Das Würzburger Mozartfest vom 2. Juni bis 2. Juli mit 84 Live-Acts

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 02/2023)

Mozart gilt als Musik-Genie. Doch Genies kommen nicht aus dem Nichts und haben Nachwirkungen. Mit der „Faszination Mozart“, der als Komponist schon alles in sich trug, aber dennoch immer wieder studierte und überlegte, befasst sich das Würzburger Mozartfest vom 2. Juni bis 2. Juli 2023. Die diesjährige Artiste étoile, die viel gerühmte Pianistin Ragna Schirmer, bewundert Mozarts Werke und sucht mehrere Blickwechsel auf ihn, schätzt an ihm wie auch an ihren weiteren Vorbildern Bach, Händel oder Haydn die klaren Strukturen und liebt es, Nuancen zu vertiefen, sich um jeden Ton zu bemühen, hält Mozart-Musizieren für einen „Reinigungsprozess“. Sie sagt: „Musikmachen ist ein Geschenk, aber auch viel Arbeit“. In ihren zehn Konzerten beim Mozartfest wirft sie auch einen Blick auf die Entwicklung des Klavierbaus, auf die dadurch mögliche Innovation im Spiegel von Lehren und Lernen.

Ihre Leidenschaft für die Weitergabe ihres Wissens an den Nachwuchs kann sie etwa beim MozartLabor ausleben. Schon beim Eröffnungskonzert wird sie zusammen mit dem fabelhaften Ostrobothnian Orchestra aus Norwegen der Vielschichtigkeit Mozarts nachspüren. Schirmer versteht sich auch als Musikvermittlerin; so wird sie selbst ein Klavierkonzert im Weißen Saal mit Werken vom 17. bis 20. Jahrhundert moderieren und erklären. Sie hat auch aktiv am Programm mitgearbeitet und ist immer zu begeistern für neue Formate. So führt sie zusammen mit dem Puppenspieler Christian Fuchs im Würzburger Kulturspeicher das „Triadische Ballett“ nach Oskar Schlemmer mit Marionetten nach dem Vorbild des Bauhaus-Künstlers auf und spielt dabei die 18 dafür vorgesehenen Klavierstücke.

Aber das Mozartfest bietet auch interessante andere Entdeckungen: So erklingt im Kaisersaal konzertant mit einer ausgesuchten Sängerriege der mittlerweile vergessene Vorläufer der berühmten „Zauberflöte“, nämlich das Singspiel „Die Zauberinsel“ des Librettisten Emanuel Schikaneder, für das mehrere Komponisten, auch Mozart, die Musik schrieben. Wer schöne Stimmen hören will, kommt beim Mozartfest auch heuer auf jeden Fall auf seine Kosten. Die ehemalige Artiste étoile, die gefeierte Sopranistin Christiane Karg, gibt einen Liederabend zusammen mit der Solo-Harfenistin der Wiener Philharmoniker, Anneleeen Lenaerts, und ein Exklusiv-Erlebnis verspricht der als brillant gerühmte Countertenor Franco Fagioli zusammen mit dem Kammerorchester Basel in bravourösen Mozart-Arien. Auch die zur „Sängerin des Jahres“ gekürte, Sopranistin Marlis Petersen ist zusammen mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg zu erleben etwa in Strauss-Liedern.

Ein Schwerpunkt aber liegt heuer auf der Kammermusik; junge Ensembles treten auf, aber auch das exzellente Schumann-Quartett hat sich zusammengetan mit der Pianistin Ragna Schirmer. Unter den 84 Festival-Veranstaltungen, die 55 Werke Mozarts bieten, ist nicht nur für den Klassik-Freund, sondern auch für den, der eher Unterhaltsames sucht, etwas dabei.

Bildnachweis: Maike Helbig

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