Das Social-Media-Engagement kultureller Einrichtungen

von Martina Schlereth

Die neuesten Zahlen Facebook betreffend, sprechen für sich: 17, 5 Millionen Deutsche haben dort inzwischen ein Profil angelegt. Die Wachstumsrate der letzten zwei Jahre liegt bei 795 Prozent. Dies setzt Deutschland auf Platz elf in der Liste aller auf Facebook vertretenen Länder. Auch viele Unternehmen sind inzwischen auf den Zug aufgesprungen und betreiben Zielgruppenarbeit in den Social-Medias. Immer mehr des PR-Budgets wird auf das Internet verwendet und die Kampagnen sind speziell darauf ausgerichtet, mit den Kunden in einen Dialog zu treten.

Leporello war zu Besuch bei der PR-Fachfrau Ulrike Schmid. Ihre Kommunikationsberatung u.s.k. hat sich auf Kultur-PR spezialisiert. Sie unterstützt also kulturelle Einrichtungen bei der Verbesserung ihrer PR-Strategien. Der Kommunikationsberaterin liegt das Thema „Social Medias“ - besonders in Bezug auf das Engagement kultureller Einrichtungen - am Herzen. Aus diesem Grund hat sie dazu eine Studie verfasst und hierbei untersucht, ob und wie Kulturinstitutionen in den Social-Medias agieren.

Die Studie soll laut Schmidt eine Momentaufnahme geben, wie viele Kultureinrichtungen sich in Portalen wie Facebook oder Twitter in dem Zeitraum der Untersuchung – also Februar bis Juni 2010 - engagierten. Eins lässt sich aber ganz sicher festhalten, die Anzahl derer unter den Museen und Orchestern, die in mindestens einem Portal präsent sind, steigt rasant. So hat sich die Anzahl der aktiven Orchester von Februar bis zum November 2010 von 20 auf 50 mehr als verdoppelt. Die Studie soll aber, so Schmidt, auch „ein Leitfaden“ sein und darüber Auskunft geben, „wo tatsächlich noch Nachholbedarf ist, was besonders gut ist, wie es jetzt tatsächlich in der Interaktion aussieht..“. Ein Anliegen war also darüber hinaus, Anstoß und Anregungen zu einem Engagement in den Social Medias zu liefern. „Und das ist eben halt das Besondere an der Studie, das ich ja mein eigenes Kriterium zugrunde gelegt hab, meine eigene Bewertung.“ Mit viel Fleiß und Ausdauer ist Schmid jedes einzelne Portal durchgegangen und hat die Profile und Aktivitäten der Kultureinrichtungen analysiert.

Das Ergebnis ihrer Untersuchungen bringt Schmid folgendermaßen auf den Punkt: Die Social-Media-Aktivitäten vieler kultureller Einrichtungen sind „noch ausbaufähig“. Die meisten Museen und Orchester engagieren sich in nur ein oder zwei Portalen, obwohl mit jeder Plattform andere Zielgruppen erreicht werden könnten. Ganz oben auf der Hitliste steht Facebook. Bei den Museen ist außerdem Twitter beliebt, während die Orchester mit Videos von Proben und Konzerten bevorzugt bei YouTube Fans gewinnen wollen. Für verbesserungsfähig hält Ulrike Schmid auch die Art und Weise der Kommunikation: Die meisten Museen und Orchester nutzen Social Medias nicht dazu, mit den Stakeholdern gezielt in Interaktion zu treten. Doch gerade dies macht das Besondere an diesen Portalen aus. Stattdessen wird auch hier die standardisierte „One-way-Kommunikation“ betrieben. Wünschenswert und weitaus effektiver wäre aber ein Dialog mit den Zielgruppen. Also zum Beispiel die „Fans“ mit einer Abstimmung beteiligen oder ein direkte Frage zur Diskussion stellen. Auch die Sprache sollte weitaus weniger neutral gehalten werden., sondern Emotionen zeigen. Dem Publikum „einen Insight geben, was passiert jetzt grad hinter den Kulissen“, so lautet die Empfehlung der Kommunikationsberaterin aus Frankfurt.

Dass über die Social Medias neue Besuchergruppen gewonnen werden können, lässt das Beispiel der Duisburger Philharmonie erkennen. Eine Kartenschenkung, veranlasste Leute zu einem Konzertbesuch, die vorher noch nie einem klassischen Konzert beigewohnt hatten. Auch Werner Lippert, Ausstellungsleiter des NRW-Forums Düsseldorf, kann sich über positive Auswirkungen des Social-Media-Engagements seines Hauses freuen: „Kürzlich kam eine Gruppe von berufstätigen Frauen an die Kasse und fragte, ob sie nicht auch noch um sieben Uhr eine Führung bekommen könnten, das hätten sie tags zuvor auf Facebook gelesen.“

Weitere Infos:
Schmid, Ulrike: Das Social-Media-Engagement deutscher Museen & Orchester. Eine Studie der Kommunikationsberatung u.s.k., 81 Seiten, Homepage: www.us-k.eu

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