Omnibus - Live-Musik seit 1970!

von Susanna Khoury

Am 30. Januar 1970 haben Günther Vollkommer, Dietmar Jansen und Philippe Vicent die älteste Live-Musikkneipe Würzburgs gegründet. "Omnibus" sollte sie heissen, was wiederum soviel heisst wie "für alle". Und damit wäre eigentlich auch schon alles gesagt. Für alle von allen sollte Programm gemacht werden. Alle Stilrichtungen sollten vertreten sein, der Nachwuchs muss zum Zug kommen, genauso Jazz-Größen und namhafte Bands von außerhalb. Der Name war Programm und ist es heute noch.

Programm "für alle" zu machen, ist nach wie vor unser Anliegen, sagt Programm-Koordinator Stefan Dörr. Früher hieß das Herbert Achternbusch, Blues aus den USA und Zigeunerjazz. In den Anfangsjahren konnte jeder in den "Bus" kommen, die Bühne okkupieren und einfach loslegen, heute sind wir auf Monate hin ausgebucht. Früher war es okay, wenn die Getränke frei waren und der Hut ausgelegt werden durfte.

Heute ist die Liste der Band-Forderungen in den Anlagen - von Aufbauhelfern über Catering bis hin zu Hotelübernachtungen. Daher bleibt beim Tagesgeschäft die Spontaneität schon mal auf der Strecke, so der Organisator. Koordinierte Spontaneität gibt es selbstverständlich immer noch, beispielsweise beim "Open-House", das nach wie vor dem Nachwuchs vorbehalten ist.

Programmpunkt Nachwuchsförderung

Junge Nachwuchskünstler können nach vorheriger Anmeldung im "Omnibus" vor Publikum ihr Talent zum Besten geben. Und bei der neu eingeführten "Surprise-Night" jeden dritten Montag im Monat kommen die schon etwas routinierteren Youngsters zum Zuge. Gegen 2,50 Euro Eintritt kann dann die nachwachsende Generation beäugt werden. Selbstverständlich erhalten die Kids die kompletten Eintritts-Einnahmen des Abends als kleinen Vorgeschmack auf spätere Gagen, so Stefan Dörr. Regulär beträgt der Eintritt bei "Omnibus-Konzerten" zwischen sieben und zehn Euro. Ausnahmen sind Jazz-Größen wie Charly Antolini. Hier zahlen die Gäste 17 Euro. Rund 200 Konzerte jährlich in Würzburgs ältester Live-Musikkneipe statt. Und trotz immer höheren Kosten, Stolpersteinen von Seiten der Behörden Beispiel Ausländersteuer und immer mehr Konkurrenz-Veranstaltungen, so der Programmchef, lassen wir uns nicht unterkriegen.

"Gespielt wird, was Ihr wollt"

Warum der "Omnibus" überlebt, liegt daran, dass er Programm für das Publikum macht. Nach dem Motto "gespielt wird, was ihr wollt". Und das sind heute selten Liedermacher, leider gar kein Zigeunerjazz mehr, so Stefan Dörr und auch wenig Folk. Gewünscht sind Oldies der 50er - 70er Jahre, Soul, Funk und Latin und seit neuesten auch die 20er Jahre. Natürlich wird Jazz und die Nachwuchsförderung immer Bestandteil unseres Konzepts sein, betont Dörr. Aber, um zu überleben, muss man spielen, was gefällt. Um bei diesem "Spiel" seinem Konzept treu zu bleiben, bedarf es sehr viel Fingerspitzengefühls und einer permanenten Gratwanderung zwischen dürfen und sollen. Doch wer den "Omnibus" kennt weiss, dass sich hier so schnell nichts verändert: Das äußere Erscheinungbild ist noch das gleiche wie vor 30 Jahren. Die Bühne ist an der gleichen Stelle. Gut der Boden, die Einrichtung und die Toiletten wurden erneuert, doch tief drinnen in seiner Musikerseele ist er der gleiche alte "Omnibus" geblieben mit einem Angebot und einem Ambiente für alle.

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