Das Museum für Franken und das Museum im Kulturspeicher machen das ­Bauernkriegsgeschehen in zwei großen Ausstellungen greifbar

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 01/2025)

In Würzburg kommt derzeit kein Kulturinteressierter vorbei am Jubiläum „500 Jahre Bauernkrieg“. Nicht nur in vielen Vorträgen, Führungen, einem Theaterstück, einem Symposion und vielen anderen Aktivitäten wird an die grausamen Vorkommnisse von 1525 erinnert, auch in zwei großen Ausstellungen. Der geschichtliche Teil dieses blutigen Aufstands der unterdrückten Bauern gegen die Obrigkeit findet anschaulich statt am historischen Ort des gescheiterten Kampfes, nämlich auf der Festung Marienberg, im Museum für Franken unter dem Motto „1525: Franken fordert Freiheiten“.

Bis 26. Oktober liegt der Fokus dabei nicht nur auf Würzburg, wo in der ersten Maihälfte 1525 die an Zahlen weitaus überlegenen Bauernhaufen, etwa 15 000 Mann, bei der Erstürmung der Festung, von nur 300 Leuten verteidigt, aber gut verproviantiert und ausgerüstet, eine schreckliche Niederlage erlitten, wegen innerer Uneinigkeit, der Verzögerungstaktik des geflohenen Fürstbischofs und wegen Nachschub-Schwierigkeiten für die Artillerie. Die Ausstellung will ein breites Publikum ohne Vorkenntnisse informieren, warum die Bauern aufbegehrten und wie die Kämpfe abliefen.

Ganz Franken befand sich 1525 im Aufruhr: Es ging um soziale Forderungen, wie sie die 12 Artikel auch in einem weit verbreiteten Würzburger Druck erhoben. Es ging um Wald- und Jagdrechte, Rechtssicherheit, Frondienste und vor allem um die Leibeigenschaft und damit auch gegen die Privilegien der kirchlichen und weltlichen Herren. All dies wird farbig und leicht verständlich vermittelt, ist mit interaktiven Stationen, einem Computer-Rollenspiel um die Rolle der (fiktiven) Wäscherin Johanna auch spannend gestaltet.

Wichtig ist: Der Aufstand richtete sich hauptsächlich gegen „Dinge“. Die Bauern setzten Burgen, Klöster und Kirchen in Brand, zerstörten und plünderten. Anders als man heute denkt, waren sie relativ gut ausgerüstet, also nicht nur mit Sensen und Dreschflegeln, sondern auch in Rüstung oder mit Morgenstern. In ihren Reihen kämpften auch Ortsvorsteher, Bürger und Adlige wie Ritter Florian Geyer oder der etwas zwielichtige Götz von Berlichingen. Zu Fuß aber waren die Bauern chancenlos gegen die Kavallerie der Herrschenden, ausgerüstet durch die Fürstbischöfe, Gabriel von Eyb aus Eichstätt, Weigand von Redwitz aus Bamberg, Konrad von Thüngen aus Würzburg und Markgraf Kasimir von Brandenburg/Ansbach. Nach ihrem Sieg hielten sie über die Bauern blutiges Gericht. Davon zeugen noch ein Richtschwert und auch eine Almosentruhe, denn die nach ihrer Niederlage verarmten Bauern waren auf Spenden angewiesen.

Über die Vorkommnisse damals berichteten authentisch Lorenz Fries aus Sicht der Fürstbischöfe und Martin Cronthal aus Sicht der Stadt Würzburg. Erhaltene Gegenstände wie ein Büchsenrohr, ein Reiterhammer, ein Morgenstern oder erbeutetes Zinngeschirr führen die damaligen Wirren vor Augen. Auch auf Riemenschneider als damaligen Gefangenen nach der Niederschlagung des Bauernaufstands wird hingewiesen.
 
Künstlerisches im Blick

Ganz anders ausgerichtet ist die bis 3. August zu sehende Ausstellung im Würzburger Kulturspeicher unter dem Motto „Bauern! Protest, Aufruhr, Gerechtigkeit!“. Sie zeigt, dass die künstlerische Beschäftigung mit dem Aufstand 1525 erst im 19. Jahrhundert begann mit den Demokratiebestrebungen im Vormärz und im 20. Jahrhundert aufgegriffen wurde von Künstlerinnen und Künstlern mit sozialkritischem Impuls. Später wurde sie instrumentalisiert unter den Nazis und danach von der DDR. Der Blick richtet sich am Ende auch auf heutige Positionen, etwa in der Auseinandersetzung mit Protestbewegungen. Beeinflusst wurde der Bauernaufstand anfangs stark durch Luther und dessen Plädoyer für die „Freiheit eines Christenmenschen“ sowie durch die Verbreitung der gedruckten 12 Artikel, nur dass Luther sich wegen der Gewalttaten bald gegen den Bauernkrieg wandte.

Ein Plakat von Joseph Beuys, mit dem er sich 1971 einsetzte für eine Demonstration italienischer Landarbeiter, eröffnet die Präsentation. Sie beginnt mit dem etwa 1846 entstandenen dramatischen Monumentalgemälde von Rudolf Hofmann und schildert die „Bluttat von Weinsberg“, als die Bauern den Grafen Helfenstein unterhalb seiner brennenden Burg durch Spießrutenlaufen töteten. Einer der „Helden“ des Bauernkriegs, Florian Geyer, fand durch das spätere Drama von Gerhart Hauptmann auch den Weg auf die Bühne. Lovis Corinth hat den berühmten Schauspieler Rudolf Rittner in dieser tragischen Rolle 1906 auf einem düsteren Monumentalgemälde verewigt.

Eine andere „Heldin“ war die „schwarze Hofmännin“, eine Gestalt, die auf dem Radierzyklus „Bauernkrieg“ von Käthe Kollwitz (1902/03) die Masse der Menschen zum Kampf anführt, auf anderen Blättern auch Not und Schmerz zeigt. Weniger bekannt ist die Bauernkriegsfolge von Wilhelm Geißler 1926 mit sechs Holzschnitten. Franz Wilhelm Seiwert hat auf seinem Ölgemälde „Der deutsche Bauernkrieg“ 1932 die einzelnen Bauerngruppen als abstrakte Figuren stilisiert in ihrer gegenseitigen Zersplitterung. Auch die Revolutionstage in Berlin 1919 von Ernst Stern weisen auf unruhige Zeiten hin. Fotos, die Gemälde einer Bauernfamilie von Franz Driesler oder ein schreitender Bauer von Max Liebermann werfen einen Blick auf eine scheinbar ländliche Idylle. In der NS-Zeit war vor allem das fränkische Heimatfestspiel „Florian Geyer“ von Nikolaus Fey bei den Festspielen in Giebelstadt beliebt; der Ritter wurde ideologisch deutsch-völkisch „aufgeladen“; das Plakat zeigt ihn martialisch.
 
Gesichtslose Masse

In der DDR gilt Thomas Müntzer als wichtiger Vorkämpfer im Bauernkrieg, etwa bei Magnus Zeller auf einem hochdramatischen Bild. 1956-58 schuf Lea Grundig einen ergreifenden Radier-Zyklus mit 16 Bildern zum Bauernkrieg, HAP Grieshaber 1975 Farbholzschnitte mit den Bauernhaufen als eher gesichtslose, stilisierte Masse. Bernhard Heisig greift sich Szenen des Leids, einzelne Gestalten für seine Lithografien heraus, während Werner Tübke mit vielfigurigen Grafiken sein riesiges Werk vorbereitete, das Panorama des Bauernkriegs in Bad Frankenhausen, gemalt in altmeisterlicher Manier. Auf einem Video kann man die Entstehung verfolgen. Sein Bild „Verfassung mit Kogge“, bei dem neben der Kreuzabnahme Luther als ambivalent in seiner Haltung zu den Bauern zu erleben ist, lässt in den Szenen vielerlei entdecken. Etwas allzu metaphorisch scheint die Vision eines Neubeginns von Horst Sadukowski eines „Deutschland 1525 - Auferstehung“ von 1974. Neben der Bronze des gefesselten Bauernführers Jörg Rathgeb von Clemens Strugalla muten die Riesen-Ölgemälde von Heinz Zander fast brutal aufdringlich an. Die C-Prints von Julian Roeder zu Protesten, etwa in Genua und Heiligendamm, und die Prints aus der Serie „Einsdreißig“ durch Monika Huber, übermalte, verwackelte Szenen aus Revolutions-Ländern heute, beschließen die Ausstellung.



Bildnachweis: Museum für Franken

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