Restaurierung nach 2500 Jahren kostete 2,6 Millionen Euro

von Renate Freyeisen

In alter Pracht wieder erstanden ist Würzburgs Prunkstück, der Höhepunkt der Raumkunst in der Residenz, der Kaisersaal – heller, festlicher, vom Rhythmus her dynamischer. Auffällig ist, dass im zentralen Deckenfresko Himmel und Wolken lichter scheinen, sanfter in den Abstufungen und dass aus dem Apfelschimmel im Wagen des Apoll wieder ein echter Schimmel geworden ist. Die 1751/1752 entstandenen Malereien auf den noch feuchten Putz durch den damals größten Künstler Tiepolo, aber auch Stuck, Wände, Decke und sonstige Ausstattungselemente wiesen nach über 250 Jahren erhebliche Schäden auf. Von unten, aus 16 Metern Entfernung waren sie kaum zu erkennen. Verkrustungen, Versalzungen, Risse und Hohlstellen sowie Korrosion in den Metallarmierungen, auch bröckelnder Gipsmörtel mussten beseitigt werden, anderes gesichert und gereinigt werden. Ein Großteil der Schäden ist zurückzuführen auf Kriegseinwirkungen, als die Residenz 1945 vom Bombenhagel getroffen wurde, der Mittelteil zwar vom Feuersturm verschont, aber das Dach Regen und Wasser durchließ, bis 1951 wieder eine schützende Hülle existierte. Aber auch der Zahn der Zeit, Staub, Kerzenruß und Ausdünstungen der Besucher hinterließen ihre Spuren. Die Restaurierung – Kosten 2,64 Millionen. Euro – diente hauptsächlich dem Erhalt. Aber dabei wurden wieder ursprüngliche Details sichtbar. So erhielten die Stichkappen und Wölbungen über den Fenstern ihre weiße Farbe zurück, und die dort aufgemalten Tugendallegorien auf ihren Wolkenpolstern können nun wieder in grau-grüner Brillanz plastisch wirken vor strukturierten Gold-Feldern; früher versumpften sie in stumpfem Grau. Vor dem weißen Untergrund hebt sich der rotgoldene Stuck von Bossi mit seinen Ranken, Rocaillen und floraler Zier deutlicher ab. Er wurde lediglich gereinigt und, da vieles abgebrochen oder verloren war, wieder ergänzt. Besonders auffällig ist die Veränderung an den vier Lüstern. Diese einst extrem teuren Luxus-Leuchter bekamen wieder ihr ursprüngliches Aussehen, nämlich die Körbchenform. Nun wieder mit je 15 (elektrischen) Kerzen - statt mit 30 – bestückt und mit den geschliffenen Teilen, den Blüten, Sternen, Tropfen-Hängern und spiegelnden Blättern am Mittelspieß versehen, nach altem Vorbild in Böhmen ergänzt, erhielten sie ihren schwebenden, lockeren Aufbau zurück und lassen nichts ahnen von ihren drei Zentnern Gewicht. Als historische Abrundung gibt es nun Vorhänge an den Fenstern, aber aus modernem, Licht schluckenden Material.

INFO:
April-Oktober:
9 bis 18 Uhr November-März: 10 bis 16.30 Uhr
täglich geöffnet
Kassenschluss: 30 Minuten vor Ende der Öffnungszeiten

Bildnachweis: Achim Bunz, Bayerische Schlösserverwaltung

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