Derzeit sind circa 6500 deutschsprachige Hörbuchtitel auf dem Markt. Jedes Jahr kommen rund 400 hinzu. Im letzten Jahr wurden in Deutschland über 25 Millionen Euro allein mit Audio-Books umgesetzt. In den USA, als Vorbild für den boomenten Hörbuch-Markt, schneiden sich Wort-CDs mit vier Milliarden Mark Jahres- umsatz bereits ein gehörige Scheibe vom Kuchen ab. Experten sehen eine Verzehnfachung der heutigen Umsätze in den nächsten Jahren.
Rund 150 Anbieter in Deutschland
Das Programm verbreitert sich, die Auflagen klettern. Während in den USA eine Million verkaufter Exemplare für einen Hörbuch-Bestseller keine Seltenheit sind , ist der HörVerlag mit seinem Spitzentitel "Sofies Welt" immerhin bei 100 000 Stück. Mit 300 CD- und MC-Titeln ist der HörVerlag sowohl Marktführer als auch der bekannteste Vertreter der neuen Branche - Harry Potter als Hörbuch sei Dank.
Daneben drängen von Heyne bis Eichborn zahlreiche Buchverlage auf den neuen Tonträger-Markt. Mittlerweile gibt es in Deutsch- land 150 Anbieter, darunter 30 größere, mit etwa 6500 lieferbaren Titeln.
Ein beachtlicher Teil dessen, was als Audio-Book herauskommt, ist in den Studios der ARD entstanden. "Die Hörbuchverlage, wenn sie selbst produzieren, machen allenfalls eine Lesung im Studio", erklärt Michael Töteberg, Leiter der Rowohlt Medien- agentur. "Aufwändigere Produktionen entnimmt man meist den Archiven der Öffentlich-Rechtlichen, wo Dichterlesungen von Thomas Mann über Ingeborg Bachmann bis hin zu Ernst Bloch brach liegen. So profitiert die heutige Privatwirtschaft von der glorreichen Vergangenheit des öffentlich-rechtlichen Funks und schafft parallel dazu im Moment gerade Kulturradio ab.
Nicht lesen, aber mitreden wollen
Der Frage, wer Hörbücher hört, ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in einer Umfrage nachgegangen. Es sind vor allem junge Akademiker zwischen 20 und 30, die nicht mehr lesen, aber mitreden wollen. Es sind die Aufsteiger der unter- schiedlichsten Branchen, die viel Zeit im Auto, Flugzeug, oder auf den Schienen verbringen und diese sinnvoll nutzen möchten. Es sind die Hausfrauen mit einem gewissen Anspruch an Bildung, die das Motto "double your time" beim Bügeln für sich entdeckt haben. Und last but not least sind es die Kinder, die sich vor dem Einschlafen, im Auto oder im Wartezimmer gerne von Harry Potter und Konsorten verzaubern lassen.
"Wer nicht hören kann, muss fühlen" - ein Sprichwort aus Kindertagen mit negativer Konnotation, verkehrt sich beim Hörbuch in sein positives Gegenteil: "Nur wer hören kann, darf fühlen". Audio-Books machen das "Lesen" zu einem sinnlichen Erlebnis. Im Gegensatz zum gedruckten Buch ist es ein gesprochenes Buch, das auch in solchen Lebenslagen "gelesen" werden kann, in denen es bisher fast oder ganz unmöglich war - beispielsweise beim Autofahren oder beim Joggen. Das Audio-Book sieht sich nicht als Konkurrenz zu seinem gedruckten Pendant, sondern als sinnliche Ergänzung für "Zeiten", in denen "Duplizität" gefragt ist.