Silke Evers mit Prometeo von Luigi Nono bei den Salzburger Festspielen; Debüt am 30. und 31. Juli

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 4/2011)

Seit ihrem Vorsingen beim Experimentalstudio Freiburg vor vier Jahren wird die Sopranistin Silke Evers als Luigi Nono-Spezialistin hoch gehandelt. Am 30. und 31.Juli ist sie mit Nonos Prometeo bei den Salzburger Festspielen zu Gast. Im September dann bei den Berliner Festspielen - immer mit Ingo Metzmacher am Dirigentenpult. Und im März 2012 wird die Würzburger Theaterpreisträgerin 2010 mit Nonos „Al gran sole carico d´amore“ noch einmal in der Staatsoper Berlin auftreten.

„Neue Musik hat mich bereits im Studium in Köln interessiert“, erzählt die aufgeschlossene Rheinländerin. „Heute ist es fester Bestandteil des Lehrplans“, betont die Professorin für Gesang in Mainz. Ihre Studenten mit Hauptfach Gesang müssen nicht nur „schön“ singen können, sondern auch alles andere, was mit der Stimme möglich ist, beherrschen. Luigi Nono (1924- 1990) wollte, wie er selbst sagte, mit seinem Prometeo (Tragödie des Hörens) das Ohr aufwecken. Seine Experimentierprozesse mit Live-Elektronik entziehen sich jeglichen Hörgewohnheiten und jeglichem musikalischen System. Die Musik des gebürtigen Venezianers hangelt sich von Klanginsel zu Klanginsel und schweigt sich bisweilen völlig aus, auch die eingebauten Hölderlintexte geben nicht wirklich Orientierung. Der italienische Komponist ist in der Sparte Neue Musik mit seinem ganz eigenen Stil richtungsweisend. Silke Evers, seit 2003 festes Ensemblemitglied am Würzburger Mainfranken Theater, mag die Neue Musik, weil sie Freiheit gibt.

„Man muss keine Erwartungen erfüllen, nur die eigenen“, betont die Mutter eines dreijährigen Sohnes. Potenzial zu haben, sei auch bei Stücken der Neuen Musik wichtig, sagt Evers, aber „schön“ singen nicht ausschlaggebend. Im Februar ist sie bereits für einen Nono in Berlin eingesprungen und bei der Generalprobe mit den Symphonikern habe sie das erste Mal so etwas wie Lampenfieber verspürt. „Das war eine schlimme Probe für mich… vier Minuten a capella und alle hörten hin, was die hochgelobte Kleine so macht… Es hat natürlich alles bestens geklappt. Nicht zuletzt, weil die Sängerin, die ihre Karriere als Soubrette am Würzburger Haus begann, durch eine gute Schule gegangen ist und darüber hinaus auch nicht untätig war. „Das Niveau in Würzburg ist nicht ohne“, so Evers. „Gleich in meiner ersten Spielzeit durfte ich die Gilda (Rigoletto) singen, dann die Musetta (La Bohème) und gleich darauf die Pamina (Die Zauberflöte). Alle Sopranistinnen wollen die Pamina singen, Silke Evers auch.

Das Schwierige an dieser Rolle ist, dass die Erwartungshaltung des Publikums immens groß ist, da fast jeder die Partie schon mehrfach gehört und gesehen hat – auf CD, im Fernsehen und auf der Bühne. „Das erhöht wahnsinnig den Druck“, sagt Evers. „Man hat immer Bedenken, die Hörgewohnheiten des Publikums zu enttäuschen, das kann einem bei der Neuen Musik so nicht passieren, da gibt es keine Hörgewohnheiten!“ Und obwohl Evers die Neue Musik schon sehr liebt, möchte sie diese nicht ausschließlich bedienen. „Ich liebe Mozart, Strauss, aber auch Bellini. Mein Hobby sind Lieder und mit meiner Pianistin Wiebke tom Dieck toure ich auch durch die Gegend (Lieder-CD „getroffen“ 2007).“ Vielseitig sein und bleiben ist das Motto der ehrgeizigen Musikerin, die es schätzt, ein Stammhaus zu haben, aber sich auch gerne mal außerhalb beweist. „Wenn man mich fragen würde, ob ich an der Met sänge, würde ich nicht „Nein“ sagen“, lacht Evers, dennoch fühle ich mich hier sehr wohl, mit meinem kleinen Sohn und meinem Mann, der Geiger am Würzburger Haus ist. Da müsste schon etwas ganz Großes kommen...

INFO: Am 30. und 31. Juli wird Silke Evers bei den Salzburger Festspielen ihr Debüt geben. Auf dem Programm steht Luigi Nonos Prometeo.

Bildnachweis: Mainfranken Theater

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