Der Direktor des Bürgerspital Weinguts Robert Haller geht in den Ruhestand – sein langjähriger Mitarbeiter und Weggefährte Karl Brand übernimmt

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 03/2025)

Wenn jemand nach fast zwei Jahrzehnten leise geht, ohne viel Aufhebens, dann darf man sicher sein: Seine Arbeit spricht für sich. Robert Haller, Direktor des Bürgerspital Weinguts Würzburg, verabschiedet sich in den Ruhestand – mit feinem Understatement, das auch die Bürgerspital-Weine seit jeher prägt. Kein großes Getöse, keine lauten Töne. Aber was bleibt, ist ein beeindruckendes Vermächtnis: Preisgekrönte Weine, ein starkes Team und die Handschrift eines Mannes, der das Bürgerspital an so vielen Stellschrauben behutsam neu justiert hat, bis die Richtung stimmte.

„Ich musste den Kallmuth abgeben, aber dafür habe ich den Stein gewonnen“, sagte Haller einst über seinen Wechsel vom Weingut Fürst Löwenstein mit seiner beeindruckenden Terrassenlage Homburger Kallmut ins Bürgerspital – ein Satz, der viel von seiner Philosophie erzählt: die Balance zwischen Loslassen und Gestalten. 2007 trat er die Leitung des traditionsreichen VDPWeinguts an, damals wie heute ein 120-Hektar-Betrieb mit ehrwürdiger Geschichte – und großem Entwicklungspotenzial. Haller brachte das Bürgerspital zurück in die Spitzengruppe
Frankens. Seine Mission: Herkunft schmeckbar machen. Silvaner, Riesling, klar, mineralisch – Weine, die den Würzburger Stein erzählen. Doch Erfolg im Weinbau ist selten Zufall. Es braucht Geduld, Fingerspitzengefühl, Weitblick – und ein Team, das an einem Strang zieht. Einer, der seit mehr als zehn Jahren mitzieht und gestaltet, ist Karl Brand, Hallers Weggefährte und bisheriger Leiter für Weinbau und Oenologie. Brand übernimmt ab September das Ruder des „komplexen Gebildes“ Bürgerspital Weingut. Fachlich brillant, unprätentiös, tief verwurzelt in der Philosophie des Hauses.

„Ein Universalgenie – einer der besten Önologen in Franken oder gar weit und breit“, lobt Robert Haller seinen Nachfolger. „Wir diskutieren, wir sind auch mal unterschiedlicher Meinung – aber wenn wir rausgehen, dann geschlossen“, sagt Haller. Teamgeist, den man schmeckt. Die aktuellen Herausforderungen werden bleiben, betonen beide: Klimawandel, Personalknappheit, Marktveränderungen und steigende Ansprüche. Doch das Fundament steht. Die konsequente Qualitätsausrichtung, das sensible Bodenmanagement, die vielen feinen Stellschrauben, an denen Haller über Jahre drehte, bleiben gesetzt.

Ein bisschen weiterdrehen wird Karl Brand sie sicher – mit der gleichen Haltung, die Haller geprägt hat: Verantwortung, Beständigkeit, leiser Perfektionismus. Robert Haller verlässt die Bühne nicht, ohne Spuren zu hinterlassen – nicht nur in den Flaschen, sondern im ganzen Gefüge des Bürgerspitals. Und vielleicht gönnt er sich nun auch mal einen guten Frankenwein – ganz privat, mit dem Blick eines Mannes, der weiß: Große Weine brauchen Zeit. Große Karrieren auch.

Bildnachweis: Bürgerspital Weingut

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