Junge Flüchtlinge kreieren mit Friedrich-Koenig-Gymnasiasten eine Soundcollage

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 11/2015)

Die Jugendlichen vom Friedrich-Koenig-Gymnasium bemühen sich um Verständigung mit den jungen Flüchtlingen von der Don Bosco- Schule.

Würzburg hat eine Menge typischer Geräusche. Zum Beispiel das Glockenspiel des Bürgerspitals.

Ein spezifischer „Sound“ entsteht auch, wenn die Schiffe die Schleuse an der Alten Mainbrücke passieren.

„Würzburg hat derzeit außerdem viele Baustellen, auch die machen Geräusche“, sagt Michael Ebert, der die Klasse des Berufsintegrationsjahrs (BIJ) an der Don Bosco-Berufsschule leitet.

Alle diese Sounds werden unter seiner Leitung von jungen Flüchtlingen aus dem BIJ seit September gesammelt. Schon im vergangenen Jahr beteiligte sich Michael Ebert mit seiner Flüchtlingsklasse am Projekt „Abgelauscht und neu erfunden.

Der Sound Deiner Stadt“ der „Stiftung Zuhören“ des Bayerischen Rundfunks. „Damals entstand ein Klangweg durch Würzburg“, berichtet er.

Wer sich auf diesem Weg begibt, entdeckt eine Menge weiterer für die Stadt sehr typischer Geräusche – etwa jenes dumpfe „Plopp“, mit dem Korken aus dem Bockbeutel gezogen werden. Heuer ist das Projekt noch anspruchsvoller als im letzten Jahr, denn diesmal kooperiert die BIJ-Klasse mit Zehntklässlern vom Friedrich-Koenig-Gymnasium.

Dort ist Musiklehrer Michael Brand für das Projekt verantwortlich, außerdem arbeitet Kunsterzieherin Agata Kokotowski mit.

In jeder Woche pilgern die jungen Flüchtlinge für ein oder zwei Stunden ins Gymnasium, um aus den gesammelten Sounds gemeinsam eine Soundcollage zu kreieren. Auch soll es diesmal eine CD geben, die bei der Abschlusspräsentation am 25. Februar vorgestellt wird. Jede CD braucht ein Cover.

Dieses Cover mit Zirkel, Geodreieck, Lineal und Buntstiften zu gestalten, ist Sache mehrerer Kleingruppen im Kunstunterricht. Die Zusammenarbeit der Jugendlichen stellt allerdings eine Herausforderung dar, sagt Gerhard Landmann, der die BIJ-Klasse sozialpädagogisch begleitet: „60 Prozent unserer Flüchtlinge können kaum Deutsch.“

Hiob aus Eritrea zum Beispiel versteht oft nicht, was in seiner Kleingruppe besprochen wird.

Doch er hat kein Problem, bei den Gymnasiasten nachzufragen, wenn ihm ein Begriff nicht geläufig ist.

Dann zieht er sein Arabischwörterbuch heraus und sucht die Übersetzung.

Für die jungen Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia, Afghanistan, Russland, Korea und dem Irak ist es laut Michael Ebert eine tolle Sache, dass sich das Friedrich-Koenig- Gymnasium auf die Kooperation einließ. „Normalerweise sind unsere Jugendlichen immer unter sich. In der Schule.

Aber auch dort, wo sie wohnen. Durch das Projekt lernen die jungen Flüchtlinge endlich Gleichaltrige aus Würzburg näher kennen.“

Bildnachweis: Pat Christ

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