Kultur ist ein Lebenselixier! Kultur im engeren Sinne bezeichnet die sogenannten schönen Künste wie Bildende Kunst, Literatur, Theater, Tanz und Film, Musik sowie die angewandten Künste wie Design und Architektur. Kultur im weiteren Sinne meint die Gesamtheit des Lebens und die Lebensart einer Gesellschaft. Um es kurz zu sagen: Kultur gehört seit Anbeginn der Menschheit zum Leben dazu. So einfach und selbsterklärend ist das, sagt Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke.
Leporello(L):Was hat Bamberg als
Kulturstadt zu bieten? Was gibt es
für Pläne für die Zukunft in Sachen
Kultur?
Andreas Starke (AS): Bamberg
ist unbestritten eine Kulturstadt.
Und das ist nicht nur den höchst
kulturinteressierten Bürgern zu
verdanken, die die Kultur in einer
Vielzahl von Vereinen pflegen
und fördern sondern vor
allem gleich drei „kulturellen
Leuchttürmen“:
Zum einen: Die Bamberger
Symphoniker - ein Orchester
von Weltruhm, das Bamberg
kulturell und musikalisch auf
Augenhöhe mit den Metropolen
dieser Welt gebracht hat.
Dann: Das E.T.A. Hoffmann-
Theater - ein kleines, aber sehr
feines städtisches Theater, das
seinen Kulturauftrag sehr ernst
nimmt und in einer Vielzahl von
Kooperationen mit der Universität,
ansässigen Künstlern, den
Kulturvereinen und den Bürgern
eine stimmige Symbiose
eingeht. Das Theater sorgt in
diesem Jahr auch erneut für ein
kulturelles Ausrufezeichen mit
den Bayerischen Theatertagen.
Und: Das Internationale Künstlerhaus
Villa Concordia - ein
lebendiger Ort der Kultur, der
die Kulturszene der Stadt Bamberg
bereichert und schon so
berühmte Künstler beherbergt
hat wie zum Beispiel die spätere
Nobelpreisträgerin Hertha
Müller.
Doch wer kulturell so viel zu bieten
hat, gerät auch leicht in die
Versuchung sich auf seinen Lorbeeren
auszuruhen. Eine „offene
Flanke“ haben wir sicherlich im Bereich der modernen
Kunst. Die Museumslandschaft
muss und wird in den kommenden
Jahren sicher verändert
werden. Ein Zukunftsthema,
das für das Profil Bambergs als
Kulturstadt von wichtiger Bedeutung
ist.
L: Weltkulturerbe: Fluch oder Segen?
Verpflichtung oder Kür?
AS: Kein Fluch, ganz im Gegenteil.
Wir betrachten den Welterbetitel
im positiven Sinn als
Verpflichtung, sorgfältig mit unserem
Erbe umzugehen.
Bamberg war schon immer eine
herausragende historische
Stadt die zum Glück, trotz aller
Bedrohungen vergangener
Jahrhunderte, in einer Art und
Weise erhalten geblieben ist,
die ihr einen besonderen Status
verleiht. Dessen waren sich die
Bamberger schon immer bewusst
und sie haben ihre Stadt
schon immer mit Stolz gehegt,
gepflegt und mit einer Energie
verteidigt, die Menschen aus
anderen Städten immer wieder
in Erstaunen versetzt. Dennoch
ist Bamberg auch eine moderne
Stadt, eine Bildungsstadt mit einer
wachsenden Universität, ein
wichtiger Wirtschaftsstandort,
ein Zentrum für eine ganze Region,
dass auch zukunftsfähig sein
und bleiben muss. Der Welterbetitel
ist sicherlich ein Segen und
er ist ein wichtiger Standortfaktor
und ein Label, das Bamberg
ein Alleinstellungsmerkmal verschafft.
L: Welche Bedeutung hat die Kultur
für die Stadt Bamberg?
AS: Stadt ist Kultur! Das Selbstbild
der Stadt Bamberg ist das einer
Kulturstadt mit dem Anspruch,
sich als Stadt der Künste zu verstehen
und weiter zu entwickeln. Dabei
geht es nicht nur um die reine
Hochkultur - es gibt in Bamberg
hunderte von Vereinen und Gruppierungen
die für ein lebendiges
Kulturleben sorgen - sondern
auch um die Lebensart, die in
Bamberg besonders gepflegt wird.
L: Im Jahr 2012 findet in Bamberg
eine Landesgartenschau statt,
was muss Bamberg dafür alles
schultern?
AS: Die Landesgartenschau 2012
in Bamberg ist eines der wichtigsten
Stadtentwicklungsprojekte
der letzten Jahrzehnte. Sie
bietet die große Chance, eine
jahrelange Industriebrache in
einen blühenden Bürgerpark
zu verwandeln, der auch in den
kommenden Jahrzehnten der
Bürgerschaft nachhaltig zur Verfügung
stehen wird. Die Landesgartenschau
liefert den Schlüssel
dafür, dass derzeit auf der Erba
ein weiterer Standort der Universität
entsteht. Außerdem wachsen
Studentenwohnungen und
ein völlig neues Wohnviertel.
Die Gärtnerstadt, die mit ihren
großen Kulturflächen elementarer
Bestandteil des Welterbes
ist, wurde aus einem jahrelangen
Dornröschenschlaf geweckt. Am
Kloster Michaelsberg wurde ein
ehemaliger Weinberg zu neuem
Leben erweckt und die Wegebeziehungen
entlang der Ufer in
Bamberg wurden neu begehbar
gemacht. Dies alles wäre ohne
die Landesgartenschau niemals
möglich gewesen.
L: Welche Impulse wird die Landesgartenschau
für die Kultur mit
sich bringen?
AS: Natürlich wird die Landesgartenschau
auch die Kulturszene
2012 bereichern. Dort werden
im Sommer 2012 Konzerte, Kabarett
und Theateraufführungen
stattfinden. Es gibt Kooperationen
mit dem Stadtmarketing,
den Bamberger Symphonikern
und dem Theater. Und in einem
Künstlerwettbewerb werden
Kunstwerke für eine Ausstellung
auf der zentralen Fläche der Landesgartenschau
auf der Erbainsel
ausgewählt.
L: Geht die einstige Gärtnerstadt
back to the roots?
AS: Die Bamberger Gärtnerstadt
und vor allem der noch immer
dort praktizierte urbane Gartenbau
ist einzigartig in Europa.
Bamberg war schon im Mittelalter
eine Stadt der Gärtner und Häcker.
Noch Mitte des vergangenen
Jahrhunderts war die Erwerbsgärtnerei
in den engen Stadtgrenzen
einer der hauptsächlichen
Wirtschaftszweige Bambergs.
Dorthin wollen und können wir
nicht mehr zurück. Aber wir wollen
diesen Bereich wieder stärken
und sogar neu beleben. Alte
Nutzpflanzen werden rekultiviert.
Das „Bamberger Hörnla“, eine
alte Kartoffelsorte und nicht zu
verwechseln mit dem gleichnamigen
berühmten Gebäckstück,
gilt schon heute als kulinarische
Köstlichkeit. Zudem beleben wir
den Süßholzanbau neu. Denn im
Süßholz raspeln waren die Bamberger
immer ungeschlagen.
L: Was hat Bamberg an Lebensart
jenseits von Rauchbier und Bamberger
Hörnla zu bieten?
AS: Unglaublich viel! Und ich
lade jeden dazu ein, es einmal
selbst zu erkunden: Die kleinen
verwinkelten Gassen, die Wege
entlang der Lebensader Regnitz
und die Altstadt. Unverzichtbar
ein Besuch „auf“, denn so sagt
man in Bamberg, einem der traditionsreichen
Keller. Den besten
Blick über Bamberg, und einen
wirklich guten Eindruck der Lebensart,
hat man übrigens vom
Spezial-Keller aus.
Das Interview mit Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke führte Leporello-Chefredakteurin Susanna Khoury