Nachruf auf den Schauspieler Klaus Sichler († 2. Oktober 2010) von Dr. Tebbe Harms Kleen

von Dr. Tebbe Harms Kleen (erschienen in Ausgabe 11/2010)

Klaus Sichler, der 1995 - 1997 in Würzburg engagiert war; seine wichtigsten Rollen: König Lear, Faust (der Alte), Herr Paul von Tankred Dorst in der Kammer des damaligen Stadttheaters. Im Bild: Sichler als Poprischtschin in Nikolai Gogols "Tagebuch eines Wahnsinnigen" im Coburger Theater 1997.

Der Schauspieler Klaus Sichler ist im Alter von 76 Jahren gestorben. 1934 in Dresden geboren, erhielt er seine Ausbildung von 1952 bis 1955 an der Theaterhochschule Leipzig. Zittau, Borna und Görlitz waren seine ersten Engagements in der ehemaligen DDR.

Im Jahre 1959 wechselte er in die Bundesrepublik ("Ich wollte nicht nach Indonesien, aber ich wollte die Möglichkeit haben, dorthin zu fahren").

Hier führte ihn sein Weg ans Landestheater Neuss, ans Stadttheater Trier, dann ans Staatstheater Saarbrücken, an das Deutsche Theater Göttingen und ans Wuppertaler Schauspielhaus.

1982 holte ich ihn als damaliger Intendant ans Coburger Theater; dort blieb er, auch unter meinem Nachfolger Ernö Weil, bis 1995 (13 Spielzeiten).

In diesen Jahren gestaltete Klaus Sichler als Charakterspieler mit einer enormen Bandbreite viele große Rollen, tragische wie komische: den Odoardo aus Lessings "Galotti", den Dorfrichter Adam, den Nathan, Willy Loman in Millers "Handlungsreisendem", den Striese ("Raub der Sabinerinnen"), den Miller in "Kabale und Liebe", aber auch den Tobias Rülp in "Was Ihr wollt".

Und Klaus Sichler überzeugte genauso in differenzierten Rollen moderner Stücke: Thomas Bernhards "Theatermacher", Dorsts "Ich, Feuerbach", den Ham in Becketts "Endspiel" und den Wladimir in "Warten auf Godot". Ein Höhepunkt seiner Gestaltungskraft war Shakespeares König Lear.

Auch als er 1995 für zwei Spielzeiten nach Würzburg kam, brachte ihm diese Rolle einen großen Erfolg.

Eindrucksvoll gestaltete er auch den alten Faust. Sowie in den Kammerspielen den "Herrn Paul" in Tankred Dorsts vielleicht bestem Stück.

Seinen Ruhestand verbrachte Klaus Sichler wieder in seiner Wahlheimat Coburg. Dort ist er am 2. Oktober verstorben.

Die Kunst dieses großen Schauspielers wird im Gedächtnis bleiben wie seine von humorvoller Herzlichkeit geprägte Menschlichkeit.

Bildnachweis: CT-Archiv

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