Das 500. Konzert der Bamberger Symphoniker in Schweinfurt

von lorei (erschienen in Ausgabe 2/2019)

© Andreas Herzau, fotografiert vor der Neuen Residenz Bamberg /  Bayerische SchlosserverwaltungEine kleine Anekdote zu Beginn: Es war zu jener Zeit, als es noch keine Autobahn nach Bamberg gab und der Weg dorthin über die Landstraße mit vielen Ortsdurchfahrten durchaus langwierig und umständlich war.

Dementsprechend eilig hatten es die Bamberger Orchestermusiker nach den Konzerten in Schweinfurt, in ihre Busse zu kommen und loszudüsen. Zugaben spielten „die Bamberger“ eigentlich so gut wie nie. Nun gastierte damals ein amerikanisches Orchester im Schweinfurter Theater, die Chicago Sinfonietta. Es wurde bejubelt und beklatscht, und die Musiker ließen sich zu drei oder vier Zugaben hinreißen. Das Publikum tobte vor Begeisterung, und nach dem Konzert sagte ein älterer Herr an einem stillen Ort ganz laut zu den anderen Herren: „Das war mal was. Als die mit der ersten Zugabe fertig waren, wären die Bamberger schon in Haßfurt gewesen.“

Nun muss man aber gleich ehrlicherweise hinzufügen: Das mit den Zugaben ist so eine Sache, und bei den Programmen, die von den Bamberger Symphonikern geboten wurden, wäre in den allermeisten Fällen jedes weitere Stück überflüssig oder sogar ärgerlich gewesen. Nach einer Sinfonie von Brahms, Bruckner oder Mahler braucht's keinen Slawischen Tanz mehr oder ein Häppchen von Grieg. Vielleicht haben „die Bamberger“ ja auch manchmal eine Zugabe gegeben, ich weiß es nicht. Und ich weiß leider auch nicht, wie viele ihrer Konzerte ich in Schweinfurt eigentlich gehört habe. Meine Programmhefte sind in Kästen und Kisten verstreut und bedürfen der Inventur.

Eines aber weiß ich: Es waren fast immer große Abende mit einem großen Orchester von Weltrang. Ob wir Schweinfurter uns dessen stets so ganz bewusst sind, mag dahingestellt sein. Eine so lange Liaison zwischen einem Publikum und seinem „Hausorchester“ birgt auch die Gefahr der Gewöhnung und Abnutzung. Dabei ist doch eines klar: Es ist ein ungeheurer Luxus, dass eine kleine Stadt wie Schweinfurt nun fast schon 73 Jahre lang regelmäßig den gesamten Kosmos der klassischen Musik von einem Orchester dieser Güte dargeboten bekommt. Am 2. März werden die Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie mit einer konzertanten Aufführung der „Fledermaus“ von Johann Strauss ihr 500. Konzert in Schweinfurt geben - eine schier unglaubliche Zahl. Sie bedeutet unter anderem, dass seit 1946 durchschnittlich fast siebenmal pro Jahr ein Gastspiel des Orchesters hier stattgefunden hat. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.

Das allererste Konzert fand übrigens während einer Großkundgebung der Bayerischen Gewerkschaften am Donnerstag, 10. Oktober 1946, in den Sälen der Firma Kugelfischer statt. Das Orchester war da gerade erst ein halbes Jahr alt, gegründet in den Wirren der Nachkriegszeit von Musikern des ehemaligen Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag. Während der Kundgebung spielten damals 55 Musiker zwei Ouvertüren von Ludwig van Beethoven und am Abend dann „Romeo und Julia“ von Peter Tschaikowsky, das g-moll-Violinkonzert von Max Bruch und „Don Juan“ von Richard Strauss. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft…

Bildnachweis: © Andreas Herzau, fotografiert vor der Neuen Residenz Bamberg / Bayerische Schlosserverwaltung

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