100 Jahre Mozartfest: vom 28. Mai bis 27. Juni 2021

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 3/2021)

100 Jahre Mozartfest in Würzburg, das wird 2021 vom 28. Mai bis 27. Juni mit einem vielgestaltigen Jubiläumsprogramm gefeiert.

Auf ihr großes, Identität stiftendes Kulturereignis mit dem Zentrum in der Residenz ist die Stadt zu Recht stolz, und es strahlt auch weit hinaus ins Umland, bis nach Wertheim und ins idyllische Kloster Bronnbach. Die reich bestückte Ausstellung „Imagine Mozart“ soll ab 15. Mai den Appetit wecken auf musikalische Ereignisse der Extraklasse. Bis 11. Juli führen Dialog-Veranstaltungen jeweils samstags um 11 Uhr in die hochkarätigen Exponate ein (Ort der Ausstellung wird noch bekannt gegeben). Intendantin Evelyn Meining spannt den Rahmen des Mozartfests weit. Neben dem Hauptschwerpunkt Musik sind Auseinandersetzungen mit Themen der Literatur, Geschichte und Geisteswissenschaften ge­plant, um das Phänomen Mozart von verschiedenen Seiten aus zu beleuchten. So trägt die Schriftstellerin Ulla Hahn am 21. Juni ein Auftragswerk, die Erzählung „Der Klavierlehrer“ vor, zusammen mit Pianist Kit Armstrong. Musikalisch-literarische Wanderungen (am 3., 5. und 12. Juni) rund um den Nikolausberg sind mittlerweile sehr beliebt, und eine Wort-Ton-Collage mit der Schauspielerin Corinna Harfouch und Violine und Klavier erinnert am 6. Juni im Shalom Europa an das bittere Schicksal einer jüdischen Geigerin.

Die Frage „Wieviel Mozart braucht der Mensch?“ erörtern renommierte Geisteswissenschaftler unter verschiedenen Aspekten jeweils am Sonntag um 15 Uhr in der Neubaukirche. Mit dem Wandel der Mozart-Rezeption befasst sich die Veranstaltung „Allzeit“ am 8. und 23. Juni in der Hofkeller-Vinothek durch Ulrich Konrad und Evelyn Meining. Die Intendantin hat auch Werke für heutige Komponisten in Auftrag gegeben. So wird am 9. Juni das Orchesterwerk von Jüri Reinvere aus Estland im Kiliansdom zu hören sein, zusammen mit Bruckners 6. Sinfonie, und Anno Schreiers neues Orchesterwerk erklingt am 26. Juni zum ersten Mal in Deutschland, gespielt von Brussels Philharmonic. Das belgische Ensemble erinnert zudem an die wichtigen Stationen Mozarts auf seinen Reisen. Seine „Spuren durch Europa“ sollen in mehreren großen Konzerten im Kaisersaal aufscheinen und „Lebensmittelpunkte, Lehrstätten, Orte des Erfolgs, der Inspiration“ nachzeichnen.

So erinnert am 19. Juni das Schumann-Quartett mit Jörg Widmann (Klarinette) an Mozart in Prag, das English Chamber Orchestra am 20. Juni zusammen mit Kit Armstrong (Klavier) an Mozarts Treffen mit Johann Christian Bach in London, am 23. Juni Il Giardino Armonico mit der Sopranistin Christiane Karg an die Mailänder Reise Mozarts, am 24. Juni Concentus Musicus Wien mit dem Tenor Julian Prégardien an Mozarts Wiener Jahre, und am 25. Juni zeigen Les Musiciens du Louvre mit den drei letzten Sinfonien, dass Mozart allen Frust in Paris überwunden hatte. Ein weiterer Schwerpunkt des Festivals ist die Debatte um den so genannten „originalen“ Mozartklang; ein wenig auf die Spur kommen kann man dem vielleicht beim Eröffnungskonzert des Jubiläumsfestes mit der Camerata Salzburg, wenn eine Violine und eine Viola aus Mozarts Privatbesitz erklingen. Und auch Mozart oder Schubert kamen nicht aus dem musikalischen „Nichts“, wie das Konzert der Bamberger Symphoniker am 2. Juni beweisen wird.
i
www.mozartfest.de

Bildnachweis: ©Pia Clodi

Anzeigen