Würzburger Tenor C. Bieber in „Parsifal" und „Rheingold"

von Werner Häußner

Seit zwanzig Jahren singt er am „Grünen Hügel", und noch immer ist es für ihn der Höhepunkt des Jahres. „Hier herrscht eine wunderbare Atmosphäre, hier wird konzentriert gearbeitet, hier erfüllt das Team einzig der Wille, das Beste auf die Bühne zu stellen", begründet Clemens Bieber, warum er sich Jahr für Jahr auf die Bayreuther Festspiele freut. 1987 hat der gebürtige Würzburger in „Lohengrin" als Erster Edler debütiert. Inzwischen hat er bis auf Loge im „Rheingold" alle Partien seines Fachs im Festspielhaus gesungen. In diesem Jahr steht er - wie 2006 - gleich in drei Produktionen auf der Bühne: als Froh im „Rheingold", als Erster Gralsritter im umstrittenen „Parsifal" Christoph Schlingensiefs und wieder als Walther von der Vogelweide im „Tannhäuser". Anziehend findet Bieber den „Werkstatt"-Charakter Bayreuths: „Das ist weder eine Floskel noch eine Spezialität Wolfgang Wagners". Die „unglaubliche Arbeit" mit den Ensembles und die hervorragenden Dirigenten, so ist Bieber überzeugt, lassen in Bayreuth ein Niveau zu, das musikalisch sonst nirgendwo zu erreichen ist. Während des Jahres ist der Tenor vor allem an der Deutschen Oper Berlin, zum Beispiel als Tamino in der "Zauberflöte", zu hören. Seinem Stammhaus hält er seit 1988 die Treue. Dort sang er im Februar den Loge im „Rheingold" in Götz Friedrichs „Ring". Im November gestaltet er den Aegisth in der Neuproduktion von Richard Strauss' „Elektra". Bieber gehört nicht zum Jet-Set reisender Sänger, obwohl er sich mit seinem gut sitzenden Tenor mit einwandfrei gebildeter Höhe, ansprechendem Timbre, Flexibilität und ausgezeichneter Artikulation vor Konkurrenz nicht zu fürchten braucht. Die musikalischen Wurzeln Biebers liegen bei der Würzburger Dommusik. Von 1964 bis 1982 war er Mitglied der Domsingknaben und des Domchores. Einige Male hat er als Solist, zum Beispiel als Evangelist in der „Matthäuspassion", im Würzburger Dom gesungen. Nur zum Mozartfest, stellt er mit leisem Bedauern in der Stimme fest, konnte er ihn in seiner Heimatstadt nur einmal bei einem Domkonzert singen, und auch am Würzburger Theater hatte er nie die Möglichkeit aufzutreten.

Bildnachweis: Bayreuther Festspiele GmbH/Jörg Schulze

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