„Sie hatten mich gewarnt, und ich hatte nur gelacht.“
Bereits der Einstieg lässt erahnen, was da auf den nun folgenden 480 Seiten kommen mag.
Der Verfasser erfolgreicher Krimis und vielfacher Asienreisender fackelt nicht lange.
Medias in res katapultiert er die Leser zurück ins Jahr 1935, um sie schon wenige Seiten später wieder empor zu holen. Bali, etwa 60 Jahre später. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen hat in diesem Roman Programm.
Zunächst scheint der Plot um eine Schriftstellerin, die auf Bali eine Geschichte erlebt und diese vor ihrer Abreise in einem „nächtlichen Schreibexzess“ niederschreibt, wenig mit zwei deutschen Touristinnen zu tun zu haben, die Erholung unter Palmen suchen.
Doch Vergangenheit und Gegenwart verflechten sich immer mehr, scheinen sich zeitweise sogar zu überlappen.
Das Mitte November im Würzburger Buchverlag Peter Hellmund erschienene Werk von Lothar Reichel hat alle Elemente, die an kalten Wintertagen Hitze in die Wangen steigen lassen: Neben dem geschickten Bezug zum bislang einzigen großen Roman, der von Bali erzählt, Vicki Baums 1937 erschienener Bestseller „Liebe und Tod auf Bali“, begegnen dem Leser traumhafte Landschaften, exotische Mythen, Liebesgeschichten und am Ende sogar ein Mord.
„Es gibt kaum einen Flecken auf dieser Welt, wo sich die Schönheit der Natur, Kultur, Kunst und Religion so sehr vereinen und den Alltag der Menschen tatsächlich bestimmen“, so Reichel über seine „zweite Heimat“ Bali. „So etwas findet man tatsächlich kaum noch.“
Dieses Faszinosum, so der Autor, solle vermittelt werden.
Mit Hilfe seiner atmosphärischen Sprache und seiner außerordentlichen Sachkenntnis über eine nach wie vor sehr geschlossene Gesellschaft, die sehr stark aus dem Hinduismus heraus lebt, werden die Szenerien um Lena und Amanda sowie die der Schriftstellerin und des Malers Walter Spies vor dem inneren Auge lebendig.
Die tropische Insel, das farbenprächtige und quirlige Paradies, hat jedoch auch Abgründe.
„Bali bleibt ein Stück Geheimnis.“
INFO:
Lothar Reichel:
Insel der Dämonen. Eine Geschichte von Liebe und Tod.
480 Seiten,
Buchverlag Peter Hellmund, Würzburg 2014,
24 Euro