40 Jahre Organist in Stift Haug: Klaus Linsenmeyer

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 5/2011)

Die Klais-Orgel in Stift Haug hält Klaus Linsenmeyer (im Bild) für das architektonisch wie künstlerisch geschlossenste Werk.Es sprudelt nur so aus ihm heraus, an Witz, Wissen und Vitalität: Klaus Linsenmeyer ist auch mit 73 noch äußerst unternehmungslustig. Eigentlich schon „offiziell“ in Pension, unterrichtet der ehemalige Studiendirektor am Friedrich-König-Gymnasium Würzburg heute noch gerne freiwillig den LK Musik am St.-Ursula- Gymnasium, lauter Mädchen. Da glänzen die Augen, denn mit Frauen versteht er sich bestens.

Er braucht „keine Hormonspritzen!“; mit seiner Frau führt er seit 1966 eine glückliche Ehe, aus der ein Sohn und eine Tochter sowie vier Enkelkinder hervorgingen. Aber Linsenmeyer freut sich heuer besonders über ein denkwürdiges Jubiläum: Seit 40 Jahren ist er in der Würzburger Kirche Stift Haug Organist und hat dort eine eigene, viel beachtete Konzertreihe ins Leben gerufen. Der Bayerische Rundfunk hat die Interpretationen häufig übertragen, auf eine stattliche Anzahl von CD-Einspielungen kann der viel beschäftigte Kirchenmusiker stolz sein.

Besonders gern erinnert er sich an die drei wunderbaren Konzerte mit Diana Damrau. Doch wie hat alles angefangen? Dem bayrischen Schwaben aus der Nähe von Augsburg wurde der Musiker nicht in die Wiege gelegt. Zwar spielte die Mutter Klavier, aber erst im Internat in Neuburg/Donau wurde er indirekt an die Orgel herangeführt, weil er bei deren Treten die Organistin ärgern konnte. Zwar hatte er schon Klavierunterricht, aber erst als er nach dem Umzug nach Donauwörth an der dortigen Stadtpfarrkirche den Organisten „sagenhaft“ improvisieren hörte, packte ihn die Leidenschaft zu diesem Instrument. Er lernte bei seinem Vorbild und war schon mit 14 Ersatzorganist.

Auch nach dem Umzug nach Lauingen kam er dort in den Rang eines 2. Organisten. Beim Studium der Schulmusik in München, Hauptfach: Klavier, Nebenfach: Geige – die liebt er nicht so! - , nahm er zusätzlich ein Orgelstudium beim legendären Karl Richter auf. Seitdem ist Linsenmeyer infiziert von den vier B’s, von Bach, Beethoven, Brahms und Bruckner. Nach Referendariat in München, Lohr und Marktbreit wurde er nach Würzburg versetzt und nahm hier Fühlung auf zu Pfarrer Grömling in Stift Haug.

Der, Zilcher-Schüler und selbst Komponist, war auf einer Linie mit ihm, und Linsenmeyer spielte alle 60 spätromantischen, zwischen Bach und Reger angesiedelten Werke von ihm ein. So wurde er „Organist für alle Dienste“ in Stift Haug, hatte aber auch Freiraum für eigene Ideen wie die Konzertreihe, die heuer vom 4. Juni bis 9. September stattfindet. Erst spät nahm er sich Zeit für eine Promotion über seinen Lieblings- Pianisten Wilhelm Kempff. Seine Heldin an den Tasten ist aber heute eine Frau, Hélène Grimaud. Die Klais-Orgel in Stift Haug hält er für das architektonisch wie künstlerisch geschlossenste Werk dieser Orgelbauer, kongenial zur Raum- Akustik passend.

Und er hat schon auf allen berühmten Orgeln dieser Welt gespielt, von den USA über Korea bis Russland. Doch all seine vielfältigen Aufgaben, auch als Juror in Wettbewerben, reichen ihm noch nicht: Er schreibt Konzertkritiken für hiesige Tageszeitungen; da ist er beim Hören intensiver dabei und kann sich nebenbei kreativ betätigen. Die Texte gehen ihm schnell von der Hand. So ist er im Konzertleben eine bekannte Persönlichkeit geworden, stets bereit zu treffsicheren Kommentaren auch über das Aussehen mancher Solistin …

Bildnachweis: Privat

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