Leporello im Gespräch mit dem Kulturreferenten der Stadt Würzburg, Muchtar Al Ghusain

von Susanna Khoury

Kulturreferent von Würzburg: Muchtar Al Ghusain Auf die Frage, was Kultur für ihn persönlich bedeute, antwortete der neue Kulturreferent Muchtar Al Ghusain, der die Nachfolge von Reiner Hartenstein angetreten hat, mit den Worten: „Kultur ist mein Leben, klingt zwar etwas pathetisch, ist aber so!" Kultur ist Bestandteil seines täglichen Lebens, so Al Ghusain, und daher unverzichtbar: „Es darf sich nicht die Frage auftun, entweder etwas zu Essen auf dem Teller oder in eine Ausstellung gehen". Und da wären wir schon beim Thema Nummer eins: Geld... Welche Haltung hat Muchtar Al Ghusain zur Finanzierung von Kultur? „Man kann immer alles auf die Finanzierbarkeit verkürzen, diese Debatte möchte ich nicht führen."

Der 43jährige Diplom-Musiker und Diplom-Kulturmanager wählt eine andere Herangehensweise an die Sache, er möchte Inhalte, Konzepte und Visionen in den Vordergrund stellen und sich dann über die Umsetzung und Machbarkeit Gedanken machen müssen. „Wenn wir die Kulturdebatte aufs Geld verkürzen, wird es eine leblose, phantasielose und emotionslose Auseinandersetzung, die uns nicht voranbringt", betont der frühere Leiter des Kulturbüros der Stadt Schwäbisch Gmünd. Was aber, wenn schon bei der täglichen Kultur-Arbeit der Kampf ums Überleben das Prozedere bestimmt? „Dieses Spannungsfeld muss die Kultur aushalten, einerseits den Alltag organisieren, ad hoc, im Hier und Jetzt, und andererseits langfristige Perspektiven im Auge behalten." Verstehen wir das richtig, wenn wir diese Zweigleisigkeit im Denken beschreiten, kann der Zug nicht entgleisen? „Ja, und daher bin ich froh für den Zuschnitt meines Referats „Kultur, Schule und Sport", denn es ist wichtig, früh den Hunger nach Kultur als Lebensmittel zu wecken. Apodiktische Forderungen wie Kultur muss sein halte ich für kontraproduktiv", so der ehemalige Referatsteilleiter im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur Al Ghusain.

Seit dem 1. September geben sich die Menschen, die mit Muchtar Al Ghusain ein Gespräch führen wollen, die Klinke in die Hand. Er wimmelt niemanden ab oder vertröstet auf später - alle kommen zu Wort. Er möchte sich so ein Bild von der aktuellen Situation vor Ort machen und erst dann seine Ideen formulieren: „Ich möchte Ideen und Konzepte im Dialog entwickeln, ich finde es anmaßend, von außen zu kommen und etwas zu bestimmen, nach der Devise „friss Vogel oder stirb'". In einigen Monaten, verspricht Al Ghusain, werde er sich zu vielen Dingen artikulieren, wobei das nicht heißt, dass vorher nicht mit dem Neuen zu rechnen sei: „An meinem zweiten Tag musste ich bereits ein Krisengespräch im MainfrankenTheater moderieren. Es gibt Themen, da muss man sofort einsteigen, andere vertragen einen Aufschub, sagt der in Würzburg aufgewachsene Familienvater. Wir wünschen Muchtar Al Ghusain, dass er die verschiedenen Tempi gut parallel beherrscht und sich über den konkreten Problemen des Alltags (kurzfristig) seine Visionen (langfristig) nicht nehmen lässt. Toi, toi, toi!

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