Die Stadt Würzburg zeichnet 2021 politisch engagierte Künstler:innen und Initiativen aus

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 11/2021)

DenkOrt Deportationen: Seit gut einem Jahr erinnern Gepäckstücke am Würzburger Hauptbahnhof an aus Unterfranken deportierte Juden.

Dass Männer und Frauen heute gleichberechtigt wären, stimme in keinster Weise. Bis zur Pattsituation sei noch viel Luft nach oben. Zudem habe die Corona-Krise einen Rückfall in traditionelle Rollenmuster beschert. Darauf macht die Würzburger Künstlerin Birgit Süß in ihrem Projekt "Women's World" aufmerksam. Für ihre künstlerische Arbeit, aber auch für ihr kulturelles und politisches Engagement erhielt die Sängerin und Kabarettistin in diesem Jahr den Kulturpreis der Stadt Würzburg.

Auch wenn Kunst nicht auf einen Schlag die Welt verändern kann, ist es doch wichtig, mit künstlerischen Mitteln darauf hinzuwirken, dass die Welt ein kleines bisschen besser wird. Danach strebt Süß seit vielen Jahren. Vor allem im vergangenen Jahr war die Sängerin politisch und kulturpolitisch höchst aktiv. Wie die Stadt Würzburg hervorhebt, nimmt Birgit Süß immer wieder Stellung zu aktuellen Geschehnissen. Die Zerstörung des Würzburger Mahnmals für die Opfer des Terroranschlags von Hanau inspirierte sie im Juli zu einem Liedtext mit deutlicher Botschaft gegen Faschismus und Rechtsextremismus.

Birgit Süß hat sich zum Ziel gesetzt, Kunst mit sozialem und politischem Engagement zu verbinden. Damit steht sie in Würzburg nicht allein. Zahlreiche Künstler:innen und Initiativen sind sowohl kulturell als auch politisch aktiv. Zwei solcher Initiativen wurden ebenfalls in diesem Jahr ausgezeichnet und zwar mit der stŠdtischen Kulturmedaille: Die Vereine "Rollywood" und "DenkOrt Deportationen". Die dritte Kulturmedaille ging an Lisa Kuttner, die sich als Tänzerin und Choreografin für Feminismus sowie für eine inklusive Gesellschaft ohne jede Form von Ausgrenzung einsetzt.

In Sachen "Inklusion" hat inzwischen ein Prozess des Umdenkens eingesetzt. Doch ebenso wie beim Thema ãGleichberechtigungÒ ist die Welt auch hier noch keineswegs in Ordnung. Lisa Kuttner setzt sich unter anderem durch ihre Kooperation mit dem Würzburger "Theater Augenblick" dafür ein, den Begriff "Inklusion" mit Leben zu füllen. €hnlich arbeitet der 2017 gegründete Verein "Rollywood". Hier entstehen Filme von und mit behinderten Menschen. Außerdem drücken sich Männer und Frauen mit Handicap künstlerisch durch Musik und Tanz aus. Zu den Highlights der Vereinsarbeit zählt der "Hospital Rap" gegen den Pflegenotstand.

Politisch gilt es aktuell, alle Kräfte aufzubieten, um einen gesellschaftlichen Rechtsruck zu verhindern. In diesem Sinne arbeitet der Verein "DenkOrt Deportationen". Die Vereinsmitglieder halten die Erinnerung daran wach, dass zwischen 1941 und 1944 fast 2.100 Männern, Frauen und Kindern aus Unterfranken in die osteuropäischen Durchgangs- und Vernichtungslager deportiert wurden. Nur 63 Menschen überlebten. Auf Initiative des Vereins wurde im Juni 2020 am Hauptbahnhof das Mahnmal "DenkOrt Deportationen" eingeweiht. Es zeigt die Gepäckstücke, die die Menschen links und rechts auf ihrem Weg zu den Zügen zurücklassen mussten.

Bildnachweis: Pat Christ

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