Margot Müller ist im Alter von 95 Jahren von uns gegangen

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 6/2017)

Eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten des unterfränkischen Kulturlebens, Margot Müller, Unternehmerin, Gründerin des weltweit größten Richard-Wagnerverbandes und Unterstützerin sozialer und karitativer Projekte, ist am 14. Mai im Alter von fast 96 Jahren verstorben.

Zwar ließ in den letzten Jahren die körperliche Kraft nach, aber noch bei der Feier zu ihrem 95. Geburtstag genoss sie die Gratulationen und strahlte, als Enrico Calesso am Klavier und die Sängerin Karen Leiber ihr zu Ehren „Isoldes Liebestod“ vortrugen.

Oper war ihr Leben. Aber Musik war ihr eigentlich nicht in die Wiege gelegt worden, auch wenn ihre beiden jüngeren Brüder auf diesem Gebiet große Begabung zeigten.

Denn Margot Müller musste als Älteste der Geschwister bald ins Berufsleben einsteigen. Nach dem Tod ihres Vaters wurde sie 1961 Chefin des Autohauses Renault Müller in der Würzburger Münzstraße. Gleich nach der Kriegszerstörung hatte sie zusammen mit ihrem Vater das Geschäft wieder aufgebaut.

Mit der ihr eigenen Energie erweiterte sie das Autohaus, war stolz auf ihr weibliches Team, fieberte bei Autorennen mit und engagierte sich als Leiterin der Vereinigung der Unternehmerinnen des Landesverbandes Bayern-Nord. Aber schon 1953, beim ersten Besuch der Bayreuther Festspiele, bemächtigte sich ihrer der „Bazillus“ Richard Wagner; sie war völlig fasziniert vom Gesamterlebnis.

Die Affinität zum Bayreuther Meister und seinen Werken, die sie auswendig kannte, vertiefte sich in den folgenden Jahren durch die enger werdende Verbindung und Freundschaft zur Familie Wagner und durch ihre engagierte Mitarbeit im Kuratorium der Freunde von Bayreuth.

So war es ihrer Initiative zu verdanken, dass Katharina Wagner, die Tochter von Wolfgang Wagner, im Würzburger Theater ihre erste Regiearbeit, den „Fliegenden Holländer“, als viel beachtete Inszenierung realisieren konnte.

Mit Hilfe des von ihr dank unermüdlicher Werbung immer mehr anwachsenden Richard-Wagner-Verbandes von Unterfranken, der von ihr ins Leben gerufenen Herbert-Hillmann und Margot-Müller-Stiftung unterstützte und förderte sie Stipendiaten, also begabte Studierende, und musikalische Aufführungen finanziell und ideell; mit ihrem Opern-Reise-Programm, das die Interessenten mit dem Bus „Loge“ überall dorthin beförderte, wo wichtige Opern-Ereignisse, keineswegs nur solche von Richard Wagner, stattfanden, vermittelte sie unvergessliche Erlebnisse und schöpfte auch selbst dadurch immer wieder neue Kraft für den Alltag.

Margot Müller aber wollte auch Jüngere für Oper begeistern. So unterstützte sie mit ihrer Stiftung die Kinderopern in Bayreuth.

Daneben vergaß sie auch nicht diejenigen, die sich Schönes nicht leisten konnten. Ihre Tombola und die Rückwärts-Versteigerung eines Autos zu Gunsten der Aktion Patenkind zur Weihnachtszeit waren Ausweis ihres sozialen Engagements.

Nun verabschiedete sie sich zufrieden von ihren Freunden: „Es war ein glückliches Leben, das nun zu Ende ging“, und dem Wunsch „Bleibt mir gut Ihr Lieben …“

Bildnachweis: Leporello

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