Letzte Annäherung an das Thema Glück, Teil 8

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 5/2012)

„Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergeblich warten!“  Pearl S. Buck

Fast ein Jahr ist es her, da haben wir die Büchse der Pandora geöffnet und gefragt: „Was ist Glück?“.

Über 300 Statements aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie Überlegungen von Literaten, Philosophen und Wissenschaftlern jedweder Couleur haben gezeigt:

„Glück“ ist so vielschichtig und facettenreich, dass es nicht fassbar ist, geschweige denn, dass es eine allgemeingültige Antwort auf die Frage gäbe, was „Glück“ sei oder wie man es erlangen könne.

Dennoch war der Diskurs nicht vergebens. Wir haben die Fährte des flüchtigen Phänomens aufgenommen und sind ihm auf die Spur gekommen. Die Ergebnisse unserer „Jagd nach dem Glück“ wollen wir hier und heute all denjenigen mit auf den Weg geben, die weiterhin auf der Suche und für richtungsweisende Tipps offen sind.

In den vergangenen 20 Jahren haben sich fast alle akademischen Disziplinen mit dem einstigen Kuschelthema „Glück“ beschäftigt, von der Psychologie über die Soziologie und Genetik bis zur Ökonomie.

Und es gibt tatsächlich eine Aussage, auf die sich alle Fachrichtungen einigen können: Soziale Bande sind der General-Schlüssel zum Tor des „Glücks“.

Selbst der Erfinder der Relativitätstheorie Albert Einstein unterschrieb diese Aussage: „Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzens kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast!“ Hört sich so gar nicht nach kühler Mathematik an, oder?

Freundschaften und Beziehungen sind deshalb so ausschlaggebend für unser „Glück“, so der Sozialpsychologe Michael Argyle, „weil die auf Sympathie beruhende Anteilnahme des Anderen unser Selbstwertgefühl erhöht und uns dadurch glücklich macht“.

Statussymbole und Trophäen jeder Art gaukeln „Glück“ auch vor, ihre Halbwertszeiten sind jedoch zu gering. Zu schnell verflüchtigt sich die episodische Freude über den Gewinn und man braucht einen neuen Kick, um glücklich zu sein. Damit wäre auch Immanuel Kants Einschätzung von „Glück“ als Erfüllung von Wünschen und Präferenzen fragwürdig.

Füreinander da sein, Wertschätzung, Dankbarkeit, Liebe und Freundschaft sind Parameter, die nachhaltiger „Glück“ produzieren und daher schon lange fest in der östlichen Spiritualität verankert sind als Wegweiser für glückliches Leben.

„Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft“ ist der Titel eines Buches von Bas Kast über die Kraft der Intuition. Eigentlich wissen wir genau, was uns glücklich macht, nur haben wir oft die falschen Berater oder hören nicht genau hin, wenn die innere Stimme etwas sagt... Der Verstand unterscheidet, aber das Herz entscheidet.

Wissenschaftliche Studien belegen 90 Prozent aller Entscheidungen fallen auf der Sympathieeben, nicht auf der Sachebene. Und auch die alte Volksweisheit: „Jeder ist seines Glückes Schmied!“, lässt sich wissenschaftlich untermauern.

Genetische Forschungen haben ergeben, dass im Erbgut zwar ein Sollwert für unser Glücksempfinden angelegt ist. Der mache jedoch nur 50 Prozent aus. Die anderen 50 Prozent liegen in unserer Hand. Jon Christoph Berndt und Christine Koller plädieren in ihrem Buch „50 einfache Wege zum Glück“ daher für eine positive Lebenseinstellung und nennen als Beispiel Thomas Alva Edison.

Dieser antwortete auf die Frage eines Reporters, ob er nach tausend erfolglosen Versuchen, die Glühbirne zu konstruieren nicht total frustriert sei, mit „Nein! Jetzt kenne ich tausend Wege, wie es nicht geht, das ist doch gut“. Und nachdem wir heute nicht alle immer noch im Dunkeln sitzen, scheint die Methode des „Halb- Glas-voll-Typen“ Edison funktioniert zu haben!

Neben dem positiven Denken, das in keiner Lebenslage wirklich schadet, gehören kindliche Neugier, Lachen und das im Hier und Jetzt leben unbedingt ins Marschgepäck auf dem Weg zu einem glücklichen Ausgang. Apropos Ausgang ... auf dem Weg zum Ziel ist man oft glücklicher als wenn man das Ziel erreicht hat. Das liegt am Dopamin, das ausgeschüttet wird, wenn wir etwas wirklich wollen.

Eckart von Hirschhausen bringt hier den „Flow“-Begriff ins Spiel. „Glück“ ist „Flow“, was so viel heißt wie „im Fluss sein“. Dieses positive Getrieben sein, wenn man in einer Aufgabe aufgeht. Ein Ziel vor Augen, ohne diesem hinterherzujagen, die Konzentration auf ein Sujet, ohne besessen zu fokussieren, das Gefühl von Kontrolle, ohne strikte Begrenzungen.

„Flow“ eben! „To travel hopefully is a better thing than to arrive...“, so der Titel eines Songs der britischen Popband „Swing out Sisters“. Das „Glück“ liegt auf dem Weg, nicht hinter der Zielmarke. Allein die Sehnsucht nach dem gesteckten Ziel macht uns glücklich.

Hans Christian Anderson klärt damit auch manch unverständlichen Liebeskummer, der uns unglücklich machte: „Liebe ist Sehnsucht und gestillte Sehnsucht vergeht!“ Genuss lässt sich eben nicht ins Unermessliche steigern. Beim Versuch verkehrt sich das Unterfangen meist ins Gegenteil.

Daher ist Achtsamkeit gefragt und zwar Achtsamkeit in Allem! Und hier hat Goethe das letzte Wort: „Denn das ist eben die Eigenschaft der wahren Aufmerksamkeit, die im Augenblick das Nichts zu Allem macht“.

Verpassen Sie nicht das kleine Glück des Augenblicks, während Sie auf das Große vergeblich warten. In diesem Sinne... noch ein glückliches Leben!

Bildnachweis: Privat

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