Im Gespräch mit dem Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel

von Susanna Khoury

Susanna Khoury und Dr. Blogoy Apostolov im Interview mit Dr. Thomas Goppel. Bayern ist ein Kulturstaat – so lautet ein Gebot der Verfassung des Freistaates. Die Bayerische Staatsregierung investiert jährlich rund eine halbe Milliarde Euro in Kunst und Kultur, woran man erkennen könne, so Dr. Thomas Goppel, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, „dass wir diesen Auftrag ernst nehmen“. Vor gut sechs Wochen hat der Staatsminister das Gemälde „Steinigung des Heiligen Stephanus“ von Giandomenico Tiepolo (dem Sohn Tiepolos) der Staatsgalerie in der Würzburger Residenz übergeben. Lange galt das Gemälde als verschollen, bis es auf einer Versteigerung in London auftauchte, wo es von der Bayerischen Staatsregierung erworben wurde. „Dieses Meisterwerk venezianischer Malerei wird sicherlich dazu beitragen, noch mehr Besucherinnen und Besucher nach Würzburg zu locken“ , sagte der Minister anlässlich der Präsentation im Weltkulturerbe, der Residenz zu Würzburg.

Kürzlich war Dr. Thomas Goppel erneut zu einer Stippvisite in Würzburg, was Leporello-Chefredakteurin Susanna Khoury und den Intendanten der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim, Dr. Blagoy Apostolov, dazu veranlasste, den Staatsminister zu interviewen.

Leporello: Würzburg liegt derzeit im Städteranking ­hinter Aschaffenburg und Schweinfurt, obwohl es überdurchschnittlich ­positive Bewertungen vor allem im Bereich des ­weichen Standortfaktors „Kultur“ bekommen hatte. Wie erklären Sie sich das? ?

Dr. Thomas Goppel: „Schwer, von der Ferne, sich das zu erklären. Würzburg hat ein paar besondere Leuchtpunkte im Kulturprogramm wie das Mozartfest, das Museum im Kulturspeicher oder auch das Theater. Die Mehrspartengeschichte des Mainfranken Theaters trägt vor allem dazu bei, dass der Ruf gut ist und das Museum, das sich die Stadt vor einigen Jahren selbst geschenkt hat, ist phänomenal. Würzburg hat anscheinend sehr hohe Ansprüche, denen es dann nicht gerecht wird. Von mir bekommt es gute Noten!“

Leporello: Wie kann Würzburg Ihrer Meinung nach positive PR für sich machen?

Dr. Thomas Goppel: „Zum einen müssen diejenigen, die von Würzburg reden, bei möglichst vielen Gelegenheiten nach Außen tragen, was an Fähigkeiten, Fertigkeiten und Qualitäten in der Stadt zur Verfügung steht. Eine dieser Qualitäten sind sicher die Mozarttage und das, was sie den Menschen schenken. Das noch ein bisschen intensiver publik zu machen, wäre sicher gut. Wenn wir etwas zu übergeben haben, wie jüngst das Gemälde vom Sohn Tiepolos, sagen wir das ja auch laut.“

Leporello: Anlässlich der Theatertage in Ingolstadt sagten Sie: „Kunst und Kultur gehören zum Zusammenleben der Menschen dazu...“ – Das hört sich ein bisschen so an, als wäre die Kultur ein „Accessoire“ . Meiner Meinung nach ist Kultur im Schneller, Höher und Weiter der Gesellschaft längst zu einer „Insel“ geworden und Lebenskultur zu einem Basic. Wie sehen Sie das? ?

Dr. Thomas Goppel: „Sie haben Recht! Kultur kommt von „cultura“ , was den Boden beschreibt und alles, was von diesem Boden ausgeht. Was von diesem Boden aus organisiert und weitergegeben wird, bekommt schon den richtigen Charakter, wenn wir uns selbst noch dreingeben. Kultur ist kein „Accessoire“ . Kultur ist die Grundlage, auf der wir stehen. Was wir daraus machen, ist unser eigenes Geschäft. Kommentare von Dritten dazu sind dann im Prinzip das, was PR und Werbung machen.“ ??

Leporello: Was bedeutet Kultur für Sie persönlich? ?

Dr. Thomas Goppel: „Sicherzustellen, dass ich das, was ich gerne entwickelt haben möchte, was mir am Herzen liegt, in der mir bestmöglichen Form präsentiere.“ ??

Dr. Blagoy Apostolov: Gibt es eine Chance, dass der Preis von Kultur genauso in die Höhe schießt wie die Benzinpreise? ?

Dr. Thomas Goppel: „Da ist der Wunsch Vater des Gedanken. Das werden wir nicht hinkriegen. Umsonst bekommen wir die Kultur auch nicht. Sie muss einen ordentlichen Tarif haben. Würzburg könnte sicher mehr aus sich machen, genauso wie München oder auch Rom und Würzburg ist nicht in Mode, könnte man sagen. Die Frage ist nur, ob man in Mode sein will, um in Sachen Kultur von sich reden zu machen. Diesen Streit muss man mit sich selbst ausfechten.“

Bildnachweis: Jendryssek

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