„7Beatz“ kreiert komplizierte Rhythmen ganz ohne Instrumente: Beatboxen eben

von nio (erschienen in Ausgabe 10/2019)

Diese zwei haben sichtlich Spaß: MC Hamudi und Stephen Keise beim gemeinsamen Beatboxen im Hof des b-hofs.Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, eine ganze Band sei für diesen satten Sound verantwortlich. Tief hämmern die Bässe, in den höheren Lagen gesellen sich weitere, kunstvolle Tonfolgen hinzu. Automatisch fangen die Füße an zu wippen, der Kopf nickt im Takt.

Was der Würzburger Erzieher Stephen Keise und seine Truppe „7Beatz“ da auf die Bühne bringen, klingt nach viel, ist aber durch und durch minimalistisch. Und genau darin besteht die Kunst: Sie sind Beatboxer. Alles, was sie brauchen, um ihre Musik zu transportieren, ist ihr Mund, ihre Nase und ihr Rachen. Instrumente? Fehlanzeige! Ein paar Mikrofone und eine Loopstation, die während der Darbietung aufzeichnet und parallel dazu abspielt, sind genug, um dichte Klangteppiche entstehen zu lassen. Seit 2017 finden regelmäßig Beatbox-Workshops im städtischen Jugendzentrum Bechtolsheimer Hof (b-hof) statt.

Aus diesem offenen Angebot hat sich im Laufe der Zeit „7Beatz“ herauskristallisiert. Mit Erfolg: Die Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren haben bereits Auftritte beim „Umsonst und Draußen Festival“ sowie mit dem RockIn Chor oder beim Netzwerktreffen „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ in der Jugendbildungsstätte Unterfranken absolviert. Der 17-jährige Hamudi ist von Anfang an mit Feuereifer dabei. Das Thema Beatboxen beschäftigt ihn schon lange. Viel habe er sich schon vorher selbst beigebracht. „Man fängt mit einzelnen Buchstaben an und versucht dann, Instrumente zu imitieren“, erklärt er. Mittlerweile klappt das so gut, dass er spontan beatboxe, ohne sich vorher eine genaue Struktur zu überlegen. „Ich habe das einfach in mir. Das ist meine Form des Ausdrucks“, so der junge Mann, der sein Hobby mit jeder Menge Ehrgeiz verfolgt. Auf diese Weise, davon ist er überzeugt, könne er seine Gedanken und Emotionen am besten wiedergeben.

Workshop-Leiter Stephen Keise, selbst Musiker aus Leidenschaft, ist sichtlich stolz auf seine Jungs, die er in seiner Freizeit ehrenamtlich betreut. „Dass sich ein Workshop über so lange Zeit mit einer Stammgruppe hält, hat es so noch nie gegeben“, erzählt er im Gespräch mit Leporellino. „Diese Gruppe ist ein echtes Geschenk und meines Wissens nach auch die erste und einzige Beatbox-Crew in Würzburg.“ Allesamt seien sie 2015 aus Syrien nach Deutschland gekommen und hätten im Beatboxen nicht nur eine Möglichkeit gefunden, ihre Vergangenheit und ihren Alltag zu vergessen, sondern obendrein Spaß an einem neuen Hobby. „Beatboxen“, das ist für ihn der wichtigste Aspekt, „hat den Jungs definitiv einen sanften Übergang in die deutsche Gesellschaft ermöglicht. Und das ohne große Deutschkenntnisse.

Die Musik als Integrationswerkzeug – eine ‘Sprache‘, die von Menschen auf der ganzen Welt verstanden wird.“ Treffen kann man Hamudi, Stephen Keise und den Rest von „7Beatz“ jeden Freitag um 19 Uhr im b-hof. „Jeder darf mitmachen – auch ohne Vorkenntnisse“, laden Hamudi und Stephen Keise dazu ein, sie in ihrem Probenraum zu besuchen.

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www.b-hof.de, www.stephenkeise.de

Bildnachweis: Foto N. Oppelt

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