Der Würzburger Theologie-Professor Klaas Huizing ist am glücklichsten in der Geste des Schreibens

von Ursula Düring, 15.12.2003

Der Würzburger Theologie-Professor Klaas Huizing verspürt beim Schreiben seiner Romane eine große Seelenruhe.

Blauer Fußboden. Ledercouch, Besprechungstisch. Am Fenster der Ficus, die Wand hoch Fotos, 20 mal 30 Zentimeter groß und als Collage verfugt. Fachliteratur, Film-Videos, Musik-Bänder (Elton John, Michael Jackson, Sting) in den Regalen. Und ein Päckchen Grüntee, auf dem "Harmonie-Wellness" zu lesen ist. Ein Teil der Welt, in der Professor Dr. Dr. Klaas Huizing sich bewegt.

Der Ordinarius am Lehrstuhl für Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen der Universität Würzburg lehnt lässig im Stuhl, ist gleichzeitig konzentriert bis auf den Punkt. Er zählt aus der Vergangenheit, plaudert von Familie, Beruf, Berufung. Vom Vater, der sonntags die Orgel spielte und der ihn wohl auf manche Sicht der Dinge gebracht hat. Von den starken Frauen in seinem Leben: der Ehefrau, die ihm ein gesundes Regulativ zu sein scheint. Von den beiden Töchtern und ihrem Dasein in Schule und Studium. Von sich selbst. Charakterisiert sich als extremen Optimisten, der sehr albern sein kann ("das hab ich wohl von meinem holländischen Vater mitbekommen"), und als typische Waage mit entsprechenden Emotionsschwankungen. Huizing nennt sich "lebensfromm", wirkt ansteckend lebensfroh. Bekennt sich als Sushi-Liebhaber und Kinogänger ("Ich habe selten einen so Sinn freien Film wie 'Ocean Eleven' gesehen, aber er erfrischt. Danach ist die Birne frei").

Schildert sich als Hochschullehrer. Und als Romanautor. Denn es gibt noch ein anderes Stück Welt im Leben von Klaas Huizing. Das spielt sich im barocken Süden ab, dort, wo er nach Kindheit und Jugend im protestantischen Norden, Studium in Holland, Promotion in München, Stationen in Hamburg, Münster und Heidelberg, heute sesshaft ist. Am Starnberger See, wo Hund und Familie leben, entstehen die belletristischen Arbeiten des Philosophen und Theologen, die bei Fachpresse und Leserschaft gleichermaßen erfolgreich sind und die in diesem Jahr mit einem Stipendium der "Villa Concordia" (Bamberg) honoriert werden.

Romane wie "Der Buchtrinker", ein sowohl geistreiches wie selbstironisches Essay über das Lesen und Gelesenwerden, preisgekrönt und in viele Sprachen übersetzt, und "Das Buch Ruth", die Geschichte einer Frau der Antiatom-Generation. Oder "Das Ding an sich", dem Autor Huizing den Untertitel "Eine unerhörte Begebenheit aus dem Leben des Immanuel Kant" gegeben und den er in die Zeit der europäischen Aufklärung gelegt hat: Lektüre zum intensiven Genießen, zum stillen Schmunzeln, zum Nachdenken, die so erbaulich wohl nur aus der Feder eines Menschen fließen kann, der mit sich im Reinen ist - mit oder ohne Wellness-Tee.

Gespannt wie ein Flitzebogen und gleichzeitig in sich ruhend, so wirkt der Mann, dem Halbglatze und Designerbrille äußeres Profil verleihen. Fleißig scheint Huizing zu sein, wie ein Blick auf die Liste seiner Veröffentlichungen zeigt. Und kreativ, wenn man sich die Themen seiner Romane anschaut. "Kreativität ist abhängig von geregelten Lebensabläufen", winkt er ab, beugt sich locker nach vorn und zwinkert über den Tisch. Ein zeitliches Korsett und starke Disziplin bewirken einen großen Output. "Ach wissen Sie, man muss nur wirklich konsequent sein, ein hartes Arbeitssystem haben, soundsoviel Zeilen pro Tag produzieren". Er bringt große Namen ins Gespräch, Thomas Mann, Ernest Hemingway, andere Intellektuelle. Reflektiert klassische Meinungen und philosophische Gedankengänge. Und freut sich daran, dass er alles in Worte fassen kann. Nie eine Schreibblockade zu überwinden hat, ja im Gegenteil ausgesprochen gern schreibt. "Ich habe sehr bald gemerkt, dass ich das am besten kann, besser als Autos reparieren, besser als Häuser bauen ... Beim Schreiben selbst bin ich unruhig. Aber gleichzeitig spüre ich eine große Seelenruhe ... Ja, es ist so: Am glücklichsten bin ich in der Geste des Schreibens...".

Zukunftsmusik

Für einen Roman braucht Huizing ziemlich genau ein Jahr, an einem wissenschaftlichen Werk schreibt er unter Umständen auch länger. Das neueste Manuskript, gerade beim Verlag abgeliefert, befasst sich mit der geschlossenen Gesellschaft eines Tennisclubs und wird unter dem Titel "Aufschlag" voraussichtlich Ende des Jahres erscheinen. Verträge für zwei weitere Bücher sind unterzeichnet und bewegen Herz und Geist des Autors. Einer wird sich mit Platon beschäftigen, der andere mit der Welt um Sören Kirkegaard, dem humorigen Religionsphilosophen, Kritiker und Dandy, der das Recht des Individuums verteidigte und auf dessen Schultern auch Huizings Theologieverständnis ruht.

Zum Werk

Die folgenden Buchtitel sind allesamt im Albrecht Knaus Verlag in München erschienen:

Das Buch Ruth
256 Seiten, ISBN 3-8135-0159-0, 18 Euro

Der Buchtrinker
192 Seiten, ISBN 3-8135-1976-7, 16 Euro

Das Ding an sich
240 Seiten, ISBN 3-8135-0084-5, 17,45 Euro

Paradise
208 Seiten, 3-8135-4003-0, 18,40 Euro

Bildnachweis: Düring

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