In Heidelberg werden Schüler mutig, stark, kreativ und „glücklich“ gemacht

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 7-9/2011)

Jura und Volkswirtschaft hat er studiert, doch danach wurde Ernst Fritz-Schubert weder Unternehmensberater noch Anwalt. Der Akademiker trat in den Schuldienst des Landes Baden-Württemberg ein. Seit dem Jahr 2000 leitet er die Heidelberger Willy- Hellpach-Schule. Weithin berühmt wurden er und seine Schule dadurch, dass Fritz-Schubert vor vier Jahren das Fach „Glück“ einführte - und so die gesamte Schulkultur veränderte.

Durch ganz Deutschland tingelt Fritz-Schubert inzwischen, um seine Konzeption bekannt zu machen und Nachahmer zu finden. Auch nach Würzburg kam er dabei auch. Zahlreichen Lehrerinnen und Studenten präsentierte er in der Neubaukirche auf Einladung des Uni-Projekts „Learning through the Arts“ (LTTA) sein „Glückscredo“, das mittlerweile in 100 Schulen im deutschsprachigen Raum praktiziert wird.

„Jeder muss sein Glück selbst finden“, lautet ein Kernsatz. Doch dafür gilt es Voraussetzungen zu erfüllen. Glücklich ist der, der die Welt um sch herum zu gestalten vermag: „Darum müssen wir Schüler dazu bringen, von Erduldern zu Gestaltern zu werden.“ Und zu aktiven Gückssuchern. Eigentlich ist die Schule nicht unbedingt die Lokalität, in der Schüler zu kreativen, aktiven Menschen werden, so der Schulmann selbstkritisch.

In Schulen werden Kinder bewertet, sie werden belehrt, statt dass es ihnen erlaubt wäre, selbst Herausforderungen zu bewältigen, sie werden bewertet, statt dass ihnen Achtung unabhängig von ihrer Leistung entgegengebracht würde. Ein Schulfach Glück kann inmitten dieser schulischen Systemzwänge zumindest ein Korrektiv darstellen. Zum Beispiel, indem es Schüler in ihrer Persönlichkeit stärkt. In vielen Übungen während der „Glücksstunden“ geschieht in Heidelberg eben dies.

„Ich bin mutig!“ Welches Kind sagt das schon über sich? „Eigene Stärken werden von den Schülern kaum geäußert“, bestätigt Fritz- Schubert. Eine wichtige „Glücksübung“ besteht deshalb darin, dass ein Kind ein Stück Pappe auf den Rücken bekommt, darauf wird ein Zettel befestigt. Die anderen Kinder schreiben nun, was sie an ihrem Mitschüler alles gut finden.

Der Zettel kommt in einen Umschlag. Erst zu Hause darf das Kind das Geschriebene lesen - und sich darüber wundern, wie toll es nach Ansicht der anderen ist. Die eigenen Stärken kennen, das ist ein wichtiger Pfeiler, auf dem die Glückssuche ruht. Ein zweiter besteht in der Erkenntnis, dass Krisen keine Katastrophen sein müssen.

Sie bieten Chancen. Zum Beispiel die der Neuorientierung. Auch das lernen die Kinder im Fach „Glück“.

Bildnachweis: Privat

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