„Alles, was uns begegnet, lässt Spuren zurück. Alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei,“ sagte der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Dieses Zitat kam den Gründerinnen Susanna Khoury und Petra Jendryssek unweigerlich in den Sinn, als sie anlässlich des 20. Geburtstages ihres Kinderkulturmagazins Leporellino im Archiv stöberten. Unzählige Artikel, Bilder und vor allem wunderschöne Erinnerungen haben sich in den vergangenen 20 Jahren angesammelt. Kaum zu glauben, dass das alles zwei Dekaden zurückliegt!
2004 stellten sie, gut drei Jahre nach dem Start des Kulturmagazins „Leporello“, bei einer Pressekonferenz im Würzburger Rathaus das Kulturmagazin für Kids in Würzburg vor. Die Idee damals wie heute: Den nachfolgenden Generationen das „Basic Kultur“ mit auf den Lebensweg geben. Was das für das Leporellino-Team beinhaltet, konnten große und kleine Leserinnen und Leser im September 2004 erstmals im „Leporello“ in der Rubrik „Leporellino“ lesen und schließlich ab Oktober bereits in einem eigenen Magazin in kinderfreundlichem Format entdecken.
Dieser Kultur-Guide für Kids, Eltern und Großeltern, der Kinder-Kulturveranstaltungen der Region bündelt und systematisch aufarbeitet, ist seither nicht mehr wegzudenken – nicht
nur für kleine Theaterfans, die dank wunderbarer Kooperationen bereits seit den Anfangsjahren von so manchem unentgeltlichen Besuch verschiedenster Vorstellungen oder Veranstaltungen profitieren konnten. Die Redaktion war begeistert von den fruchtbaren Synergien, die sich in der Stadt auftaten.
Aber sie wollen mehr! Nach ihrem Herzensprojekt, der Patenschaft für das Kinderhaus St. Albert in der Lindleinsmühle in Würzburger Stadtteil Versbach, musste nicht lange gesucht werden, es hat sie gefunden. Im Rahmen einer Reportage im Jahr 2009 erfuhren die beiden Chefredakteurinnen von der damals dort tätigen Erzieherin Anja Wagenbrenner: „Jedes dritte Kind, das im Kinderhaus betreut wird, lebt unterhalb der Armutsgrenze.“ Ihr Credo „Kultur ist ein Grundnahrungsmittel“ wollte das Team hier natürlich umsetzen, aber darüber hinaus noch mehr Hilfestellung geben. „Und so haben wir als Patinnen immer wieder versucht, etwa mit Vorlese-Aktionen, Vorträgen über gesunde Ernährung, der Organistaion eines Bauwagens für den Garten oder einem Barfuß-Parcours mit unterschiedlichen Untergründen, bei den Kids aus St. Albert Spuren zu hinterlassen“, erinnert sich Leporellino-Chefredakteurin Susanna Khoury an viele tolle Vor- und Nachmittage mit den St. Albert-Kids zurück.
Gern zitiert das „Leporellino“-Team in diesem Zusammenhang den englischen Arzt und Philosophen John Locke, der überzeugt war: „Die größte Kunst ist, den Kleinen alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel und Zeitvertreib zu machen.“ Das taten sie – gemeinsam mit vielen großzügigen Partnerinnen und Partnern, Spenderinnen und Spendern und all jenen, denen Kultur für Kids am Herzen lag und immer noch liegt. „Dafür sind wir bis heute unendlich dankbar“, strahlen die Herausgeberinnen. „Es war jedoch nie so dass die Patenschaft eine Einbahnstraße war, ganz im Gegenteil, unsere Patenkinder haben uns so unglaublich viel zurückgegeben“, freut sich Susanna Khoury über den wohl schönsten Lohn, den es gibt: leuchtende Kinderaugen! Gern ruft sie sich ein besonderes Präsent der Patenkinder ins Gedächtnis, nämlich „die Welt auch mit 30, 40 oder 50 immer noch mit Kinderaugen zu sehen, sich ganz im Jetzt und Hier zu verlieren, in allem das Schöne und Gute zu entdecken, neugierig zu bleiben und sich zu freuen über all das Wunderbare, das einem täglich begegnet“.
Es wurden Bäume gepflanzt, Bücher verschenkt und Räume geschaffen. Und in all den Jahren hoffentlich ein fruchtbarer Boden bereitet, um Kindern ein gutes Fundament mit auf den Weg zu geben. Nach wie vor strecken die Verlegerinnen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus voller Überzeugung ihre Fühler aus, um mit den Leporellino-Ausgaben Kinder für Kultur zu begeistern. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch der Würzburger Kinderuni, die in diesem Semester 2024/25 ebenfalls ihren 20. Geburtstag feiert? Oder einer Stippvisite im Eingangsfoyer des Mainfranken Theaters? Dort finden seit fast zehn Jahren die sogenannten „Babykonzerte“ für die Allerkleinsten statt. Ältere Kids kommen übrigens traditionell bei den dortigen Familienkonzerten auf ihre Kosten. Auch ein Blick in die Weihnachtsspielpläne der Theater in unserer Region lohnt sich.
Hierzu findet sich natürlich mehr auch in der aktuellen Ausgabe. Happy Birthday, „Leporellino“! Auf viele weitere Jahre mit Augenschmaus, Lesehunger, Theaterluft, Stimmgabel und allem, was Kinderwelten kunterbunt macht…