Das Leonhard Frank-Archiv der Stadtbücherei enthält zahlreiche Raritäten

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 7-9/2011)

Nur Studierende, Schülerinnen oder Wissenschaftler, die das Thema „Leonhard Frank“ aufgreifen, dürfen sich Bücher aus diesem Bestand entleihen: Die rund 300 Werke des „Leonhard Frank-Archivs“ der Würzburger Stadtbücherei werden sorgfältig gehütet. Nahezu alle Erstausgaben sind hier zu finden. Aber auch viele Anthologien, in denen Geschichten von Leonhard Frank veröffentlicht wurden.

Anlässlich des 50. Todestages des Würzburger Dichters öffnete die Bibliothek bei einer Führung seine wertvolle Sammlung.Beifallsjubel von Seiten seiner ehemaligen Würzburger Mitbürgerinnen und Mitbürger gab es lange nicht für den 1882 geborenen, radikalen Pazifisten und „Herzens-Sozialisten“ Frank. Dafür wurde er im Ausland geschätzt.

Im Frank-Archiv ist eine englische Ausgabe von „Links, wo das Herz ist“ zu finden, in New York erschienen die „Traumgefährten“ unter dem Titel „Dream Mates“, eine italienische Ausgabe aus dem Jahr 1933 brachte südländischen Lesern „Karl und Anna“ näher. “Haramiák Bandája“ schließlich lautet der ungarische Titel der „Räuberbande“. Vom Jahr 1930 datiert ein völlig unbekanntes Schauspiel namens „Hufnägel“, das allerdings nicht in der Stadtbücherei, sondern im privaten Archiv von Willi Dürrnagel, zweiter Vorsitzender der Leonhard Frank-Gesellschaft, zu finden ist.

1974 wurde das Ehedrama von der DEFA unter dem Titel „Die Kurve“ verfilmt. Natürlich können in der Stadtbücherei auch viele Bücher von Leonhard Frank ausgeliehen werden, zum Beispiel „Karl und Anna“, das einfühlsam erzählte Anti-Kriegs-Stück des Dichters, das 1926 erst als Novelle, zwei Jahre später als Drama erschien. Auch Peter Cersowskys „Neue Beiträge zu Leonhard Frank“ sind entleihbar, ebenso Martin Glaubrechts Studien zum Frühwerk des Dichters.


Unter „Verschluss“ hingegen werden Raritäten wie „Der Almanach der neuen Jugend auf das Jahr 1917“, der Franks Novelle „Der Vater“ enthält, sowie die 63-seitige Reclam-Ausgabe von Franks Novelle „Absturz“ aus dem Jahr 1929 gehalten. Fans von Leonhard Frank mit filmischen Vorlieben können in der Bücherei den 1985 in der DDR entstandenen Streifen „Die Frau und der Fremde“ von Simon Rainer entleihen. Er basiert auf „Karl und Anna“. Schließlich gibt es im Leonhard-Frank-Archiv mehrere Schwarz-Weiß-Fotografien, die Stationen aus dem Leben des Dichters aufzeigen.

Ergänzt wird der Bestand von einem dicken Aktenordner, in dem sich jede Menge Artikel über Leben und Werk Franks befinden. Nicht fehlen darf auch das Buch seiner Mutter, die unter dem Pseudonym „Marie Wegrainer“ im Jahr 1914 den „Lebensroman einer Arbeiterfrau“ veröffentlichte.

Veranstaltungen zum 50. Todestag von Leonhard Frank

Es ist eine gefährliche, abenteuerliche, gefühlsgeladene Zeit, die Pubertät. Von dieser spannenden Lebensphase berichtet Leonhard Frank in einem seiner berühmtesten Bücher, der „Räuberbande“. Anlässlich von Franks 50. Todestag inszeniert das Theater am Neunerplatz den Roman des Würzburger Dichters. Premiere ist am 29. Juli.

Literarische Happen aus Franks Werk präsentieren Prominente am 24. Juli um 15 Uhr in der Stadtbücherei.

Vom 12. September bis 28. Oktober wird in der Volkshochschule die Fotoausstellung „Auf den Spuren Leonhard Franks“ gezeigt. Im Oberen Foyer des Rathauses hat am 20. September um 17 Uhr die Ausstellung „Ohne zu zögern“ Vernissage.

Das Central Programmkino zeigt am 7. Oktober um 20 Uhr den Stummfilm „Heimkehr“ mit Klavierbegleitung.

Für den 26. Oktober ist um 19.30 Uhr in der Volkshochschule die Veranstaltung „Literatur und Politik. Das Beispiel Leonhard Frank“ geplant. pat

Bildnachweis: Pat Christ

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