Josefin und Stephen Keise beschreiten mit Ihrem Reggae-Akustik-Duo „Edelvibes“ ungewöhnliche Pfade

von nio (erschienen in Ausgabe 09/2022)

In der fränkischen Musikszene ist viel los. Pop, Rock, Hip-Hop, Electro – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Wie innovativ Künstler:innen hierzulande sind, beweisen Josefin und Stephen Keise aus der Nähe von Würzburg. Ihr Reggae-Akustik-Duo „Edelvibes“ schlägt neue Töne an. Denn es besticht durch ein Instrumentarium, das vielen Zuhörer:innen kaum bekannt sein dürfte.

Wer diese beiden sieht, der muss einfach hinsehen und hinhören. Denn wenn Josefin und Stephen Keise ihre Instrumente auspacken, ist nicht nur ein bunter Plüschhamster mit von der Partie. Das Duo selbst ist eine wahrhaft leuchtend-farbenfrohe Erscheinung. Fast scheint es, als ob sie ein Regenbogen umgibt. Nein, nicht nur fast: Positivität, Hoffnung, Lebensfreude gehören zu den ersten Assoziationen, wenn sie ihre Songs anstimmen. Doch sie „fordern“ auch ein, packen ernste Themen an. Reflektion ist angesagt, wer genau auf ihre Zeilen hört.

Liebe zur Musik verbindet

Doch von vorn: Josefin und Stephen machen eigentlich schon immer Musik. Jeder für sich, in eigenen Projekten, privat und öffentlich. Stephen hat bereits mit Reggae-Größen wie Jahcoustix oder Echo-Gewinner Mellow Mark zusammengearbeitet und sich in der Würzburger Musikszene einen Namen gemacht. Entstanden sind in den vergangenen Jahren auch spannende Projekte, in denen er Kindern und Jugendlichen zum Beispiel das Thema Beatboxen näherbrachte (Leporello berichtete). Josefin macht seit Kindesbeinen Musik. „Ich habe mit fünf Jahren angefangen und es sofort geliebt“, erinnert sie sich an ihre ersten Gehversuche, damals noch im Klassik-, später dann im Jazz- und Blues-Genre, zurück. Privat habe sie zudem schon immer viel Reggae gehört. Diese Liebe zur Musik ist das, was sie seit fast 20 Jahren auch mit ihrem Ehemann verbindet. Heute brauchen beide diesen „In- und Output“, wie es Josefin nennt.

Bis dato haben sich Josefin und Stephen fast ausschließlich „einzeln“ ausprobiert. „Es hat sich immer so angefühlt, als ob ein Puzzlestück fehlte“, sagt die Mutter zweier Kinder. Im Sommer vergangenen Jahres beschloss sie daher, die Cajon zu erlernen, um endlich mit ihrem Mann zusammen Musik machen zu können. Mit Erfolg – das Projekt „Edelvibes“ war geboren. Den Winter hat das Duo dann damit verbracht, sich aufeinander einzuspielen und am Ende ein, wie sie sagen, „tanzbares“ Konzept auf die Beine zu stellen. Dass das zwischen Beruf und Familienleben durchaus eine Herausforderung sein kann, versteht sich von selbst. Doch Josefin und Stephen sind überzeugt: „Edelvibes“ kam für sie genau zum richtigen Zeitpunkt – auch für sie als Paar. Bei beiden fließt die Kreativität. Stephen gibt musikalische Impulse, Josefin steuert Texte zum gemeinsamen Schaffen bei. Sie schätzen sich sehr, können konstruktiv miteinander arbeiten. „Corona“, davon ist Stephen überzeugt, habe die Möglichkeit geboten, nicht nur an sich selbst zu arbeiten, sondern die gemeinsame Musik noch intensiver anzugehen. „Dank eines vorherigen Projektes im Jahr 2017 haben wir gelernt, dem anderen seine Zeit zu geben, bis Ideen gereift sind und nicht sofort zu bewerten“, sagt Stephen. Das führe dazu, dass Ideen nicht nur spontan am morgendlichen Frühstückstisch ausgetauscht würden, sondern es auch bewusste Phasen, wie etwa einen Familienurlaub am Meer, gebe, in denen neue Songs entstünden. „Wir haben ein Gespür dafür entwickelt, wann es für den jeweils anderen passt“, fasst Stephen zusammen.

Göttliches Instrument und Hippie-Vibes

Dieses aufeinander Einstellen hat schließlich zu einem recht ungewöhnlichen musikalischen Mix geführt. Denn zum Einsatz kommen nicht nur Saxofon, Gitarre, Cajon und Off-Beat-Rhythmen, sondern auch eine Bansuri Flöte. „Das ist eine Bambus-Querflöte. Sie hat ihren Ursprung in Indien“, erklärt Josefin, die sich deren untypische Spielweise selbst angeeignet hat. Frei übersetzt bedeute ihr Name so viel wie „das Instrument, auf dem Gott spielt, um Menschen in ihren Bann zu ziehen“. Josefin und Stephen können das nur bestätigen. „Ihre exotischen Halb-Töne, die auch John Lennon sehr geschätzt hat, ziehen die Menschen an und machen letztlich auch den Sound von ‚Edelvibes‘ aus.“ Insgesamt passe sie sehr gut ihren musikalischen Wurzeln, die im Blues und Roots Reggae lägen. „Der beruhigende Charakter der Bansuri Flöte sorgt für die nötigen Hippie-Vibes, die wir beide so lieben.“ Weitere spannende Mixturen rund um die gemeinsame „Reggae-Basis“ sind nicht eingeschlossen.

Letztlich ist beiden wichtig, dass die Musik die Texte von „Edelvibes“ bestmöglich transportiert. Josefin und Stephen beschreiben diese als „als sexy, ehrlich, poetisch, humorvoll und charmant“. Gleichzeitig würden sie sich aber auch um ernste Themen, wie Achtsamkeit oder auch das Anprangern sozialer Ungerechtigkeiten drehen. Der musikalische Teppich diene dazu, „zu entschleunigen, Ruhe in die Welt zu bringen“ und schließlich auch dem aufmerksamen Zuhören. „Diese Instrumentierung spürt man eins zu eins in der Seele“, so Stephen.

Eine gemeinsame „edle Zeit“ haben

Darum geht es auch in den Texten. „Wir möchten nicht mit dem Zeigefinger daherkommen“, betont Josefin. „Wir singen über das Leben, so wie es einfach ist.“ Daraus entsteht das, was dieses Projekt ihrer Meinung nach so besonders macht: Sie haben eine „edle Zeit“, die sie gemeinsam mit dem Publikum verbringen dürfen.

Wer sie noch nicht live erlebt hat, der kann sich vorab einen digitalen Eindruck verschaffen. Seit Mitte Juli dieses Jahres ist das Video zu ihrem Song „Mando“ auf YouTube zu sehen. „Er handelt von einem ganz wichtigen Thema in meinem Leben“, sagt Josefin, die den Text hierzu geschrieben hat. „Als ich jünger war, habe ich mir oft schwergetan, mich zurechtzufinden. Ich konnte die Welt nicht immer so ganz verstehen. Ich habe mich gefragt: Wieso tun Menschen Dinge, obwohl es auf andere Weise so viel schöner wäre?“ Sie selbst hat im Laufe der Zeit Wege für sich gefunden, aus so manchem „Loch“ wieder herauszukommen. Musik und Achtsamkeit seien dabei wesentliche Triebfedern gewesen. Ihre Erkenntnis, die sie nun in einen Song gepackt hat: „Man darf sich nicht im System verlieren, sondern muss sich auf die Liebe, die jeder von uns in sich hat, konzentrieren und diese weitertragen. So kann man sich seine Welt neu erschaffen.“


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Aktuelles Video „Mando“:

https://youtu.be/v0u3TY4vXhA

Bildnachweis: Elke Fischer

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