Annäherung an das Thema Glück, Teil 1

von Susanna Khoury

Ist es besser Genossenes zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat?

Was ist Glück?

Als Journalist dieser Frage nachzugehen ist ein hehres Unterfangen. Normalerweise reichen zwei unabhängige Quellen, die die gleiche Aussage treffen und schon hat man seine publizierbare Antwort, die der Wahrheit entspricht - oder dieser zumindest am nächsten kommt. Das ist hier anders!

Mit der Frage nach dem, was Glück ist, öffnet man die Büchse der Pandora, denn egal wie oft und wie viele Menschen man fragt, man wird nicht die eine Wahrheit erhalten. Nicht, weil es um Lobbyismus oder Lebensmittelskandale geht und keiner wirklich Farbe bekennen will, sondern weil es die eine Antwort nicht gibt. Weil Glück für jeden Menschen etwas anderes bedeutet, was sich auch in den Antworten unserer Probanden aus Kultur, Wirtschaft und Politik widerspiegelt. Und dennoch wollen wir im Leporello in unserer neuen Rubrik „Glück erleben!“ eine Annährung versuchen, dem Glück auf die Spur kommen.

In der amerikanischen Verfassung wird „the persuit of happiness“ garantiert, damit gehen wir d´accord, wir wollen das Glück suchen in großen wie kleinen Dingen. Ob man es findet, das liegt an jedem Einzelnen selbst. Oft weiß man ja genau, was man nicht will, aber nicht so genau, was man will. Für dieses Prinzip gibt es in der empirischen Forschung einen Namen: Ausschlussprinzip. Auf unsere Frage transformiert heißt das, wir versuchen eine Annäherung an „Glück“ durch die Definition dessen, was Glück nicht ist. Na, einen Versuch ist es wert…

Dr. med. Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist, hat es in seinem Buch „Glück kommt selten allein…) so formuliert: „Shit happens! Mal bist du Taube, mal bist du Denkmal.“ Es läuft nie alles glatt im Leben, da sind das Wetter, Viren und Bakterien, Gene, nicht zu vergessen andere Menschen, die es glücklich macht, andere unglücklich zu machen. Auf manche Dinge haben wir nur bedingt Einfluss und daher sollten wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können. Positiv Denken ist zwar ein alter Hut, aber „second hand“ immer noch gut: Menschen, die das Glas halb voll sehen, sind auf jeden Fall glücklicher als die Halbleer- Typen.

Oder wie Marc Aurel es formulierte: „Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe deiner Gedanken an.“ Lache, und die Welt lacht mit dir. Apropos Welt: Nach dem heutigen Stand der empirischen Glücksforschung sind die größten Glücksbringer Freunde. Es hat noch keiner am Ende seines Lebens gesagt, ich hätte mehr Zeit in der Firma verbringen sollen. Die Tendenz geht eher dahin: Ich hätte mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen sollen. Hirschhausen dazu: „Freunde werden uns nicht in die Wiege gelegt, aber in den Sand gesetzt!“

Ob wir im Laufe unseres Lebens diese Freundschaften pflegen oder wieder in den Sand setzen, liegt an uns. Es sind immer die Herzen, die Beziehungen zu Menschen, die glücklich machen. 90 Prozent aller Befragten einer Oxford-Studie über Glück geben Freundschaft, Liebe und Familie als größte Quelle für Glück, aber auch für Unglück an. Ja, jede Münze hat ihre zwei Seiten, jedem Berg folgt ein Tal und übermäßigem Genuss die Reue. Allerdings werden Menschen, die nicht genießen ungenießbar. Also, carpe diem? Auf jeden Fall.

Schon Martin Luther war der Meinung: „Und wenn ich wüsste, das morgen die Welt unterginge, ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Im Jetzt und Hier sein, das macht glücklich. Den Moment leben, den Augenblick genießen, ihn nicht festhalten wollen und ihn auch nicht ins Unermessliche steigern wollen. Genuss lässt sich nicht durch Menge, sondern nur durch Intensität steigern. Und nach der „Peak-End-Rule“ von Glücksforscher Daniel Kahnemann sollte man dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Denn die größte Spaßbremse für Glück ist die Gewöhnung und der Schatten, den die permanente Schokoladenseite wirft, die Sucht.

Oscar Wilde meinte dazu: „In der Welt gibt es nur zwei Tragödien: Die eine, ist nicht zu bekommen, was man möchte, die andere, es zu bekommen!“ Hier machen wir einen Schnitt, um Sie nicht mit zu viel „Glück“ zu überschütten und verraten im Juli-Leporello mehr über Glücksbringer und Glückskiller. Darüber, warum es im Deutschen nur ein Wort für Glück gibt, im Französischen gleich drei Begriffe und im Englischen sogar vier. Darüber, warum wir das kleine Glück verpassen, während wir auf das Große warten (John Lennon: “Leben ist das, was passiert, während wir dabei sind andere Pläne zu schmieden.“) und warum Gänsehaut- Momente so rar gesät sind.

Last but not least gehen wir der Frage nach, ob es möglich ist, dauerhaft glücklich zu sein? In diesem Sinne: Probieren geht über Studieren: Viel Glück beim Glücklichsein!

Bildnachweis: Privat

Anzeigen