Auch die Zuschauer waren schon verwirrt und fragten mehrmals nach, welches Stück, wo gespielt wird. Das war kein Dauerzustand mehr“, erzählt die Frau mit dem langen Atem, Brigitte Obermeier.

Ein Jahr verlor sie durch Verhandlungen um ein Objekt in der Rathausgasse in Sommerhausen, das sie als vielversprechende Option einer neuen festen Spielstätte ins Auge gefasst hatte.

Irgendwann gab sie diesen Kampf auf. „Es war ein Ende mit Schrecken, aber zumindest kein Schrecken ohne Ende“, so Obermeier. Sie hatte viele Befürworter in Sommerhausen, die hart für sie kämpften, aber auch Gegner, denen ein Theater an dieser Stelle ein Dorn im Auge war.

Man weiß immer erst in der Rückschau, wozu etwas gut war. Der Kaufvertrag für ein neues, altes Haus ist unterschrieben, die Baugenehmigungen für den Umbau des Objektes in der Kirchgasse in Winterhausen sind erteilt, der Umbau zum ersten eigenen Theater läuft auf Hochtouren! Spielbeginn soll übrigens am 1. Dezember 2018 sein.

Ein bisschen ambitioniert der Termin, oder?

„Der Zeitplan ist fast nicht zu schaffen, geben die Prinzipalin des neuen Hauses in Winterhausen und auch Robert Scawski, der mit dem Umbau des Objektes zum Theater beauftragt ist, einhellig zu. Aber irgendwie muss es gehen…

Hauptherausforderung, so der Umbauexperte für Altbauten Scawski, sei die Statik, da viele tragende Wände fallen müssten sowie der Lärm- und Brandschutz. Darauf will er zwei Monate verwenden, sprich Bühne und Zuschauerraum neu gestalten, ohne den Charme des alten Gemäuers zu verbauen.

Der Beton, der dadurch Einzug hält, sei zwar sichtbar, aber stehe nicht im Vordergrund, so der Bausprofi, der sich seit 20 Jahren auf die Restaurierung alter Häuser spezialisiert hat.

Rosige Zukunft?

Bei der ersten Führung durch das alte Gemäuer, das bald Theater sein wird, strahlen Hannes Hirth und alle Beteiligten.Gespielt werde erstmals nicht im Keller, sondern ebenerdig. Der vorhandene Gewölbekeller sei als Foyer gedacht, wo sich die Zuschauer vor den Stücken aufhalten und etwas trinken können, so Scawski.

Von dort aus gehe es dann in den Zuschauerraum, der für rund 100 Gäste Platz bieten soll und natürlich zur Bühne.

„Über dem Theater sollen irgendwann auch Ferienwohnungen entstehen, aber das erst im zweiten Schritt“, sagt Realist Robert Scawski.

Wichtig sei Brigitte Obermeier, dass der alte Charme zu neuem Leben erweckt werde, sprich die Holzbalken und Natursteinmauern sichtbar bleiben. Auch, wenn die jetzt erst einmal weichen müssen, so würden diese doch liebevoll wieder hinzugefügt am Schluss.

Das mache dann wieder Spaß, so Scawski, die Kür ... aber jetzt komme erst einmal die Pflicht! Bei der ersten Führung durch das alte Gemäuer, das bald Theater sein wird, strahlten alle Beteiligten über beide Ohren.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Theatermacherin Brigitte Obermeier als Eröffnungsstück unter anderem „Wie im Himmel“ anvisiert hat, zumal es in Winterhausen ja auch einen Chor gibt und sich schlussendlich alles himmlisch gefügt hat!

Bildnachweis: Susanna Khoury

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