Annäherung an das Thema Glück, Teil 5

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 11/2011)

„Zwischen Weinen und Lachen schwingt die Schaukel des Lebens und in ihr der Mensch"

Glück ist vielschichtig. Es begegnet uns in den unterschiedlichsten Formen, Bereichen und Facetten unseres Lebens.

Als großes umfassendes Glück macht es sich rar, in kleinen homöopathischen Dosen schleicht es sich aber wieder und wieder in unseren Alltag. Und wer offenen Auges durchs Leben geht, erkennt es auch.

Und da beginnt das Problem: Wir sind so eingebunden in den ganz normalen Wahnsinn, dass wir auf „Auto- Pilot“ geschaltet haben und die kleinen aber feinen Glücksmomente rechts und links des Wegrandes gar nicht mehr sehen. Oder, dass wir, wie der amerikanische Ökonom Richard Easterlin es beschreibt, durch Gewöhnung und Vergleichen so abgestumpft sind, dass wir das, was wir haben, als selbstverständlich hinnehmen und es nicht mehr richtig zu schätzen wissen.

Die „Halbwertszeit“ von Kleidung, Urlauben und Handys beträgt im Schnitt höchstens zwei Monate, meist weniger und dann ist es mit dem Glücksgefühlen wieder vorbei. Das „Easterlin- Paradox“ ist ein Phänomen unserer Wohlstandsgesellschaft. „Denn die Tatsache“, so der USPsychologe Abraham Maslow, „dass wir Glück erforschen, zeigt, dass wir nicht kalt, nass und hungrig sind und uns nicht primär auf die nächste Mahlzeit freuen und auf ein trockenes Plätzchen im Warmen!“

Die Kicks müssen bei unserer Prosperität schon andere sein, um Endorphine, Serotonin und Dopamin, die ausgeschüttet werden, wenn wir Glück empfinden, hinter dem warmen Ofen hervorlocken können. „Glück, was ist Glück? Wer weiß es mir zu nennen?

Was jeder sucht und was so wen´ge kennen. Wonach wir alle jagen stets und rennen. Wofür selbst Greise glühn noch und brennen – Glück, was ist Glück? Wer weiß es mir zu nennen?“ Auch der österreichische Dramatiker Friedrich Halm hatte auf die simple Frage „Was ist Glück?“, mit der sich Leporello nun schon seit fünf Ausgaben beschäftigt, keine zufriedenstellende Antwort gefunden, wie viele vor und nach ihm.

So einfach und doch so schwer… Jon Christoph Berndt und Christine Koller starten in ihrem Buch „50 einfache Wege zum Glück“ einen erneuten Versuch, dem Glück auf die Spur zu kommen. Schon die Tatsache, dass es 50 Wege gibt, lässt vermuten, dass wir uns weiter auf dem Weg am „Glück“ abarbeiten – vielleicht mit Etappenerfolgen unterwegs, aber noch weit entfernt von einem Ziel und einer Antwort auf die Frage. Aber werfen wir einen Blick auf einige der 50 Wege, es kann ja nicht schaden…

Jeder ist seines Glückes Schmied, das ist altbekannt und dennoch sollte man es sich ab und an bewusst machen. Berndt und Koller plädieren für eine positive Lebenseinstellung. Dann sei es einfach, das Glücklichsein. Also war Thomas Alva Edison ein Halb-Glas-voll-Typ? Denn auf die Frage eines Reporters, ob er nach tausend erfolglosen Versuchen die Glühbirne zu konstruieren nicht total frustriert sei, antwortete er: Nein, jetzt kenne ich tausend Möglichkeiten, wie es nicht geht. Edison sah seine Misserfolge nicht als Niederlage, sondern als eine Erfahrung auf dem Weg zu seinem Ziel an.

Ein Optimist, zweifelsohne. Als weiteren Baustein eines glücklichen Lebens nennen die Autoren „Achtsamkeit“. In Anlehnung an den Buddhismus fokussieren sie das ganz im Hier und Jetzt sein, so dass der Gegenstand unserer Wahrnehmung nur das gegenwärtige Dasein ist mit dem Zusatz noch, dieses nur wahrzunehmen und nicht zu bewerten. Dieser Haltung schließt sich auch die deutsche Lyrikerin Anke Maggauer- Kirsche an: „Wenn wir nicht achtsam sind, geht das Leben an uns vorüber, ohne dass wir es bemerken.“

Nummer drei der Wege zum Glück ist die kindliche Neugier, die man sich bewahren soll. Das scheint aber auch nicht so neu zu sein, wenn man sich das Statement des italienischen Philosophen und Mathematikers Galileo Galilei anschaut: „Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.“

Und wenn wir dem Forscherdrang nachgeben, verspüren wir „flow“ und sind glücklich (siehe September-Ausgabe Leporello). Berndt und Koller bemühen sich redlich und führen das „Lachen“ ins Feld. Auch nicht neu, denn Lachen ist bekanntlich die beste Medizin und wer über sich selbst lachen kann, hat gut Lachen.

Und da schon der deutsche Schriftsteller Christian Morgenstern den Zusammenhang von Lachen und Glück kannte, muss wohl etwas dran sein: „Zwischen Weinen und Lachen schwingt die Schaukel des Lebens, zwischen Weinen und Lachen fliegt in ihr der Mensch.“ Lachen schafft Distanz zu Problemen, weil Humor Kräfte freisetzt, die uns sonst nicht zur Verfügung stünden, und durch die künstliche Überhöhung nimmt man zudem dem ganzen Sujet die Bedrohlichkeit.

Manche Glücksforscher gehen sogar soweit, dass Humor nicht nur befreiend wirke, sondern zudem Lustgewinn bringe. „Glück ist ein unvorhersehbarer Moment, in dem dein Herz mit Sprungfedern über Türme hüpft“, schmückt die deutsche Autorin und Malerin Ursula Schachschneider ihr Bild von „Glück“ wortreich aus.

Doch wie können wir dieses Gefühl des Schwebens auf Wolke sieben erlangen, gar dauerhaft konservieren? In der Dezemberausgabe beleuchten wir weitere der „50 Wege“ von Jon Christoph Berndt und Christine Koller, wie zum Beispiel, den Weg der Dankbarkeit, den viele nicht mehr kennen, oder den Weg des Füreinander Daseins, den Weg der Wertschätzung, den Weg des inneren Reichtums oder den Weg des Aufrichtigseins, der wie es scheint in einem riesigen Irrgarten versteckt sein muss…

In diesem Sinne, nehmen wir es mit Humor, denn wie ein japanisches Sprichwort sagt, kommt das Glück zu denen, die lachen!

Bildnachweis: Khoury

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