Theater tanzSpeicher Würzburg wird zu Tanzhalle am Dom

von Michaela Schneider (erschienen in Ausgabe 03/2022)

Das Theater tanzSpeicher als Standort des „kollektiv anderer Tanz“ im Alten Würzburger Hafen gibt es nicht länger, am Silvestertag hatte Choreograph Thomas K. Kopp die Schlüssel zu den Räumlichkeiten an die Stadt zurückgegeben. Umgezogen ist das kleine Theaterteam, das sich dem zeitgenössischen Tanz verschrieben hat, stattdessen in den Kellersaal des von der Diözese betriebenen Museums am Dom (MAD) am Kiliansplatz zentral in der Innenstadt. Genutzt wurde die sieben Meter hohe Halle mit 200 Quadratmetern Fläche in den letzten Jahren vor allem für Sonderausstellungen. „Wir kommen langsam an“, sagt Kopp. In die ehemaligen Räumlichkeiten des tanzSpeichers wiederum will das „Theater Augenblick“ der Mainfränkischen Werkstätten einziehen, das derzeit noch im Industriegebiet Ost seine Bühne betreibt.

Den Eingangsbereich teilen sich das Museum und die Theaterhalle am Dom, im Zwischengeschoß hat Thomas K. Kopp mit seinem Team einen Barbereich mit Sitzgruppen in stylischer Kombination aus Alt und Neu eingerichtet inklusive erhöhtem Podest für Stückeinführungen. Zur Bühne selbst geht es runter in die neue, große Theaterhalle, die jedoch derzeit so groß gar nicht wirkt: Mit schwarzen Tüchern und einer Leinwand ist eine ebenerdige Bühne zehn auf zehn Meter abgegrenzt, die der Fläche am früheren Standort recht genau entspricht. Im Moment behilft man sich im neuen Theaterzuhause noch mit gemieteten Traversen und der bestehenden, transportablen und nun auf 4,5 Metern Höhe befestigten Scheinwerfertechnik. Mittelfristig ist ein fest installiertes Beleuchtungssystem angedacht, so dass die Hallenhöhe mehr noch wirken kann. Kopp begeistert am neuen Theaterraum vor allem auch, dass dieser abhängig von der jeweiligen Produktion künftig völlig flexibel genutzt und gestaltet werden kann.

Auch die Tribüne mit derzeit Platz für 70 Zuschauer wäre erweiterbar, momentan besteht sie aus vier hochgestuften Reihen. Kopp und Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst des Bistums und als solcher auch des Museums am Dom, kennen sich und arbeiteten auch in der Vergangenheit schon zusammen: 2018 entwickelte Kopp zum Kreuzwegzyklus „Die blaue Krone“ von Cäsar W. Radetzky drei Tanzminiaturen. Mit der räumlichen Kooperation können sich verschiedene Kunstformen – die bildende und die darstellende Kunst – künftig noch intensiver inspirieren. So ist Mitte März zur Finissage der Ausstellung „Zugewandt – Paul Diestel“ bereits eine Tanzperformance angedacht.

2004 gegründet, wird das Theater tanzSpeicher 2021/22 volljährig – und Kunstformen müssten sich nun mal immer neu hinterfragen, begründet Kopp den Umzug. Die Raumenge, aber vor allem auch die mit nur drei Metern recht geringe Höhe im Kulturspeicher begrenzte die Ausdruckform Tanz deutlich. Hinzu kam die nicht allzu zentrale Lage im Alten Hafen. „Die künstlerische Handschrift unseres ‚kollektiv anderer tanz‘ bleibt, das ist gesetzt“, sagt der Choreograph. Von Beginn an hatte sich das Theater ausschließlich dem zeitgenössischen Tanz verschrieben, pro Jahr wurden meist ein bis zwei Neuproduktionen entwickelt mit nationalen wie internationalen Tanzschaffenden. Den Kellerraum im Museum am Dom sieht er als einen „Raum, der noch mehr Platz für Kreativität lässt“.

Ein weiteres schwebt Kopp vor: Er plant einen klimaneutralen Kulturbetrieb. Eine erste Voraussetzung sei erreicht durch die gute Erreichbarkeit des Gebäudes mitten in der Innenstadt für Fußgänger, Radfahrer und mit dem ÖPNV. Angedacht ist auch, den Kellerraum in Zeiten außerhalb des Tanzbetriebs an andere Kulturschaffende weiterzuvermieten. Damit entsteht zentral in der Innenstadt eine weitere Veranstaltungsstätte, die Platz für bis zu 250 Zuschauer bietet.

Bildnachweis: Michaela Schneider

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