Die „Klangkartei“ will klassischer Musik eine neue Bühne bereiten

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 9/2016)

Samira Spiegel (Violine) und Nina Scheidmantel (Klavier) spielten als Klangkartei-Ensemble bei der langen Museumsnacht im Kulturspeicher.„Aktuell gibt es in Deutschland 24 Musik-Hochschulen und unglaublich viele, sehr gut ausgebildete junge Musiker“, sagt Tim Wendhack. Auch die Stilbreite sei neu.

Der Musikwissenschaftler hat seinen Abschluss vor nicht allzu langer Zeit in Düsseldorf gemacht. Und schon dort festgestellt: Die meisten Ensembles, die sich im Studium formieren, spielen nach dem Abschluss nie wieder zusammen.

Dabei gebe es viele Konzertveranstalter, die genau solche Repertoires suchten, aber nicht fänden, weil es keine Agentur dafür gebe. Gemeinsam mit Cathrin Mauer und Holger Slowik, beide Studenten am Institut für Musikforschung der Uni Würzburg, Komponist Johannes Kern sowie IT-Spezialist Robin Schulte will er das ändern.

Mit Hilfe ihrer „Klangkartei“ sollen diese Musiker deutschlandweit sichtbar werden. Seit 1. August ist die Internetplattform online.

„Sie erleichtert den Veranstaltern besondere Ensembles zu finden“, so Wendhack, der zuvor Erfahrung bei der Stiftung Mozarteum Salzburg sammeln konnte. Die „Klangkartei“ versteht sich als echte Schnittstelle, die aber weitaus mehr zu bieten hat.

„Wir wollen auch dramaturgischen Service liefern und beraten Musiker wie Veranstalter. Das ist einer der großen Unterschiede zur Booking- Agentur“, so der Geschäftsführer.

Mit Hilfe seines Teams entstehen aus ersten Ideen ganze Programme mit perfektem Ablauf, aus einfachen Künstler-Portfolios professionelle Profile.

Angebot und Nachfrage sollen zu fairen Konditionen zusammenfinden, geschlossene Zirkel aufbrechen, die „Hemmschwelle“, Klassik auch für private wie geschäftliche Veranstaltungen zu buchen, schwindet.

Selbst kurzfristige Buchungen bei Künstler-Ausfällen sollen möglich gemacht werden. Ihr Konzept konnte das Team ein Jahr lang testen. Erfolgreich. Die „Klangkartei“ wurde bereits bei den Herbstfestspielen in Baden-Baden, beim Würzburger Mozartfest, aber auch schon auf etlichen Hochzeiten und Betriebsfeiern sichtbar.

Aktuell vereint die Plattform rund 150 Ensembles, vom Solisten bis zum Quartett. Es finden sich aber auch Künstler wie der 40-köpfige „junge kammerchor düsseldorf“.

Dem Würzburger Publikum bekannt sein dürfte das „Hofgarten Quartett“, das 2015 in der Residenz beim Empfang zu Ehren von Königin Silvia zu hören war und sich eigens für diesen Anlass gründete. Übrigens, die „Klangkartei“-Macher veranstalten mit ihren Musikern auch eigene Konzerte.

„Die Würzburger Reihe 'Klangkarteikonzerte' bietet mit Hilfe von Kooperationspartnern Programme, die sonst nicht gespielt werden“, so Wendhack.

Ende September ist es erneut soweit. Dann stellt der Kunstverein Würzburg e.V. sein Kunstschiff Arte Noah zur Verfügung. Dort spielt am 30. September der „Klangkartei“- Cellist David Eggert.

INFO: www.klangkartei.de und www.facebook.com/klangkartei

Bildnachweis: Stefan Koim: ©Alex Chepa, Jesse Weiner, Fotostudio Sigrid Metz

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