Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ erntet Beifall in der Blauen Halle

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 11/2022)

Jacques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ entführt in eine Fantasiewelt, in die Albträume des betrunkenen Dichters von der verstörenden Liebe zu drei Frauen, zu einer perfekt konstruierten weiblichen Puppe, zu einer auf den künstlerischen Erfolg fixierten Person und zu einer auf Reichtum und Macht versessenen Frau. Einzig die Muse bleibt dem Dichter treu.

Diese Oper begeisterte in der Blauen Halle des Mainfranken Theaters trotz der eigentlich irrealen Handlung optisch wie musikalisch. Die Regie von Nicole Claudia Weber betonte zusammen mit der gelungenen Ausstattung von Aida Leonor Guardia das Fantastische, orientierte sich dabei an der jeweiligen Atmosphäre der einzelnen Akte. Im Olympia-Akt schritt der Chor feierlich in schwarzen Gewändern daher, und Hoffmann blickte durch ein riesiges Schlüsselloch ins Reich des etwas verwirrten, greisen Wissenschaftlers Spalanzani (Roberto Ortiz), der sein Geschöpf, eine Puppe in seltsam übertriebener weiblicher Aufmachung mit weißem Kopfputz, der Gesellschaft vorführt. In diese perfekte Illusion einer Frau verliebt sich Hoffmann, verführt durch die verklärende Brille des zwielichtigen Coppélius. Im Antonia-Akt ist die ganz auf Gesang fixierte unglückliche Tochter des Rats Crespel eingesperrt in eine Art Höhle mit einem Boden aus Watte, und als Hoffmann mit ihr eine liebevolle Verbindung sucht, wird sie durch den teuflischen Arzt Miracle zum verbotenen Singen gebracht, und sie stirbt. Im Giulietta-Akt, bei dem sich unter durchsichtigen Tüchern allerlei seltsames Gesindel bewegt, wird Hoffmann durch die gefühlskalte Kurtisane (Barbara Schöller) und den Halbweltherrscher Dapertutto zum Spiel, zum Verkauf seiner Seele und zum Mord an seinem Rivalen verführt. Am Ende spürt Hoffmann, dass nur die Muse sein echter Freund ist.

Das Philharmonische Orchester Würzburg unter Gábor Hontvári sorgte mit kraftvoll farbigem Spiel für den musikalischen Zusammenhalt wie auch der klangschön singende, klug bewegte Chor zusammen mit den Sänger-Darstellern. Als Hoffmann wirkte Uwe Stickert in seiner Haltung eher passiv, von Sehnsüchten getrieben und frustriert in Liebesdingen, und sein heller Tenor schilderte nachdrücklich seine innere Zerrissenheit. Beistand fand er bei Nicklausse, der Muse, Marzia Marzo, mit ihrem runden, strahlenden, ausdrucksstarken Mezzosopran.

Aber alle übertraf Akiho Tsujii als weiblicher Automat Olympia mit puppenhaften Bewegungen und grotesk faszinierenden Auftritten, und dazu brillierte sie noch mit der mühelosen Bewältigung von Koloraturen, glockenhellen Höhen und witziger Gestaltung. Silke Evers begeisterte mit ihrem leuchtenden, glänzenden Sopran als anrührende Antonia. Die dämonischen Figuren verkörperte Kosma Ranuer mit etwas trockenem Bassbariton, und die komischen Rollen waren bei Mathew Habib bestens aufgehoben. Langer Beifall!

Bildnachweis: Nik Schölzel

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