Eva-Maria Höckmayr inszeniert „Soliman“ am Mainfranken Theater Würzburg

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 5/2011)

Sie erhielt 2010 gleich zwei hochkarätige Auszeichnungen, den Förderpreis für junge Künstler in Nordrhein-Westfalen und den Götz-Friedrich-Preis für die beste Regie: Eva-Maria Höckmayr (32), in Würzburg geboren, in Sommerhausen ansässig.

2011 nun steckt sie tief in den Vorbereitungen für „Soliman“ am MainfrankenTheater – Premiere am 11. Juni, als musikalisches Schauspiel innerhalb des Mozartfestes etwas Besonderes. Gerade eben hat die lebhafte, sehr charmante Blondine mit dem breiten, gewinnenden Lächeln Verdis „Otello“ in Freiburg erfolgreich inszeniert, nach ihrer viel gelobten Opernregie von „Pelléas et Melisande“ in Aachen.

Doch eigentlich beschränkt sie sich nicht auf die Realisierung musikalischer Werke. Zwar legten Klavierspiel, Ballett, das musische Gymnasium in Würzburg und das Studium der Theaterwissenschaft und die Theaterakademie in München eine gute Grundlage dafür, aber sie fühlt sich dem Sprechtheater gleichermaßen verbunden; gerne verknüpft sie beide Sparten. Bei der Oper aber empfindet Eva-Maria das vorgegebene Zeitmaß der Musik als kreativ befruchtend; ein „Reibungsfaktor“, durch körperliche Bewegung, visuelle Reize und den musikalischen Ausdruck, solle sinnliche Empfindungen auslösen. Das Wichtigste sei, Emotionen rüberzubringen. Dafür beobachtet sie gerne, liest viel, holt sich so Anregungen.

Zeit dafür hat sie wenig. Nach Würzburg stehen Heidelberg/Schwetzingen mit Scarlattis „Marco Attilio Regolo“ und Luzern mit Händels „Orlando“ als nächste Aufgaben an, dazwischen noch ein Monolog in der Werkstatt der Berliner Staatsoper. An Frankfurt und Köln 2013/14 mag sie noch gar nicht denken. Der „Soliman“ von Ludwig Fels wurde ihr von der Leitung des Würzburger Theaters angeboten. Da die Handlung zur Zeit Mozarts spielt – Mozart kannte ja den „echten“ Soliman aus der Freimaurerloge – wird alles mit Klängen von Mozart-Zeitgenossen durch das Concerto Würzburg umrahmt, mit Ausschnitten aus dem Requiem von André Campra und Joseph Martin Kraus sowie kurzen Mozart-Zitaten.

Die Geschichte des schwarzen Afrikaners Soliman, der nach seinem Tod ausgestopft im kaiserlichen Naturalienkabinett in Wien landete – damals keine Grausamkeit! -, bietet die Möglichkeit, die Mechanismen von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus zu zeigen. Die Regie macht dies an schwarzen Masken sichtbar; die Akteure setzen sie wechselweise auf, mit Auswirkungen auf sie selbst und ihr Umfeld.

Der Zuschauer soll sich mit ähnlichen Reaktionen identifizieren können. Die Balance zwischen Wiedererkennbarkeit und dem Fremden zu erzielen ist dabei ein Anliegen der Regisseurin. Man darf gespannt sein!

Bildnachweis: Privat

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