Begegnung mit der Schriftstellerin und Kulturförderpreisträgerin Pauline Füg

von Reiner Jünger (erschienen in Ausgabe 2/2016)

Pauline Fügs literarisches Werk umfasst neben Slam auch zahlreiche Lyrikbände, eine Graphic Novel, CDs mit Spoken Word Lyrik und Musik.Wir sitzen uns in einem Würzburger Café gegenüber. Auf den ersten Blick wirkt die Schriftstellerin Pauline Füg auf eine „sportliche Weise“ intellektuell, so, als sei sie jederzeit bereit, an einem Dichterwettstreit teilzunehmen.

Nichts anderes ist „poetry slam“, eine der Disziplinen, für die sie 2011 den Bayerischen Kulturpreis erhalten hat und im vergangenen Jahr mit dem Sprachbewahrerpreis und dem Kulturförderpreis der Stadt Würzburg ausgezeichnet wurde.

Ihr literarisches Werk umfasst neben Slam auch zahlreiche Lyrikbände, eine Graphic Novel und CDs mit Spoken Word Lyrik und Musik.

Psyche und Seele als Stoff der Dichtkunst

Vor kurzem erst ist sie aus Island, einem Land, in dem das kulturelle Leben besonders ausgeprägt ist, zurückgekehrt.

Reisen bemerkt sie, sei für sie elementar, nirgends sonst könne man so spontan besondere Momente mit Menschen erleben. Und aus den Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, in nah und fern, schöpfe sich ihre Poesie.

Pauline Füg ist Schriftstellerin und Psychologin, beides bedingt sich gegenseitig in ihrer Kunst und ihrer Arbeit. DemenzPoesie nennt sie eine Therapieform, bei der sie „beeinträchtigten“ Menschen mit den Möglichkeiten der Poesie Hilfe anbietet. Ein Projekt, das ebenso neu wie genial ist und die Potentiale der Kunst für Heilbehandlungen deutlich macht.

Als Psychologin hat sie einen anderen Blick auf die menschliche „Seele und Psyche“ dem wichtigsten „Stoff“ ihrer Dichtkunst.

Pauline Füg schreibt außerdem gerne Antwortgedichte, das heißt, sie gibt Dichtern, die ihr geistig und sinnlich nahestehen, Antwort aus einer anderen Zeit. Dass sie sich dabei besonders gern mit der Prosa von Leonhard Frank und der Lyrik von Hilde Domin beschäftigt, zeigt ihre Sensibilität und die Zuneigung zu ihrer Wahlheimat Würzburg.

Eindrucksvoll ist das Antwortgedicht zu dem Roman „Die Jünger Jesu“ von Leonhard Frank. Besonders sind die Antworten auf die „Kindertotenlieder“ von Friedrich Rückert, die dieser unter dem Eindruck des Todes seiner Kinder Luise und Ernst schrieb.

Wenn sie ein Text beeindruckt, antwortet die Schriftstellerin aus ihrer subjektiven Sicht aus der heutigen Zeit.

Zu ihren literarischen Vorbildern gehören Ingeborg Bachmann, Hilde Domin und vor allem Erich Kästner, dessen einfache und klare Sprache sie schätzt, weil er dem „Unaussprechlichen“ Form und Inhalt gab.

Mit ihrer Kunst möchte sie Menschen zum Nachdenken bringen.

Sie freut sich, wenn Besucher oder Freunde zu ihr sagen: „Cool, so sehe ich das auch, ich wusste nur nicht, wie ich es sagen soll.“ Ihre stets aktualisierte Website zeigt, wie gut sie mit modernen Medien umzugehen versteht.

Mit einem eigenen Blog und attraktiven Beiträgen hält sie Verbindung zu ihren Fans und Anhängern. Die gute Figur, die sie auf der Bühne macht, zeigen die vielen Videoclips auf ihrer „Seite“.

Dass sie viel von Dramaturgie versteht, zeigt das Video mit dem Antwortgedicht zu Leonhard Franks: „Die Jünger Jesu“, in dem der öffentliche Raum zur Bühne wird.

„Preise sind für mich eine Bestätigung, dass von Außen anerkannt wird, was ich mache. Als Schriftstellerin hat man ja beim Schreiben selten ein unmittelbares Feedback vom potentiellen Publikum.

Deswegen bedeutet für mich ein Preis, dass mein Publikum, die Kulturwelt, meine Stadt, mein Bundesland – je nachdem, wer den Preis vergibt – mögen, was ich tue und mich darin bestärken, weiterzumachen“, sagt die ausgezeichnete Künstlerin.

Bildnachweis: Tobias Heyel

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