Neu erschienen: Weihnachten zwischen Franken und Front

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 12/2014)

Ein schmales, reich bebildertes Büchlein erinnert an Weihnachten in Kriegszeiten „Zwischen Franken und der Front“.

Dafür haben Judith Bornemann, Angelika Breunig und Gudrun Wirths vielfältiges Material zusammengetragen, Briefe, Karten, Fotos, Dokumente usw.

Es informiert kenntnisreich und interessant und zeigt den Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Frieden und der nationalen Propaganda auf.

Die Liebesbeweise der Familienmitglieder, etwa durch Weihnachtsgrüße und Päckchen an die Soldaten draußen, oder deren Briefe in die Heimat zeugen von großem inneren Zusammenhalt, aber natürlich auch von menschlichem Leid.

Die – gedruckten - Feldpostkarten im 1. Weltkrieg dienten der moralischen Unterstützung der Soldaten, zeigten oft Mutter und Kind unter dem Christbaum; sie sprachen das Gefühl an, strahlten aber auch militanten Geist aus.

Von solcher Gesinnung zeugte auch das Kriegsspielzeug, das Knaben zur Bescherung bekamen, Sammelalben mit Einklebebildern oder spezielle Kinderbücher, und der Christbaumschmuck sollte diesen Patriotismus bestärken, wenn etwa Zeppelin, Flugzeuge, Bomben, U-Boot oder Eisernes Kreuz an den Zweigen hingen und eine Pickelhabe die Spitze zierte.

Für die Verletzten in den Lazaretten gab es extra Bescherungen und Verlosungen, und eine Weihnachtsfeier der Kriegsbeschädigten in Würzburg warb mit „humoristischen Vorträgen“.

In den Zeitungen wurde aufgerufen zu Geschenken an die Soldaten, vornehmlich Zigarren und Zigaretten; die Frauen zu Hause strickten und buken und schickten Weihnachtspäckchen an die Front; besonders praktisch war auch ein Mini-Christbaum in der Faltschachtel.

Jüdische Soldaten feierten Weihnachten ebenso als deutsches Fest. Im 2. Weltkrieg wurde das „Fest der Liebe“ durch die Nazi-Propaganda umgewidmet in ein germanisches „Julfest“; dafür gab es extra Lieder, Christbaumschmuck, etwa aus Holz, vertrieben durch das Winterhilfswerk.

Doch die von oben verordnete Entchristlichung von Weihnachten funktionierte nicht; die Tradition war stärker. Bemerkenswert jedoch: Durch die Nazis wurde in Nürnberg der Christkindlesmarkt auf dem Hauptmarkt wieder belebt, zusammen mit dem Rauschgoldengel.

In Mode kam der mit Lametta behängte Baum.

Weiterhin aber gab es kriegerischen Weihnachtsschmuck und Kinder-Kriegs-Spielzeug, und die Soldaten an der Front schrieben in dieser Zeit besonders bewegt an ihre Lieben zu Hause, während die jungen, unerfahrenen Flakhelfer vielleicht ihr letztes Weihnachtsfest vor Kriegsende erlebten.

INFO:
Bornemann/Breunig/Wirths,
Zwischen Franken und der Front,
136 S.,
Echter- Verlag Würzburg 2014,
14,95 Euro

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