„Viel zu lang gewartet“ – So der Titel der neuen Live-Tour des Sängers und Komponisten Howard Carpendale – Live am 25. März in Bamberg

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 03/2014)

Howard Carpendale live am 25. März um 20 Uhr in der Brose Arena in Bamberg, Karten unter Telefon 0951.23837 oder online unter www.kartenkiosk-bamberg.de

Es war der übliche Weg eines Jungen zur Musik: Rocksänger waren seine Idole, mit der Schulband ergab sich der erste Auftritt, gewonnene Talentwettbewerbe machten Mut.

In der Rückschau scheint es verblüffend, wie sich zufällig Zahnrad an Zahnrad fügte und eine einzigartige Karriere schuf. Stopp. Moment.

Es wäre nicht die Lebensgeschichte des Südafrikaners Howard Carpendale wären da nicht auch Brüche - vorgezeichnete Wege, die durchkreuzt worden wären.

Denn eigentlich wollte er professioneller Kricketspieler werden.

Die Neugierde auf das Leben und der Wille, sich selbst immer wieder neu zu erfinden, treiben ihn an. „Stillstand“ ist ein Fremdwort für ihn.

Er lebt sein Leben bewusst mit Stilbrüchen: „Es gibt keine Möglichkeit, als Künstler lange zu überleben, wenn man immer der Gleiche ist und bleibt“.

Und so geht Howard Carpendale, der auf eine fast 50-jährige Karriere mit unzähligen Hits zurückblicken kann, nochmal neue Wege.

Warum er „Viel zu lang gewartet“ als Titel seiner Live-Tour 2014 gewählt hat – Leporello hat sich ausgiebig mit ihm darüber unterhalten...

Leporello (L): Viel zu lang gewartet? Auf was bezieht sich der Titel der Tour?

Howard Carpendale (H.C. ): Ich hatte einfach das Gefühl, ich muss mal wieder das Steuer in die Hand nehmen und sehr viel von mir hinein geben, damit es wirklich ehrlich und authentisch klingt. Diese Welt bewegt sich so langsam nach vorne. Das gilt für so viele Themen. Bei vielen hört man die Vorurteile, die man schon vor 30 Jahren gehört hat. Die Veränderungen sind so ein langsamer Prozess. Bei einigen Themen wird die Welt noch 50 oder 100 Jahre brauchen, bis sie sich verändert. Wir könnten es einfacher haben. Das ist, was gemeint ist mit „Viel zu lang gewartet“.

L: Warum hat man das Gefühl, dass Sie sich immer neu erfinden, was treibt Sie an?

H.C : Stillstand ist für einen Künstler eine Sackgasse. In unserer Zeit verändert sich jeden Tag so viel, es gibt immer wieder neue Impulse, über Dinge nachdenken zu dürfen. Das muss auch die eigene Entwicklung beeinflussen. Es ist so spannend, den Zeitgeist einzufangen, allerdings ohne die Historie zu vergessen.

L: Welches Lebensgefühl spiegeln Ihre Songs jetzt nach einer fast 50-jährigen Bühnenkarriere wider?

H.C : Absolute Zufriedenheit. Es ist mir bei einer Produktion zu einem Album noch nie so leicht gefallen, über sehr persönliche Dinge nachzudenken, zu sprechen und sie mit einem tollen Team zu bearbeiten. Und das Schöne ist, es ist eine Momentaufnahme und schließt an viele musikalische Augenblicke meiner Karriere an.

L: Auf Ihrer Homepage sagen Sie: „Ich habe jeweils ein Drittel meines Lebens in Afrika, Europa und Amerika verbracht. Alle drei Kontinente sind sehr verschieden. Das ist reizvoll, spannend und bringt viel Einsicht. Denn eines haben alle gemeinsam: Zu wenig Menschenverstand und Toleranz.“ Worauf bezieht sich Ihre Kritik vor allem und spiegelt sich diese auch in ihren Songs wider?

H.C : Es ist leider eine Erfahrung, die ich machen musste. Ich glaube, es liegt daran, dass die Menschen immer weniger objektiv sein können. Das hat mit der Schnelllebigkeit unserer Zeit zu tun, wir urteilen alle viel zu schnell und geben uns keine Zeit mehr zum Reflektieren.

L: Sie haben sich für Musik und nicht für Sport (Profisportler Kricket) in ihrem Leben entschieden? Warum?

H.C : Ganz einfach. Für den Profisport hat es doch nicht ganz gereicht. Aber glauben Sie mir, am Ende war es für mich der richtige Weg. Ich fühle mich auf der Bühne sauwohl.

L: Mehr als 700 Songs geschrieben, 30 Millionen Tonträger verkauft, wie kann man da jetzt noch einen draufsetzen?

H.C. : Ich mache gerade eine wunderbare Entwicklung durch und spüre, dass das Alter überhaupt keine Rolle spielt. Jetzt konzentrieren wir uns aber erstmal auf die Tour und werden danach sehr gut überlegen, was als nächstes kommen wird.

L: 2003 Abschiedskonzert in Köln, 2007 Comeback-Tour, jetzt ein neues Album. Die Musik lässt Sie nicht los? Warum ist das so? Was gibt sie Ihnen?

H.C. : Adrenalin pur. Meine Art zu spüren, dass in mir Leben ist.

L: Was ist wichtig für Sie im Leben?

H.C. : Fairness und Vertrauen. Und beides erlebe ich zu Hundert Prozent im Kreise meiner Familie. Daher ist die Familie wohl das Wichtigste.

L: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

H.C. : Noch sehr viel Zeit, um zu bewegen…

Das Gespräch mit dem Sänger und Komponisten Howord Carpendale führte Leporello-Chefredakteurin Susanna Khoury.

Bildnachweis: Howard Carpendale

Anzeigen