Universitätsbibliothek Würzburg zeigt zum 400-jährigen Bestehen besondere Schätze

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 4/2019)

Zu den Buch-Preziosen zählt das kostbare Kiliansevangeliar.Die Universitätsbibliothek Würzburg ist die älteste Universitätsbibliothek in Bay­ern; sie besteht dieses Jahr durchgehend seit 400 Jahren.

Was sie so einzigartig macht, ist in der großen Eröffnungsausstellung zum Jubiläum zu besichtigen. Unter dem viel versprechenden Titel „Elfenbein und Ewigkeit“ werden vom 3. Mai bis 30. Juni im Lesesaal Sondersammlungen im 3. Obergeschoss der Universitätsbibliothek Schätze aus den Tresoren geholt und einer breiten Öffentlichkeit gezeigt, die man sonst nie zu Gesicht bekommt.

Zu den Buch-Preziosen zählen sechs prunkvolle Evangeliare aus dem Früh- und Hochmittelalter mit wunderbar filigranen, auch mit Edelsteinen verzierten Elfenbein-Einbänden, darunter das Heilige Buch der Franken“, angeblich das Evangeliar des Hl. Kilian mit Deckel aus dem 15. Jahrhundert, das Burkards-Evangeliar, ein Fuldaer Evangeliar mit Elfenbein-Relief von etwa 900. Die wertvollen frühmittelalterlichen Handschriften, von denen die ältesten ins 5. Jahrhundert zurückreichen, gehörten ursprünglich zur Dombibliothek.

Viele Bücher sind prächtig mit farbigen Initialen oder ganzseitigen Miniaturen verziert. Die Würzburger Buchmalerei kann man an den Initialen der Dominikanerbibel aus dem 13. Jahrhundert bewundern. Das Monumentalwerk der Spalatin-Chronik von 1510, die Chronik der Sachsen, Thüringer und Meißner, wurde von der Cranach-Werkstatt mit etwa 1800 Illustrationen bebildert. Auch die Ganzhorn-Chronik, der „Trojanerkrieg“ des Konrad von Würzburg oder die Chronik des Lorenz Fries zur Geschichte des Hochstifts Würzburg oder das „Katharinenleben“ enthalten farbige Miniaturen von großer Aussagekraft. Besonderes Augenmerk verdienen unter den alten Zeugnissen der Glaubenskultur die mit leuchtenden, farbig strahlenden Malereien verzierten, handgeschriebenen Bücher für den Gottesdienst.

Nur ein einziges Mal überliefert sind Texte mit altirischen Glossen, welche erst die Entschlüsselung der Sprache möglich machten, oder ein Text über Priscillian, den ersten hingerichteten Ketzer der Kirchengeschichte. Doch auch die Einbände alter Bücher, etwa aus geprägtem Leder, waren etwas Besonderes. Eine Rarität ist das kreisrunde Buch, das für Julius Echter angefertigt wurde. Die frühen Wiegendrucke, die Inkunabeln, kamen ursprünglich aus Klosterbibliotheken; Spitzenstück ist der erste Druck von 1479 des „Breviarium Herbipolense“ des Würzburger Druckers Georg Reyser. Von den vielen Grafiken interessieren besonders Baupläne der Würzburger Residenz von Balthasar Neumann, Pläne des Hofgartens von Johann Prokop Mayer oder dessen Abbildungen von Obstsorten in den „Pomona Franconiae“, und auch das Reisealbum des Pfalzgrafen Ottheinrich mit den ältesten Ansichten bayerischer Städte.


Bildnachweis: Universitätsbibliothek Würzburg

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