Benefiz-Backaktion für die Kids aus St. Albert wieder ein voller Erfolg

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 12/2018)

Plätzchenbacken gehört für die meisten ganz selbstverständlich zur Vorweihnachtszeit dazu. Gemütliche Treffen in der Küche, gemeinsam Genussvolles schaffen und die Kreationen danach gemeinsam verspeisen – diese Idee ist fest in den Köpfen verankert. Dass das nicht für alle gilt, ist dem Kulturmagazin Leporello und seinen Freunden wohl bewusst.

Zusammen mit Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben sie daher Ende November wieder die Ärmel hochgekrempelt, um im kostenlos zur Verfügung gestellten Lebensraum von Bernhard Reiser in Dettelbach (Mainfrankenpark) im Teig zu versinken.

Das ambitionierte Ziel: „100 Tüten für die Kids!“

Die Runde ist in großen Teilen eingespielt und hochmotiviert. Schließlich geht es um viel: Im Abstand von zwei Jahren schwingen sie für die Kinder des Kinderhauses St. Albert im Würzburger Stadtteil Lindleinsmühle Schneebesen, Nudelholz und vielleicht sogar das ein oder andere unbekannte „Instrument“.

Und sie tun es aus voller Überzeugung: Denn jedes dritte Kind im Kinderhaus St. Albert lebt unterhalb der Armutsgrenze. Kleine Aufmerksamkeiten wie diese sind für viele von ihnen alles andere als selbstverständlich.

Auf Andere achten

Kay Rodegra glänzte auch in diesem Jahr mit farbenfrohen und wohl einmaligen Plätzchen- Kreationen.Bei Zimtsternen, Vanille-Kipferln, Terrassen-Plätzchen, Glückstalern und vielen Leckereien mehr kam da natürlich auch Nachdenkliches zur Sprache. Was ist eigentlich die „Wahrheit von Weihnachten?“

Das Fazit des Würzburger Rechtsanwalts Kay P. Rodegra fällt zwischen bunten Zuckerstreuseln durchaus realistisch aus: „Bei strahlenden und lachenden Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum sollte man die Wahrheit über den Weihnachtsmann für sich behalten.“ Wahr sei aber auch, dass die friedliche und besinnliche Stimmung unter fremden Menschen an Heilig Abend oder im Weihnachtsgottesdienst leider oft nur wenige Stunden anhalte. Schon am nächsten Tag poche wieder jeder auf sein Recht.

Hotelchefin Sabine Unckell betrachtet das Fest ebenfalls differenziert. „Weihnachten ist eine Erfindung des Menschen, um die Geburt Jesu zu feiern, was nicht in der Bibel verankert ist. In erster Linie scheint es heute für viele ein Siegeszug des Kommerzes und des Trubels zu sein.“ Weihnachten, davon ist die treue Bäckerin überzeugt, habe jedoch seine Berechtigung und sei für viele Menschen schön, vor allem für die Kinder, die sich so rührend freuen können und voller Erwartung und Vorfreude seien. „Für sie ist dieses Fest mystisch und voller Spannung blicken sie dem einen, wichtigsten Tag des Jahres (außer ihrem eigenen Geburtstag) entgegen.“

Daneben sei es auch eine Zeit, in der wir vermehrt auf andere achten, denen es nicht so gut gehe wie uns. Den Menschen in Kriegsregionen, den Flüchtlingen unter uns, die keine Familie hier hätten, den Kranken, den Einsamen. „In meinen Unternehmen kommen Menschen aus allen Erdteilen zusammen. Wir lieben diesen Mix aus Kulturen, Meinungen und Austausch. Es ist die Zuneigung, die wir füreinander empfinden, das Verständnis, die Toleranz und die Freude an den gemeinsamen Aktionen und unserer Arbeit. Wir schaffen es, in Frieden miteinander zu leben, nicht nur in dieser Zeit, sondern das ganze Jahr.“

Der Herzensbaum

Barbara Lehrieder genießt Weihnachten mit Familie. Am 28. Dezember kommt für sie sogar ein „dritter Feiertag“ hinzu. Dann geht es mit Freunden von Haus zu Haus.Barbara Lehrieder, Stadträtin und Vorsitzende „Stadt für Kinder e.V“, erinnert sich zu Weihnachten hingegen gern an die Geschichte vom „Herzensbaum“ von Susanne Niemeyer.

„Bei dieser Geschichte wird der Baum mit beschrifteten Herzen geschmückt. Und zwar mit denjenigen Menschen, die für uns Bedeutung haben“, erklärt sie. Es sei die Zeit, in der man sich wirklich Zeit für Familie und Freunde nehmen sollte. „Sie sind Säulen im Leben.“ Weihnachten in der Ferne, das käme für sie nicht infrage. Das geht auch der Pianistin Michaela Schlotter so. Für sie ist Weihnachten in aller erster Linie „Familie“ – in ihrem Fall sogar eine große Patchwork-Familie, die sich anlässlich des Festes bewusst Zeit nimmt, gemeinsam kocht, musiziert und die Gelegenheit nutzt, „einfach zusammen zu sein“. „Die Zeiten sind hektisch geworden. Es ist toll, dass man sich manche Traditionen noch bewahren kann“, freut sie sich schon jetzt auf das Jahresende.

Fotograf Norbert Schmelz verbindet mit Weihnachten eher „singen müssen unterm Weihnachtsbaum“. Als Kind sei das für ihn immer „furchtbar“ gewesen – auch wenn er heute darüber lachen kann. „Im Nachhinein war es ein wunderbares Erlebnis.“

Auch für die freischaffende Künstlerin Petra Meyer stehen zu Weihnachten in erster Linie „friedliche Familientage“ an. „Es ist besonders schön, besinnlich, kuschelig und romantisch. Es wird erzählt, gelacht, ausgepackt und gegessen. Familie überall.“ Ihren diesjährigen „Ermüdungserscheinungen“ beim Backen wirkt die Kreative ganz einfach mit neuen Herausforderungen, sprich völlig neuen Rezepten, entgegen. Neue, süße Verführungen sind garantiert. „Ich freue mich darauf, neue Wege zu beschreiten.“

Premiere für Petra Meyer: Die Künstlerin wagt sich im Rahmen der Plätzchen- Aktion erstmals an Schwarz- Weiß-Gebäck. „Für mich ist Weihnachten in aller erster Linie ein Familienfest“, sagt Galeristin Ilka Klose (rechts im Bild). Und ihre eigene wächst und gedeiht.„Die Wahrheit über Weihnachten“, Dr. Esther Knemeyer fand diese Fragestellung „gar nicht so einfach“. Jede Familie habe ihre eigenen Traditionen. Seit sie klein seien, lese ihre Mutter eine Weihnachtsgeschichte vor – oft auch zum Schmunzeln. Dennoch säße am Ende stets die ganze Familie da und habe feuchte Augen. „Das ist ein ganz besonders schöner Moment.“ Durch ihre eigenen Kinder habe das Fest nochmal ein „andere Qualität“ gewonnen. Diese sollen jedoch auch lernen, dass Weihnachten ein Fest des Gebens ist. Sie versuche nicht nur, den Geschenkeberg in Zaum zu halten, sondern sorgt auch dafür, dass die Kleinen etwas an jene weitergeben, die sonst vielleicht sogar leer ausgehen könnten.

„Es ist gut, dass wir jedes Jahr Weihnachten und diese Vorweihnachtszeit wirklich erleben dürfen“, sagt Ernährungsberaterin Uschi Strohmeier von der Theater Apotheke in Würzburg.

Die schönste Lüge des Lebens

Besonders oft denkt sie dieser Tag an den Wort-Künstler Karl Valentin, der für sie einen der treffendsten Gedanken zum Thema formuliert hat: „Wenn die stade Zeit vorbei ist, dann wird´s auch wieder ruhiger.“

Galeristin Ilka Klose sorgt derweil erneut für weihnachtlichen Zauber mit ihren „Schneehäubchen“, in deren Genuss selbstverständlich auch ihre Enkelkinder kommen. Denn die Weihnachtsbäckerei, so ihr Eindruck, komme heutzutage in vielen Familien zu kurz. Die „Wahrheit über Weihnachten“ ist für die Kunst-Fachfrau gleichzeitig „die schönste Lüge“ ihres Lebens. In ihren Kindertagen sei bereits ab dem zweiten Advent das Wohnzimmer verschlossen gewesen. Davor haben kleine Sternchen und Glitter gelegen.

V.l.n.r.: Norbert Schmelz, Susanna Khoury, Sabine Unckell und Michaela Schlotter. Zimtsterne und Weihnachten – das gehört für Michaela Schlotter (rechts im Bild) und ihre Familie unbedingt zusammen.Bei ihren Kindern habe sie das später genauso gemacht und so den Glauben an das Christkind mit all seinem Zauber hochgehalten. Heute genieße sie diese Zeit vor allem im Kreis der Familie und erinnert sich gerne an die Geburt ihrer eigenen Tochter. Freude und Zauber schenken, das gilt für den Verlag übrigens nicht nur zur Weihnachtszeit.

Das Kinderkulturmagazin „Leporellino“ hat seit zehn Jahren die Patenschaft für das Kinderhaus inne. Mit der Zeit kamen die unterschiedlichsten Aktionen zustande. In der Vergangenheit standen bereits gesundes Frühstück, Tombolas zum Stadtfest, Promi-Back- und Vorlesetage, ein Bauwagen für den Kindergarten, Ernährungsberatung und Smoothie-Zubereitung, ein Fußgesundheitstag, die Pflanzung eines eigenen Apfelbäumchens sowie Geldspenden vieler Partner des kunstvoll Verlages zugunsten der Patenkinder auf dem Programm.

„Süßes“ gab und gibt es also nicht nur für den Magen, sondern nach wie vor für den Geist und die Gesundheit.

Bildnachweis: Nicole Oppelt

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