Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Dr. Günther Fuhrmann von Christian Kreppel, dem Intendanten des Schweinfurter Theaters

von Christian Kreppel (erschienen in Ausgabe 03/2013)

Von 1962 bis 1991 war Dr. Günther Fuhrmann Theaterleiter und von 1978 bis 1991 Kulturamtsleiter in Schweinfurt.

Geboren wurde er am 3. März 1924 in Weidenau an der Sieg. Nach Reichsarbeitsund Kriegsdienst sowie Gefangenschaft, aus der er bereits Ende Mai 1945 entlassen wurde, studierte er in Würzburg Literaturwissenschaft.

Seit 1951 ist sein Name untrennbar mit der Kulturarbeit in der unterfränkischen Kugellagerstadt Schweinfurt verbunden. Seine Beginne lagen in der Arbeit als Leiter des Amerika- Hauses und als Organisationsleiter des Fränkischen Theaters, das damals noch im Schloss Wetzhausen beheimatet war.

Leiter des Theaters Schweinfurt

Ab 1953 leitete er über neun Jahre den Kulturverein Schweinfurt. Im November 1962 wurde er zum Leiter des Theaters Schweinfurt bestellt, das damals noch seinen Sitz in der Stadthalle hatte.

An den Planungen, dem Bau und der Realisierung des Theaters Schweinfurt nach den Plänen des Karlsruher Architekten Professor Erich Schelling und seiner Frau Trude Schelling-Karrer, die maßgeblich für die Innenausstattung verantwortlich war, hatte Dr. Fuhrmann entscheidenden Anteil.

Am 1. Dezember 1966 wurde das auch heute nicht nur architektonisch zeitlos schöne Haus mit Mozarts „Hochzeit des Figaro“ in einer Aufführung der Bayerischen Staatsoper München eröffnet. Am 1. Oktober 1978 wurde Fuhrmann zum Kulturamtsleiter ernannt.

Ende Juni 1991 schied er aus dem aktiven Dienst aus. Fuhrmann hatte in seinem Berufsleben eine Chance, die nur wenige Theaterdirektoren haben. Ein funkelnagelneues Theater! Und jedes Stück, das man spielt, sieht man zum ersten Mal.

Die spannende Möglichkeit, einen Spielplan zu entwickeln und damit Publikum zu gewinnen und zu binden. Das ist ihm exemplarisch gelungen. Er verstand es mit bewusster Forderung und Qualität, sein Publikum zu finden und auf Dauer zu halten.

Dabei standen ihm hochkarätige Partner zur Seite wie die Theater Darmstadt, Wiesbaden, Köln, Düsseldorf, das Deutsche Theater Berlin, das Thalia Theater Hamburg und die ersten Häuser in München.

Sein Konzertspielplan, den er zu einem großen Teil der Zusammenarbeit mit den Bamberger Symphonikern – Bayerische Staatsphilharmonie verdankte, die seit 1946 kontinuierlich bis heute in Schweinfurt zu erleben sind, liest sich wie ein „Who is Who“ der internationalen Musikwelt.

Jose Carreras trat in Schweinfurt auf, als ihn noch niemand kannte. Maurizio Pollini war hier in seinem ersten Konzert diesseits der Alpen zu erleben. Exemplarisch auch seine über Jahre dauernde Zusammenarbeit mit der Staatsoper Prag, die dem Schweinfurter Publikum fantastische Operngastspiele ermöglichte.

Es verstand sich von selbst, dass Fuhrmann in den Gründungsjahren der Inthega ein wertvoller Gesprächspartner war. Für das Theater als „Gastspielhaus“ mit allen Konsequenzen hat er sich nicht nur unermüdlich in Schweinfurt, sondern auch konkret in Fürth und Erlangen eingesetzt.

Fuhrmann war zeitlebens ein wertvoller und wissender, hoch geschätzter Gesprächspartner, oft Initiator, Geburtshelfer und Mentor. August Everding und Frank Baumbauer zählten zu seinen engen Vertrauten.

Kulturelles Gewissen

Durch seinen immerwährenden Einsatz und Engagement hat er das kulturelle Leben seiner Wahlheimat in einem außerordentlich beeindruckenden und nachhaltigen Weg geprägt.

Bis ins hohe Alter war er den schönen Künsten und „seinem“ Theater Schweinfurt sehr eng verbunden. Seine fordernden und beispielhaften Spielpläne sind die Basis und der Grundstein für den heutigen Erfolg des Hauses. Er war das kulturelle Gewissen dieser Industrie-, Arbeiter- und Kulturstadt.

Am Morgen des 26. Januar 2013 ist Günther Fuhrmann überraschend verstorben.

Bildnachweis: Katharina Winterhalter

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