Katharina Rudolph legt eine erste Biografie über Leonhard Frank vor

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 1/2021)

An der Zeller Straße in Würzburg stand das Geburtshaus von Leonhard Frank.

Sich selbst schick kleiden und für Arme kämpfen, das geht nicht zusammen, könnte man meinen. Leonhard Frank allerdings beweist: Das geht durchaus. „Genau das finde ich an ihm sympathisch“, sagt Katharina Rudolph. In ihrem Buch „Rebell im Maßanzug“ zeichnet die Berliner Schriftstellerin den Aufstieg des Würzburger Autors aus armen Verhältnissen zum literarischen Star der Weimarer Republik nach. Dabei rückt sie manche falschen Vorstellungen über Franks Werdegang zurecht.

Mehrfach in seinem Leben machte Leonhard Frank eine innere Wandlung durch, zeigt Katharina Rudolph in ihrem detailreichen Werk auf. Da war der Traum, Künstler zu werden, der Frank von Würzburg nach München in die dortige Bohème-Szene führte. In Berlin begann Frank zu schreiben. Es folgten Exiljahre in der Schweiz, wo er während des Ersten Weltkriegs als „fanatischer Moralist“ in Erscheinung trat. Bis 1924 fühlte sich Frank, so Rudolph, nirgends so richtig hingehörig. Danach mauserte er sich in Berlin zum Erfolgsautor. Nach Hitlers Machtergreifung floh der Würzburger über die Schweiz und Frankreich nach Amerika. Erst 1950 kehrte er nach Deutschland zurück.

Leonhard Frank hatte kein Abi und er hat an keiner Uni studiert. „Gerade weil er kaum Schulbildung genossen hat, ist es so eindrucksvoll, was er schuf“, sagt seine Biografin. Oft in seinem Leben stand der 1882 geborene Autor des Romans „Die Räuberbande“ an Wendepunkten, an denen es steil hätte bergab gehen können. Doch immer wieder berappelte er sich. „Für mich ist besonders faszinierend, dass Leonhard Frank Menschen, denen es nicht so gut ging, niemals aus dem Blick verloren hat“, sagt die Berliner Autorin, deren Buch auf einer Promotion über Leonhard Frank im Fach Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt basiert.

Für Frank war es inakzeptabel, dass Reiche mit bestimmten Vorrechten ausgestattet sind. Im Schweizer Exil forderte er am Ende des Ersten Weltkriegs „endlich materielle Gleichheit für alle Menschen auf der Erde“. Mit dem russischen Anarchisten Pjotr Kropotkin stimmte er überein, dass man die Besitzenden enteignen müsse.

Solange es extrem Reiche gibt, wird es Menschen geben, die bettelarm sind, erkannte Leonhard Frank. Gegner des Kapitalismus war er aber vor allem auch deshalb, weil er in der Tatsache, dass jeder „Herr der Märkte“ sein will, die Ursache aller Kriege sah. In seinen Büchern „Der Mensch ist gut“ und „Die Jünger Jesu“ plädiert Frank für eine friedliche Gesellschaft, die auf christlicher Nächstenliebe, Humanismus und sozialistischen Idealen basiert.

Bildnachweis: Pat Christ

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