Die neuen, eher seltenen Zimbeln steigern das Repertoire an Klangmotiven

von Renate Freyeisen

Glocken rufen seit alters her zum Gottesdienst in christliche Kirchen. Für sich genommen stellen sie auch ein Musikinstrument dar. Das umfangreiche Geläute eines Doms, einer Bischofskirche, beeindruckt besonders. In Würzburg schallt es weithin tief tönend; durch acht helle, kleinere Glocken, so genannte Zimbeln, sollen ihm nun musikalische Glanzlichter aufgesetzt werden; sie liegen eine Oktave höher über den Hauptglocken. Siegfried Issig, der Glockensachverständige der Diözese, hat das neue, 65 000 Euro teure Geläute konzipiert; gespendet haben es Privatleute, allen voran Bischof Friedhelm Hofmann und Weihbischof Helmut Bauer. Bisher bestand das Domgeläute aus zwölf Glocken. Die älteste darunter ist die „Lobdeburg-Glocke“ aus dem Jahr 1257; sie überstand als einzige den 16. März 1945 in der Sepultur des Doms; alle anderen verschmolzen. Heute erklingt sie wieder aus dem Turm als Sterbeglocke und jeweils am Freitag um 15 Uhr. Die anderen elf Glocken von 1965 stellen das größte zusammenhängende, deshalb besonders harmonische Geläute aus einer Gießerwerkstatt in Deutschland dar, aus der Gießerei Schilling in Passau. Von deren Nachfolger-Firma wurden nun auch die neuen Glocken gefertigt. Schilling-Glocken sind wesentlich schwerer als üblich und auch teurer wegen ihres hohen Kupferanteils.

Doch dies erzielt eine besondere Tonfülle und ein warmes, weiches Klangbild. Der Dom zu Würzburg verfügt bisher über 40 Klangmotive, etwa getragen, gedämpft zur Fastenzeit oder festlich strahlend zu Ostern. Diese Wirkung soll nun durch die sonst eher seltenen Zimbeln gesteigert werden. Kaum eine Kirche weist eine derart hohe Zahl dieser hellen Glocken auf. Nach dem Probeläuten werden sie erstmals an Fronleichnam (22. Mai) offiziell erklingen. Gespannt darf man sein, ob sie über dem tieferen Hauptgeläute deutlich zu hören sind.

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