„Quo vadis cultura?" - Leporello-Kultur-Talk dieses Mal im Hofkeller

von Pat Christ

Muchtar Al Ghusain wünschte sich beim „Talk im Hofkeller" ein lebendiges Mainfranken Theater, das eine Begegnungsstätte für kulturell Interessierte ist.

Wäre nicht das Gebäude... Dann könnte das Mainfranken Theater eine ganz andere Lebendigkeit entfalten. Es könnte eine Begegnungsstätte für kulturell interessierte Menschen werden. So die Vision von Muchtar Al Ghusain. Die Architektur macht diesen Visionen einen Strich durch die Rechnung. Das Würzburger Stadttheater, so der Kulturreferent beim „Talk im Hofkeller", ist leider als typischer „Musentempel" gebaut.

So einiges gab es zu kritisieren an Würzburgs Kunst und Kultur beim zweiten „Talk" zum Thema „Quo vadis cultura?", der von den Leporello-Chefredakteurinnen Susanna Khoury und Petra Jendryssek organisiert und moderiert wurde. Den einen sind die Inszenierungen des Mainfranken Theater zu „regielastig". Anderen agiert Kulturreferent Al Ghusain mit Events wie dem Kultursommer zu eigenmächtig. So ärgert Rainer Binz vom Theater Chambinzky die „minutiöse Vorausplanung" des Festes ohne die Kulturschaffenden zu involvieren. Doch es gibt auch kulturelle Einmaligkeiten in und um Würzburg. Mit der Bayerischen Kammeroper von Dr. Blagoy Apostolov ist in Veitshöchheim das deutschlandweit einzige Theater mit einem eigenem Rundfunksender angesiedelt. Und wo sonst im Freistaat gäbe es eine solche Fülle privater Theater? Die Zukunftsprognosen für Würzburgs Kultur fallen nicht nur positiv aus. Intendant Hermann Schneider macht der geringe Theaterzuschuss der Stadt zu schaffen. Zwischen 2000 und 2004 reduzierte die Stadt Würzburg ihre Subventionen um die Hälfte. Der Topf für Künstlerisches wurde gedeckelt. Zu den Finanzproblemen kommt ein zu heterogenes Publikum für das es Theater zu machen gilt.

Geldsorgen haben auch die privaten Bühnen. Laut Rainer Binz müssen sie 80 Prozent ihrer Etats selbst erwirtschaften. Binz: „Aber das kann nicht die Zukunft des Theaters sein!"

Angesichts dieser Situation ist Jürgen Lenssen froh, dass er in der Diözese Kunstreferent ist. Während die „profane" Kunst viel über Geld diskutiert, geht es in der Diözese um inhaltliche Fragen. Warum kirchliche Kunst? Die Frage fällt Lenssen nicht schwer: „Kunst liefert Verweise, die helfen, das eigene Leben zu deuten." Peter Grethler (Distelhäuser Brauerei) als Sponsor der Würzburger Kulturpreise stößt ins gleiche Horn. Er will durch die Förderung des Jugendkulturpreises, einer jungen Zielgruppe eine Motivation für eine Sinnfindung in der Kultur geben. Bei allen Unterschieden - ein Gedanke, der auch das Leporello-Team von Beginn an trägt, eint die Kulturschaffenden: "Tradition ist Weitergabe des Feuers, nicht Anbetung der Asche". Wer in Würzburg Kultur schafft, brennt für die Sache. Ein „leuchtendes" Beispiel war beim „Talk" Barbara Schöller, die zusammen mit Pianist Jeremy Atkins Chansons von Edith Piaf sang - und das einen Tag nach der Premiere von „Kiss me Kate"! Das gleiche gilt für Schauspieler Ingo Klünder. Bei ihm war es zudem noch seine letzte Premiere nach fast 30 Jahren am MainfrankenTheater. Sie alle brennen für die Sache und das konnte man aus jeder Gedichtzeile von „Sinnenrausch II", woraus Ingo Klünder mit Brigitte Obermeier zusammen rezitierte, heraushören.

Bildnachweis: Christ, Weissbach

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