Africa-Festival-Award 2008 für den Fotografen Jürgen Schadeberg aus Berlin

von Susanna Khoury

Jürgen Schadeberg führt durch seine Ausstellung „The Black and the White Fifties“ im Würzburger Kulturspeicher.

Bei der Eröffnung des 20. Africa-Festivals in Würzburg wurden 2008 zwei Festival-Awards verliehen. Neben Oberbürgermeister Georg Rosenthal (Würdigung des jahrelangen Engagements der Stadt für dieses Fest) bekam in diesem Jahr der Fotograf Jürgen Schadeberg, der 1950 von Deutschland nach Afrika ausgewandert ist, den Award für seine „Sicht der Dinge“ . „Ich war der Einäugige unter Blinden“ , sagt der heute 77jährige Jürgen Schadeberg, wenn er von seinem „Arrival“ in Johannisburg erzählt. Er hatte die „kleinste“ Kamera und niemand kannte den ehemaligen dpa-Fotografen aus Deutschland, der sich vorgenommen hatte, die „schwarz-weißen“ Welten Südafrikas in seinen Bildern festzuhalten. „Auf beiden Seiten des Zauns der Apartheid waren ganz normale Menschen, die ihr Leben lebten, heirateten, Spass hatten, Musik machten und tanzten. Und dennoch ignorierten beide Welten sich, ungeachtet der Tatsache, dass sie Nachbarn waren und die gleiche Luft zum Atmen brauchten“ , erzählt der „Vater der südafrikanischen Fotografie“ Schadeberg, der als einer der ersten weißen Fotografen die alltäglichen Auswirkungen der Rassentrennung in Südafrika in Bildern festhielt. Seine „Sicht der Dinge“ war auch bezogen auf das fotografische Handwerk „neu“ . Während zuvor Personen oder Ereignisse in Bildern festgehalten wurden, fing Schadeberg Situationen ein. „Ich halte Situationen fest und lasse diese eine Geschichte erzählen, dabei versuche ich so wenig wie möglich zu dirigieren. Im Gegenteil, die Situation dirigiert mein Bild.“ Mit untrüglichem Blick und viel Gespür für den richtigen Moment ist der gebürtige Berliner bis heute der Reportage-Fotografie treu geblieben. Er zeigt die Menschen selbstbewusst, erschüttert, stark oder anrührend, ohne dabei ihre Würde zu verletzen. Wie kein anderer hat er die Geschichte Südafrikas über 50 Jahre begleitet und dokumentiert. Er gilt als einer der wichtigsten Chronisten der Unterdrückung und des Befreiungskampfes. Neben den politisch motivierten Bildern schenkte er vor allem der „schwarzen“ Musik Gehör in seinen Aufnahmen, wie in der Ausstellung im Kulturspeicher Würzburg „The Black and the White Fifties“ noch bis zum 29. Juni eindrucksvoll zu sehen ist. Jürgen Schadebergs Präsenz beim Jubiläums-Festival war, meiner Meinung nach, etwas Besonderes, mag ein Anderer andere Schwerpunkte setzen, was durchaus legitim ist, da ein Highlight das andere jagte: Angefangen vom „Happy Birthday-Ständchen des Saxophonisten und musikalischen Schirmherren Manu Dibangos, gefolgt von der Laudatio des politischen Schirmherrens Außenminister Frank-Walter Steinmeiers über die Auftritte von Geheimtipp Mpoh, einer hierzulande noch unbekannten Sängerin, die bei ihrem ersten Auftritt in Europa tüchtig abräumte (Titelbild Leporello Maiausgabe), Grammy-Gewinnerin und regelmäßiger Gast des Africa-Festivals Angelique Kidjo bis hin zu einem „musikalischen“ Gottesdienst mit dem südafrikanischen Jazz-Pionier Hugh Masekela (70). Das Programm des Afro-Projekts unter der Leitung Stefan Oschmanns gab den Koordinatoren Recht und erzielte den gewünschten Erfolg: Zum einen ein friedliches Miteinander der Kulturen und zum anderen einen enormen Zuspruch mit über 100000 Besuchern beim 20. Africa-Festival in Würzburg, übrigens Europas größten. Herzlichen Glückwunsch!

Anzeigen