Georg Rosenthal über die „kulturelle“ Zukunft Würzburgs

von Susanna Khoury

Das Interview mit Georg Rosenthal, Würzburgs OB, führte Leporello-Chefredakteurin Susanna Khoury.

Diskussionen gehören zur Kultur dazu. Wenn das Publikum und die Presse sich über Inszenierungen im MainfrankenTheater aufregen, zeigt das, dass da mit Leidenschaft und Herzblut beobachtet wird. Es geschieht meiner Meinung nach im Ringen um den richtigen Weg.“ 52 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben mit ihrer Stimme bei der Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt in Würzburg am 16. März 2008 Georg Rosenthal als Herausforderer von Dr. Pia Beckmann bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Welche Weichen er für die Kultur in der Stadt stellen möchte, darüber hat sich Leporello-Chefredakteurin Susanna Khoury mit dem Mann unterhalten, der am 2. Mai als neuer Oberbürgermeister von Würzburg vereidigt wird.

Wie sehen Sie die Zukunft des MainfrankenTheaters?
„Ich möchte das Theater nicht nur als Drei-Sparten-Haus erhalten, sondern auch für die Zukunft absichern. Es stehen Investitionen für die bauliche Sanierung an, die sich auf mindestens fünf Millionen Euro belaufen. Hier muss zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht werden und anschließend ein Stufenplan für die Umsetzung der anstehenden Arbeiten erstellt werden. Relevante Fragen hierfür sind: Was ist dringend notwendig, was ist auch notwendig, aber nicht so dringlich und was ist darüber hinaus wünschenswert? Und es steht außer Frage, dass die Stadt das finanziell schultern muss.“

Die Finanzen waren laut Aussagen maßgeblicher Sponsoren aus der Wirtschaft nicht das Thema bei der einmaligen Chance, Würzburgs „Kultur“ mit einem Konzert des Philharmonischen Orchesters in die Welt (nach China) zu tragen. Ist der verpasste Auftritt eine verpasste Chance?
„Ich kann den Beweis nicht antreten, ob die ‚Chinareise‘ des Orchesters eine reale Chance war oder nicht. Ich hoffe, dass alle Seiten aus dem Prozess, der nicht optimal gelaufen ist, Schlussfolgerungen gezogen haben für zukünftiges Handeln, vor allem in Bezug auf gutes gegenseitiges Informieren. Generell sehe ich die Chance funktionierender Beziehungen im Dialog mit den Menschen. Ich möchte im Vorfeld anstehende Entscheidungen kommunizieren und so transparent machen. Die Bürgerinnen und Bürger kennen dadurch das Für und Wider und können getroffene Entscheidungen besser nachvollziehen.“

Nicht nachvollziehbar ist beispielsweise für viele Mitbürgerinnen und Mitbürger das Petrinihaus am Markplatz? Wie kann man solche Bauten in Zukunft vermeiden?
„Ich bin wild entschlossen, so schnell wie möglich einen Baukunstbeirat ins Leben zu rufen mit ausgewiesenen Personen, die nicht nur aus Würzburg kommen. So ein Gremium ist meiner Meinung nach als beratende Instanz dringend erforderlich. Andere Städte machen es vor, dass sich moderne Bauten in ein historisch gewachsenes Stadtbild integrieren lassen. Eng damit im Zusammenhang steht für mich auch die verwaiste Stelle eines Stadt- und Heimatpflegers, die ich baldmöglichst neu besetzen möchte.“

Für die meisten Entscheidungen, die in der Stadt anstehen, braucht auch der neue Oberbürgermeister den Stadtrat. Wie sehen Sie die Chance als SPD-Mann mit 18 CSU-Stadträten zu einer Entscheidung in Sachfragen zu gelangen?
„Zum einen hat mir die CSU bereits Signale geschickt, dass sie mitarbeiten will und nicht in die Opposition geht. Und zum anderen, glaube ich, dass die Bürgerschaft es nicht akzeptieren würde, wenn gute Vorschläge andauernd boykottiert würden. Darüber hinaus werde ich allen Stadtratsmitgliedern mit dem gleichen Respekt begegnen, da sie durch ihren Sitz im Rat das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger repräsentieren und somit verdient haben, vom Oberbürgermeister dementsprechend behandelt zu werden.“

Letztes Jahr hat die Stadt ein eigenes Festival ins Leben gerufen, den „Hafensommer“, der ein Minus in fünfstelliger Höhe produziert hat und für den heuer eine sechsstellige Summe vom Stadtrat bewilligt wurde. Wie beurteilen Sie das?
„Erstens war Wahlkampf und zweitens war es das erste Mal, dass dieses Festival stattfand. Beim zweiten ‚Hafensommer‘ wird man sich das Ganze sicher viel kritischer anschauen. Vor allem hoffe ich, dass die Signale, die von der freien Szene als Reaktion auf den ersten ‚Hafensommer‘ gekommen sind, aufgenommen wurden. Das Ambiente am Alten Hafen ist einzigartig und im Miteinander der Kulturschaffenden kann das Festival eine Bereicherung des kulturellen Angebots im Würzburger Sommer sein.“

Eine letzte Frage in eigener Sache: Sehen Sie die Notwendigkeit eines neuen Kulturmagazins unter städtischer Flagge?
„Ich wüsste nicht, dass ein Konzept dafür vorliegt. Wenn es eins geben sollte, müsste das auf seine Innovativität und seinen Nutzen gegenüber bereits Vorhandenem geprüft werden. Dann muss mich als OB interessieren, was das für die Finanzen der Stadt bedeutet und welche Auswirkungen es auf Publikationen hat, die bis dato hervorragende Arbeit in der Kulturberichterstattung geleistet haben. Es kann nicht das Ansinnen der Stadt sein, jemandem damit zu schaden, und es ist Fakt, dass der Markt in Bezug auf Spartenzeitschriften in Würzburg nicht beliebig erweiterbar ist. Zuletzt stellt sich für mich dann noch die Frage nach der Kernkompetenz einer Stadt.“

Anzeigen