von Glosserello (erschienen in Ausgabe 2/2010)

Wolf Biermann, der deutsche Liedermacher und Literat, sagt: „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“.

Deshalb ist Veränderung gut und angeblich das einzige Verlässliche auf dieser Welt. Wie immer und überall macht die Dosis das Gift. Wir leben in einer Zeit, die sich schneller ändert als jede Zeit vor ihr, was nicht immer gut ist.

Manchmal scheint es, dass überhaupt kein gültiges Koordinatensystem mehr vorherrscht, im „Schneller, Höher und Weiter“ unserer Gesellschaft, an dem sich die Menschen orientieren können. Mahatma Gandhi postulierte: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“.

Was vielleicht bedeutet, dass jeder sein eigenes Koordinatensystem oder Wertesystem in sich tragen muss, damit das große Ganze funktioniert. Aber wie soll das bei der Vielheit von Individuen gehen, deren Selbst oft andere Menschen sind, die sie nur spiegeln?

Da kommt dann noch die Gesellschaft als solche und die Politik ins Spiel, die die Aufgabe haben, sich Herausforderungen der Zeit zu stellen, anstehende Probleme zu lösen ohne Neue größere zu schaffen.

Zu gestalten am Koordinatensystem der Menschen entlang, für die sie gestalten und nicht ein Neues eigenes schaffen, das als Paralleluniversum existiert und um sich selber kreist. „Gutes pflegen, Neues bewegen“ könnte hier die Devise sein, die sich so einfach anhört und doch so schwierig ist.

Denn, wenn man dem deutschen Schriftsteller und Journalisten Christian Morgenstern glauben darf, gibt es nur ein Neues: die Nuance! Doch mit Nuancen, von was auch immer, macht man keinen Staat und schon gar nicht Furore. Daher erleben wir täglich Menschen, die das Rad neu erfinden müssen, obwohl es sich doch schon seit der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. durch das Schwarzmeergebiet dreht und bis nach Mesopotamien, der Wiege der Kultur, gerollt ist. 3500 vor Chr. soll es sich sogar schon seinen Weg nach Deutschland gebahnt haben.

Und seitdem kann man das Rad nicht neu erfinden, nur ein wenig daran drehen. Das wiederum versuchen vor allem die Menschen, die der Meinung sind, dass es nicht genug ist, dass sich die Erde um die eigene Achse und um die Sonne dreht. Sie glauben, die Erde müsse sich auch um sie drehen.

Oder, um es lapidar mit den Worten des deutschen Autors Ulrich Erckenbrecht auszudrücken: „Das fünfte Rad am Wagen ist der Pfau am Steuer“. In diesem Sinne bleibt allen Menschen, die wirklich etwas bewegen, sprich verändern wollen, das Zurückgeworfensein auf etwas ganz Einfaches:

Nämlich den Mut zu haben, das zu ändern, was zu ändern ist, die Gelassenheit zu haben, das hinzunehmen, was augenscheinlich nicht zu ändern ist und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden (frei zitiert nach Franz von Assisi).

Bildnachweis: Privat

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