Professor Holger Klembt und die Opernschule Würzburg als „geschützter Ort“

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 02/2011)

Fünf ausverkaufte Vorstellungen des "Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 527) bildeten den gelungenen Abschluss der Arbeit der Opernschule im Wintersemester 2008/2009Seine Opern-Aufführungen auf der Bühne des Theaters in der Bibrastraße sind immer ausverkauft: Prof. Holger Klembt hat die Inszenierungen der Würzburger Opernschule zu einem heiß begehrten Ereignis gemacht. Dabei ist es gar nicht leicht, ein solches zweimal im Jahr stattfindendes Projekt an der Hochschule für Musik zu realisieren. Da müssen für die regelmäßigen intensiven Proben die Unterrichtszeiten der jeweiligen Fächer bei den Mitwirkenden, Studierenden aus verschiedenen Jahrgängen, berücksichtigt werden. Sie müssen hohe stimmliche Anforderungen erfüllen, Spielfreude zeigen, üben, üben, üben, bis die Partie sozusagen im Körper „sitzt“, damit der Kopf frei wird für die Rolle. Alles muss zudem mit dem Orchester koordiniert werden.

Freundlich, aber bestimmt, leitet Regisseur Klembt seine Schützlinge an. Die meisten Studenten nehmen die Herausforderungen eines ersten Opernauftritts gerne an, weil der ihnen den Einstieg ins spätere Berufsleben erleichtert. Auch deshalb stürzt sich Prof. Klembt gern in eine solch komplexe Aufgabe, bereitet seine Opernprojekte lange vor. Der gebürtige Bremer ist eben ein „alter Hase“: Er studierte Gesang, später Musiktheater-Regie sowie Musik- und Literaturwissenschaften, war Spielleiter und Oberspielleiter in Kiel und Osnabrück, übte Lehrtätigkeiten für szenische Darstellung an den Hochschulen von Stuttgart, München und Detmold aus und ist seit dem Sommersemester 2003 Professor und Leiter der Opernschule in Würzburg. Voller Stolz kann er auf eine ansehnliche Liste von Operninszenierungen an diversen Bühnen quer durch Deutschland zurückblicken, wobei eine gewisse Schwäche für die Moderne zu spüren ist. In Würzburg hat er bisher zwölf äußerst erfolgreiche Opernabende erarbeitet.

Dass seine Arbeit Früchte trägt, zeigt sich an mittlerweile bestens etablierten früheren „Schülern“, so etwa an der gefeierten Nadja Michael in München; aber auch Sonja Koppelhuber und Joachim Goltz, sehr geschätzt am Mainfranken Theater, hatte Prof. Klembt einst unter seinen Fittichen. Die Opernschule betrachtet er als „geschützten Ort“, draußen folgt dann die Bewährung im Engagement. Das streben die meisten an. Auch deshalb gibt es mehr „Anwärter“ auf einen Opernauftritt als Möglichkeiten dazu, trotz Mehrfachbesetzung. Also geht der Stress schon beim Vorsingen los. Aber in der Würzburger Opernschule werden die jungen Sänger nie „ausgebremst“, so wie etwa an großen Häusern, wenn zum Beispiel bekannte, aber im Erfassen der Partitur unbedarfte Schauspiel- oder Filmregisseure inszenieren. Im Theater in der Bibrastraße steht nun ab dem 24. März an fünf Abenden Benjamin Brittens 1947 entstandene komische Oper „Albert Herring“ auf dem Plan. Das musikalisch anspruchsvolle Werk macht sich lustig über eine spießige Kleinstadt- Gesellschaft. Seine 13 solistischen Rollen sind schwer zu singen und zu merken, und die Hauptpartie erfordert einen lyrischen Tenor mit Stehvermögen und Dynamik. Regisseur Klembt ist aber zuversichtlich, dass alles klappt, musikalisch und szenisch begeistert und dass sich das Publikum amüsieren kann.

Bildnachweis: Andreas Herold

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