Margot Müller im Gespräch mit Leporello

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 12/2010)

Kultur ist ihr Sujet: Mit fast 90 Jahren wird Margot Müller nicht müde, immer neue Menschen für ihren Verband zu begeistern – Europas größten Wagner-Verband.

Unglaublich – diese Energie: Margot Müller, seit 1961 Chefin des Autohauses Renault- Müller, seit 1982 Vorsitzende von Europas größtem Wagner- Verband, unermüdliche Organisatorin von Opern-Reisen, langjährige Leiterin der Vereinigung der Unternehmerinnen des Landesverbandes Bayern Nord, steht im 90. Lebensjahr noch immer tatkräftig ihre „Frau“.

Wer sie in ihrem kleinen Büro in der Münzstraße, voll gestopft mit Wagner- Devotionalien, Fachliteratur und Büro-Utensilien, besucht, wo sie gerade die Weihnachts-Tombola vorbereitet, telefoniert, kurze Besprechungen abhält, kann sich nur die Augen reiben: Wie geht das – trotz überstandener Oberarmund Oberschenkelhals-Fraktur und bei ständigen Schmerzen? Margot Müller meint mit feinem Lächeln: „Das Leben bietet so viel; man muss nur was draus machen!“ Und sie ergänzt: „Ich habe mich nur erholt, indem ich weiter gearbeitet habe.“ Dennoch verhehlt sie nicht, dass ihr die Zugeständnisse ans Alter schwer fallen.

Eines betont sie: Sport hat sie nie getrieben, aber ihr Hirn hat sie immer in Bewegung gehalten. 1945, nach der Kriegszerstörung, hat sie zusammen mit ihrem Vater das Autohaus wieder aufgebaut, war sich als Trümmerfrau beim Steineklopfen nicht zu schade. Sie ist mit ihrem Leben zufrieden. Jeden Abend zieht sie voll Dankbarkeit ein kleines Resümee des Tages. Stolz ist sie auf ihr „superweibliches Team“ in der Firma, gerade weil die Auto-Branche so sehr unter Rendite-Druck steht. Neben dem Geschäft ist ihr der unterfränkische Wagner-Verband ein besonderes Herzensanliegen. Bedauerlich, dass so viele Ältere ausscheiden; er umfasst bei der laufenden Nummer 3483 derzeit 2180 Mitglieder. Durch ihre Beiträge werden Bayreuth-Stipendiaten gefördert, im Augenblick zehn junge Sängerinnen und Sänger. Aber auch mit der Herbert- Hillmann-Stiftung hat sie immer wieder das Mainfranken Theater Würzburg unterstützt. Leider ist es durch allzu progressive Inszenierungen schwerer geworden, Interessenten für Opernfahrten zu begeistern. Für junge Leute aber eignet sich Wagner als „Einstiegsdroge“ nicht unbedingt. Margot Müller stieß schon früh im Elternhaus auf die Opern Wagners und war 1953 beim ersten Besuch des Bayreuther Festspielhauses völlig fasziniert vom Gesamterlebnis. Das verstärkte und vertiefte sich in den folgenden Jahren noch durch die immer enger werdende Verbindung und Freundschaft zur Familie Wagner und auch durch die Mitarbeit im Kuratorium von Bayreuth.

Der Tod von Wolfgang Wagner hat sie tief getroffen; aber sie begrüßt die jetzige Festspielleitung durch die beiden Wagner-Schwestern. Die Kinderopern in Bayreuth hat sie mit ihrer Stiftung deshalb auch zwei Jahre lang gerne unterstützt. Ihr soziales Engagement zeigt sich nicht nur in der netten Betreuung der Opernliebhaber, sondern auch bei Tombolen und Versteigerungen zugunsten der Aktion Patenkind. Bei Wagner- Musik aber vergisst sie den Alltag. Die möchte sie mit ihrem Verband auch anderen zukommen lassen, etwa bei der Wagner-Gala am 11. Dezember oder bei der Fest-Aufführung des „Parsifal“ ab 21. Mai im Mainfranken Theater.

Bildnachweis: Leporello

Anzeigen