Begeisterter Applaus für das Ballett „Classic Soul“ im Mainfranken Theater Würzburg

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 01/2025)

Weder klassisch noch abstrakt ist das Ballett „Classic Soul“ von Dominique Dumais, mit tänzerischen Mitteln eine Huldigung an die legendäre afroamerikanische Jazz- und Soul-Sängerin Nina Simone (1933-2003). Die Choreografie der Würzburger Ballettchefin fesselt in der Blauen Halle des Mainfranken Theaters durch die enge Verbindung von Tanz und Musik und gibt dabei die Quelle an, durch die Simone zu ihrer Berufung fand, durch die Klavierwerke von Johann Sebastian Bach.

In Würzburg kommt Bachs Musik vom Band, gespielt von Glenn Gould, und Simones Songs von Tonträgern oder Ausschnitten aus ihren Live-Auftritten. Sie erzählt darin von Emotionen und auch von ihrem politischen Engagement, für die Bürgerrechtsbewegung.

Das Ballett erinnert durch das Innere eines Konzertflügels an Simones pianistische Basis, deutet den Starkult um die Sängerin nur an, und verschiebbare Vorhänge im Hintergrund, mal durchsichtig, mal glitzernd, weisen auf die Show-Auftritte hin. Das zwölfköpfige Tanz-Ensemble erscheint mal in Schwarz, mal auch in mit etwas Glamour, später in satten Rot-Tönen oder in sanftfarbenen, eleganten, engen Seidenkleidern, alles Hinweise darauf, dass die Sängerin vor dem Erfolg auch dunkle Zeiten durchlebte, bis sie am Schluss anerkannt war, deutlich an einem versöhnlichen Blues.

Beginnend mit einem geschmeidigen Solo, bilden die Tänzerinnen und Tänzer dann zu „Feeling good“ Gruppen, lösen sich wieder in dynamisch wechselnden Vereinigungen; der Ausdruck von Emotionen in den Songs, von fröhlich über aggressiv bis zu träumerisch spiegelt sich in der Geschwindigkeit und in den variierenden, oft überraschenden Tanz-Figuren. Ernst bis deprimierend aber wird es zu Songs wie „Strange Fruit“, begleitet von einem Video mit schwarz-weißem Dickicht, wenn Simone von blutigen Blättern singt und so aufmerksam macht auf die Diskriminierung von Afro-Amerikanern. Besonders imponiert hier Yester Mulens Garcia mit hohen, leichten Sprüngen, blitzschnellen Drehungen und flexibler Ausstrahlung. Doch auch die heitere Seite kommt nicht zu kurz, wenn zum Mitsingen aufgefordert wird oder der Star nicht auf die Ermahnungen seiner Mutter hören will. Mit einem aufpeitschend rhythmischen, wie entfesselt getanzten „African Mailman“ gibt es einen besonderen Höhepunkt. Doch die Lebensgeschichte von Simone soll mit diesem Ballett nicht erzählt werden, vielmehr geht es um die Einheit von Musik und Tanz im Ballett und die Faszination dieser Kunstform auf den Menschen. Begeisterter Applaus nach 90 spannenden Minuten!

www.mainfrankentheater.de

Bildnachweis: Nik Schölzel

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